Marcel Hassemeier erlebt in Chengdu einen Moment für die Ewigkeit
Als einziger deutscher Teilnehmer am ersten Fackellauf der World-Games-Geschichte durfte der ehemalige Rettungsschwimmer am vergangenen Samstag am Xinglong-See das Feuer der Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten entfachen.

28.07.2025

Die Dimension dessen, was er erlebt hat am vergangenen Samstag, wurde Marcel Hassemeier erst mit etwas Abstand klar. „Natürlich war der Moment total cool und bewegend. Aber erst, als ich etwas Zeit hatte, darüber nachzudenken, was er mir bedeutet, habe ich gespürt, wie besonders das war“, sagt der 35-Jährige, und man kann ihn gut verstehen. Beim ersten Fackellauf der World-Games-Geschichte als Schlussläufer die Flamme zu entzünden, und das als Deutscher in China – das ist tatsächlich historisch. Kein Wunder also, dass der ehemalige Rettungsschwimmer auch zwei Tage später, kurz vor seinem Rückflug nach Deutschland in der Nacht zu Dienstag, noch euphorisch von seinem Erlebnis erzählt.
Weil er mit viermal Gold und einmal Silber, gewonnen in Cali (Kolumbien) im Jahr 2013, noch immer Rekordgewinner für eine einzelne Ausgabe der Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten ist, war Marcel Hassemeier von den Ausrichtern der diesjährigen Spiele in Chengdu (7. bis 17. August) eingeladen worden, am ersten Fackellauf der seit 1981 währenden World-Games-Geschichte teilzunehmen. Nur zwei weiteren ausländischen Athletinnen, der schwedischen Muaythai-Kämpferin Sofia Olofsson und der spanischen Karateka Sandra Sanchez, wurde diese Ehre zu Teil. Ansonsten waren unter den 120 Teilnehmenden des Laufs, der an drei unterschiedlichen Standorten in der 20-Millionen-Einwohner-Metropole Chengdu sowie den Nachbarstädten Deyang und Meishan über insgesamt elf Kilometer ausgetragen wurde, fast nur Einheimische, darunter der berühmte Action-Schauspieler Jackie Chan.
Marcel Hassemeier, der früher für die DLRG-Ortsgruppe Schwerte startete, aber seine Karriere wegen einer schweren Handgelenksverletzung 2014 beenden musste, war in die Gruppe am Xinglong-See in der Science City eingeteilt, auf dem die Wettkämpfe im Duathlon und Kanusport ausgetragen werden. „Ich musste lediglich ungefähr 300 Meter laufen, aber mein Abschnitt war trotzdem der längste, weil ich ja den Part hatte, die Fackel auf die Bühne zu tragen und die Flamme zu entzünden. Obwohl wir kaum Zeit hatten, den Ablauf zu proben, hat alles gut funktioniert“, sagt er. Teil dieser Prozedur gewesen zu sein, erfülle ihn mit Dankbarkeit und Stolz. „Der Geist, der mit so einem Fackellauf übermittelt wird, ist sehr besonders. Ich habe mich sehr gefreut, dass es so etwas jetzt auch bei den World Games gibt.“
Bei der bislang letzten Ausgabe 2022 in Birmingham (USA) war Marcel Hassemeier, der im Finanzcontrolling seiner Heimatstadt Dortmund arbeitet, als Teil der Fahnenprozedur dabei. Damals konnte er deshalb auch an der Eröffnungsfeier teilnehmen. „Warum sie den Fackellauf so früh gemacht haben und nicht die Entzündung der Flamme in die Eröffnung integrieren, darauf habe ich keine Antwort bekommen können. Aber ansonsten fand ich alles herausragend organisiert. Ich hatte zum Beispiel eine Dolmetscherin, die 24/7 erreichbar war und sich um alles gekümmert hat. Das werden tolle Spiele!“, sagt er. Fünf Tage war er in Chengdu, konnte die berühmte Panda-Aufzuchtstation mittels einer Privatführung erkunden und sich einen Eindruck der Mega-City verschaffen. „Chengdu ist eine überraschend schöne Stadt mit viel Grün, auch der Smog ist nicht so schlimm wie in anderen Städten in China. Ich glaube, das ist ein cooler Ort für ein solches Sportgroßereignis.“
Was allerdings nicht auf das Klima zutrifft. Die schwüle Hitze hat auch dem ehemaligen Spitzenathleten zu schaffen gemacht. „Die Sonne brennt schon extrem stark. Es ist, als würde man in einen Föhn hineinlaufen. Mir lief der Schweiß selbst dann, wenn ich mich nicht bewegt habe. Für die Athletinnen und Athleten, die nicht in klimatisierten Hallen zu ihren Wettkämpfen antreten, wird das schon eine Herausforderung“, sagt er. Am Ende jedoch, davon ist Marcel Hassemeier überzeugt, werden alle glücklich sein, ihre persönlichen Erfahrungen mit Chengdu gemacht zu haben.