Die Kraft des Sports interessiert auch die deutsche Botschafterin
Dr. Patricia Flor leitet seit 2022 die Botschaft in Peking. Aktuell besucht sie in Chengdu die World Games und traf sich am Donnerstagmorgen zu einem Frühstück mit einer kleinen Abordnung des Team D.

07.08.2025

Wer die Bundesrepublik Deutschland als Botschafter*in vertreten möchte, braucht nicht nur ein extrem hohes Maß an Allgemeinwissen, sondern auch eine ebenso große Portion Neugier und vielfältiges Themeninteresse. All das bewies Dr. Patricia Flor, als sie am Donnerstagmorgen eine kleine Abordnung des Team D zum Frühstück im „Cube 3“ des Fairmont-Hotels in der Innenstadt von Chengdu empfing. Die 20-Millionen-Einwohner-Metropole in der südwestchinesischen Provinz Szechuan ist Gastgeber der World Games, die am Donnerstagabend eröffnet wurden und bis zum 17. August dauern. Um sich mit einigen Athlet*innen und Mitgliedern des Funktionsteams austauschen zu können und sich ein Bild von der Sportgroßveranstaltung zu machen, war die 63-Jährige am Mittwoch von Peking, wo sie seit 2022 die deutsche Botschaft leitet, angereist. Und spätestens, als die gebürtige Nürnbergerin aufzählte, dass Deutschland in 25 der 34 Sportarten vertreten ist und Tauziehen die größte Teilmannschaft stellt, war klar: Diese Frau ist vorbereitet!
„Ich freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit habe, mich mit der Team D Delegation auszutauschen“, sagte sie, „der Sport steht für einen Bereich unserer Gesellschaft, in dem Leistung noch einen hohen Stellenwert hat.“ Von Birte Steven-Vitense, im DOSB Ressortleiterin Games Management und in Chengdu als Chefin de Mission eingespannt, wollte die Botschafterin wissen, ob der Erfolg von 2022, als das Team D in Birmingham (USA) die Medaillenwertung gewann, wiederholt werden könne. „Wir werden zumindest alles dafür geben, aber wir erwarten harte Gegenwehr der Konkurrenz“, sagte sie.
Jens-Peter Nettekoven, als DOSB-Vizepräsident am Donnerstag hochrangigster Vertreter des Dachverbands des organisierten Sports, erläuterte auf Nachfrage von Aron Mir Haschemi, der in Chengdu eins von fünf deutschen Generalkonsulaten in China leitet und Co-Gastgeber des Frühstücks war, warum Leistungssportler*innen in ihren Karrieren nach der Karriere oftmals ähnlich erfolgreich sind. „Im Sport erlernt man Werte, die im Leben wichtig sind, in unserer Gesellschaft aber etwas verloren zu gehen drohen. Fleiß, Disziplin, Durchhaltevermögen, aber auch, mit anderen Menschen anständig umzugehen: Diese Werte versuchen wir als Team D auch hier bei den World Games zu vertreten.“
Bei diesen Worten lauschte vor allem das halbe Dutzend Vertreter*innen aus Wirt- und Wissenschaft, die ebenfalls der Einladung der Botschafterin gefolgt waren. Bei Eggs Benedict, Thüringer Würstchen mit Sauerkraut und chinesischen Gebäckvariationen wurde 90 Minuten lang angeregt über die Beziehungen zwischen China und Deutschland und die Chancen und Herausforderungen des chinesischen Marktes diskutiert, ehe Patricia Flor sich vollends der kleinen Gruppe von Athlet*innen aus dem Drohnensport und dem Squash widmete.
Zum gemeinsamen Teamfoto vor dem Hotel tauschte die Botschafterin ihr zum Rock passendes Oberteil kurzerhand gegen ein rotes Team D Shirt – und war damit endgültig Teil der deutschen Delegation. Noch bis Samstag will sie sich in Chengdu von der Kraft des Sports überzeugen. „Und 2029 können wir uns dann auf die Heimspiele in Karlsruhe freuen“, sagte sie zum Abschied. Eben einfach gut vorbereitet, diese Frau…