LSB Hessen will Modellprojekt „Kommunale Sport-Coaches“ ausweiten
„Kommunale Sport-Coaches“ helfen Flüchtlingen Zugang zu Sportvereinen zu finden. Der Landessportbund Hessen (lsb h) will dieses Engagement nun ausweiten.

23.09.2015

Man nennt sie „Kommunale Sport-Coaches“: Menschen, die sich nicht nur für Sport interessieren, sondern in ihren Gemeinden auch tief vernetzt sind und diese Eigenschaften nutzen, um Flüchtlingen den Zugang zu Sportvereinen zu ermöglichen. Es sind Menschen, die Asylbewerber zum Sport begleiten wie andere Freiwillige es bei Amtsgängen tun. Menschen, die den Kontakt zwischen Vereinen, Flüchtlingsinitiativen und der kommunalen Asylbetreuung aufbauen und fördern. Eingesetzt werden diese „Sport-Coaches“ von der Sportjugend Hessen im Landessportbund (LSB) Hessen. Bisher geschieht dies im Rahmen des Modellprojekts „Sport und Flüchtlinge“ in den Kommunen Butzbach, Egelsbach und Maintal. Das soll nun ausgeweitet werden, hat der LSB in einer Mitteilung vom Montag (21. September) erklärt.
„Dort sieht man, wie gut dieses Konzept funktioniert. Deshalb ist es an der Zeit, das Erfolgsmodell hessenweit anzubieten“, sagte LSB-Präsident Rolf Müller. Er unterstütz es deshalb, dass die Sportjugend einen Antrag für das Landesprogramm „Sport und Flüchtlinge“ an das Hessische Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS) gestellt habe: Neben Fördergeldern sollen künftig allen hessischen Kommunen „Sport-Coaches“ zur Verfügung gestellt werden.
Müller verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass sich bereits eine Vielzahl der rund 7.800 im LSB organisierten Vereine für Flüchtlinge engagiere. „Was in den letzten Monaten an Sportangeboten für Asylbewerber auf die Beine gestellt wurde, erfüllt mich mit Stolz“, sagte er.
„Ob im bevölkerungsstarken Rhein-Main-Gebiet mit einer sehr langen Erfahrung in der Integrationsarbeit, wo jetzt der Sportkreis Frankfurt einen detaillierten Aktionsplan vorgelegt hat, oder im eher strukturschwachen Nordhessen; ob im Fußballclub oder in der Badmintongruppe, ob im mitgliederstarken oder im kleinen Verein – fast überall haben sich Mitglieder aufgemacht, ihren ganz persönlichen Beitrag zur Integration zu leisten“, lobte Rolf Müller. Bei immer weiter steigenden Flüchtlingszahlen sei es aber nötig, den Vereinen nicht nur mit Rat und Tat, sondern auch mit den nötigen finanziellen Mitteln zur Seite zu stehen.
Erfolgsmodell in ganz Hessen etablieren
Dass es sich lohnt, in die Integration via Sport zu investieren, zeigt ein Blick in die Historie. Denn: „Der Sport in Hessen hat langjährige Erfahrung darin, Menschen mit ausländischen Wurzeln für Bewegungsangebote zu begeistern und damit Barrieren auf Seiten der heimischen Bevölkerung wie auf Seiten der Einwanderer abzubauen“, so der lsb h-Chef. Bereits in den 1970er Jahren habe man Programme für Gastarbeiter aufgelegt. In den vergangenen Jahren sei es zudem gelungen, immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund für das Mitmachen in den Vereinen zu gewinnen.
„Sport spricht alle Sprachen – und er hilft dabei, traumatisierte Menschen auf andere Gedanken und mit neuen Menschen in Kontakt zu bringen“, fasst der lsb h-Präsident zusammen. Damit es soweit kommt, braucht es Helfer, die den Kontakt zwischen Sportvereinen und Asylbewerbern herstellen – wie eben jene „Sport-Coaches“ des Modellprojektes „Sport und Flüchtlinge“, das die Sportjugend Hessen im Herbst 2014 – also vor fast einem Jahr – ins Leben gerufen hat.
Beim LSB und der Sportjugend hoffe man, dass sich die Erfolgsgeschichten aus Egelsbach, Butzbach und Maintal vielmals wiederholten, heißt es in der Mitteilung. Damit dies möglich sei, brauche es – neben einer finanziellen Förderung – aber auch die richtigen räumlichen Voraussetzungen. Daher sei es laut Rolf Müller richtig, dass die Hessische Landesregierung sich darum bemühe, möglichst wenige Sportstätten als Notunterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
Unterbringung in Sporthallen keine Dauerlösung
Der LSB-Präsident betonte aber auch: „Wir kennen die Situation. Unsere Vereinsvorsitzenden und Sporttreibenden sehen natürlich auch täglich die Bilder von traumatisierten Menschen, die in Hessen ankommen und Obdach benötigen.“ Wenn es um eine humanitäre Unterbringung gehe, dürften Sporthallen deshalb kein Tabu sein. „Das darf aber nicht zur Dauerlösung werden“, so Müller. Sonst ergebe sich ein Dilemma: „Wir sind überzeugt, dass der Sport mit seinen vielfältigen und umfangreichen Angeboten einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten kann. Dafür müssen aber dauerhaft die entsprechenden Sportstätten zur Verfügung stehen“, sagte der Präsident. Zudem erfülle der Sport neben der Integration noch weitere wichtige Aufgaben, die man nicht vernachlässigen wolle – etwa im Bereich der Inklusion oder der Gesundheitsförderung, und auch für den Vereins- und den Schulsport würden die Hallen dringend gebraucht.
In Richtung Landesregierung signalisierte der LSB Gesprächsbereitschaft. Müller erklärte: „Uns allen in daran gelegen, den Flüchtlingen zu helfen. Wir sollten deshalb gemeinsam nach der besten Lösung suchen.“ Seinen Mitgliedsvereinen sprach er Mut zu: „Überwinden Sie Ihre Un-sicherheit und trauen Sie sich, auf die Flüchtlinge zuzugehen – selbst wenn es in Ihrer Kommune noch keinen Sport-Coach gibt.“
Eine wichtige Voraussetzung für die integrative und humanitäre Arbeit der Vereine vor Ort, so heißt es weiter, habe der LSB schon vor Monaten geschaffen, indem er einen eigenen Versicherungsschutz für Flüchtlinge in seinen Mitgliedsvereinen abschloss.
(Quelle: lsb h)