Wie kann Sport gegen Einsamkeit wirken?
Eine wissenschaftliche Evaluation des DOSB-Modellprojekts „Fit und verbunden gegen Einsamkeit (FIVE)” untersucht Wirkung, Bedingungen und Potenziale lokaler Allianzen und Bewegungsangebote.

21.08.2025

Einsamkeit ist eine drängende gesellschaftliche Herausforderung mit weitreichenden gesundheitlichen und sozialen Folgen. Mit dem DOSB-Projekt „Fit und verbunden gegen Einsamkeit (FIVE)“ wird seit Anfang des Jahres ein modellhafter regionaler Ansatz zur Prävention und Linderung von Einsamkeit durch Sport erprobt. Die zentralen Elemente: Der Aufbau lokaler Allianzen zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit und die Umsetzung konkreter (Bewegungs-)Angebote zur Stärkung von Gemeinschaft und Gesundheit. So schafft beispielweise in Berlin die Iranische Gemeinde gemeinsam mit Sportvereinen niedrigschwellige Formate wie Gehgruppen oder Tanzcafés, um Frauen, Jugendliche und Senior*innen mit Zuwanderungsgeschichte in Bewegung und Begegnung zu bringen.
Begleitet wird das Projekt durch eine wissenschaftliche Evaluation mit dem Ziel, Wirkung, Gelingensbedingungen und Potenziale für eine nachhaltige Umsetzung zu analysieren. Der Evaluationsansatz und das Wirkungsmodell wurden kürzlich beim offiziellen Kick-off des FIVE-Projektes im Haus des Deutschen Sports in Frankfurt vorgestellt.
Warum evaluieren?
Die Tragweite von Einsamkeit in unserer Gesellschaft ist in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft angekommen. Doch nach wie vor fehlen belastbare Erkenntnisse darüber, welche konkreten Maßnahmen im Alltag von Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen tatsächlich Wirkung entfalten und wie sie nachhaltig verankert werden können. Parallel dazu machen sich vielerorts immer mehr Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen auf den Weg: Erste Maßnahmen gegen Einsamkeit werden angestoßen, häufig jedoch punktuell und ohne systematische Verzahnung.
Die Evaluation soll genau hier ansetzen und Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis systematische, praxisnahe Erkenntnisse liefern. Neben zielführenden Zugängen und passfähigen Angeboten für Menschen mit Einsamkeitserleben, steht insbesondere die Zusammenarbeit von Sportvereinen, Migrantenorganisationen und kommunalen Akteur*innen im Fokus der Untersuchung. Konkrete Handlungsempfehlungen für den erfolgreichen Aufbau und die langfristige Verstetigung lokaler Allianzen sollen die Nachahmung in anderen Regionen unterstützen.
Was wird untersucht?
Im Rahmen der zweijährigen wissenschaftlichen Projektevaluation wird die Frage, ob die Projektaktivitäten in den Modellregionen zur Reduktion von Einsamkeit beitragen, nicht beantwortet werden können. Dennoch werden direkte Wirkungen der lokalen Allianzen, der Teilprojekte und der Öffentlichkeitsarbeit des Gesamtprojekts mithilfe verschiedener Indikatoren, Datenquellen und Erhebungszeitpunkte gemessen.
Im Fokus der Evaluation stehen die Fragen:
- Welche Zugänge sind zielführend, um Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen, speziell Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, anzusprechen und zu erreichen?
- Welche Effekte gehen aus einer verstärkten Netzwerkarbeit mit Sport- und Migrantenselbstorganisationen sowie mit vor Ort wirkenden Trägern im Themenfeld Einsamkeit hervor?
Hierfür werden vorwiegend subjektives Erfahrungswissen und die unterschiedlichen Perspektiven von Übungsleitenden, Projektmitarbeitenden sowie lokalen Kooperationspartner*innen in qualitativen Datenerhebungen berücksichtigt.
Welche Impulse liefert die Evaluation für Politik und Praxis?
Die Erkenntnisse der Evaluation sollen einen Beitrag für zukünftige Strategien gegen Einsamkeit bieten – auf kommunaler wie auf Landes- und Bundesebene. Darüber hinaus sollen Empfehlungen zu Ansätzen der Verstetigung sowie zur Übertragbarkeit auf andere Städte/Kreise abgeleitet werden: Welche Maßnahmen und Schritte sind übertragbar? Wo braucht es spezifische Anpassungen? Wie kann eine nachhaltige Bearbeitung des Themenfeldes in den Regionen sichergestellt werden?
Erste Zwischenergebnisse werden im Sommer 2026 erwartet und in einem One Pager zur Unterstützung des Forschungs-Praxis-Transfers veröffentlicht. Im dritten Quartal 2027 folgen ein umfassender Ergebnisbericht und Handlungsempfehlungen für kommunale sowie zivilgesellschaftliche Akteur*innen, deren zentrale Erkenntnisse auf der Abschlussveranstaltung des Projekts vorgestellt werden.
Interessierte Akteur*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis sind eingeladen, den Prozess zu begleiten und sich bei den regelmäßigen Fachveranstaltungen zum aktuellen Stand und den bisherigen Erkenntnissen der Teilprojekte zu beteiligen.
Modellprojekt „Fit und verbunden gegen Einsamkeit (FIVE)“
Das Modellprojekt „Fit und verbunden gegen Einsamkeit (FIVE)“ wird durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert.
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