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DOSB antwortet auf Offenen Brief Athleten/Trainer Goldmann

<p></p> <p>Sehr geehrte Damen und Herren,</p> <p>DOSB-Pr&#228;sident Thomas Bach und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper haben in einem Schreiben an die Athletinnen und Athleten Markus Bandekow, Ralf Bartels, Candy Bauer, Max Bedewitz, Oliver-Sven Buder, Franka Dietzsch, Andy Dittmar, Julia Fischer, Christoph Harting, Robert Harting, Sophie Kleeberg, Nadine Kleinert, Jessica Kolozei, Petra Lammert, Christina Obergf&#246;ll, Gunnar Pfingsten, Marc Roos, Marco Schmidt, Peter Sack und David Storl auf den Offenen Brief geantwortet, mit&#160;dem&#160;die Sportler am 12. Januar 2009 im Fall des Trainers Werner Goldmann Stellung bezogen hatten.</p> <p>Bach und Vesper erl&#228;uterten in dem Schreiben die Vorgehensweise der vom DOSB eingesetzten Unabh&#228;ngigen Kommission&#160;zur &#220;berpr&#252;fung von Trainern/innen und Offiziellen mit Dopingvergangenheit im Fall des Leichtathletiktrainers Werner Goldmann. Die Kommission unter&#160; Vorsitz des&#160;Bundesverfassungsrichters a.D. Dr. Udo Steiner hatte empfohlen,&#160;Goldmann&#160;wegen Verstrickung in das Doping-System der DDR nicht weiterzubesch&#228;ftigen. Bach und Vesper verwiesen darauf, dass die Kommission m&#246;glicherweise anders geurteilt h&#228;tte, wenn Goldmann seine Doping-Verstrickung gegen&#252;ber der Kommission eingestanden und zugleich bedauert h&#228;tte: &ldquo;Sie hat ihm mehrere Br&#252;cken gebaut, &#252;ber die Herr Goldmann aber leider nicht gehen wollte.&rdquo; </p> <p>Bach und Vesper machten deutlich, dass es keine allgemeine Amnestie&#160;f&#252;r Fehlverhalten im Zusammenhang mit Doping geben k&#246;nne, weil man diesen Teil der Geschichte des deutschen Sports nicht einfach ausblenden k&#246;nne: &ldquo;Wir wollen und wir m&#252;ssen uns ihr stellen. Ebenso richtig ist aber, dass niemand ein Leben lang f&#252;r sein damaliges Fehlverhalten in Sachen Doping b&#252;&#223;en muss.&rdquo; Jeder verdiene eine zweite Chance, die durch Eingest&#228;ndnis, Bedauern und glaubw&#252;rdiges Verhalten erm&#246;glicht werde. </p> <p><strong>Zu Ihrer Information geben wir Ihnen das Schreiben des DOSB vom 23. Januar 2009 nachfolgend zu Kenntnis:</strong></p> <p>&ldquo;Liebe Sportlerinnen und Sportler, </p> <p>wir bedanken uns f&#252;r Ihren offenen Brief vom 12. Januar 2009, mit dem Sie Ihren Trainer Werner Goldmann unterst&#252;tzen und verlangen, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit des Spitzensports in der ehemaligen DDR zu ziehen. Wir k&#246;nnen Ihre Haltung in Teilen durchaus verstehen, aber in den von Ihnen vorgeschlagenen Konsequenzen nicht nachvollziehen.</p> <p>&#160;<br /> Zwar nicht ausdr&#252;cklich, aber doch indirekt gehen Sie in Ihrem Schreiben davon aus, dass Herr Goldmann tats&#228;chlich w&#228;hrend seiner Trainert&#228;tigkeit in der ehemaligen DDR seinen Athleten Dopingmittel, die ber&#252;hmten &bdquo;blauen Pillen&ldquo; Oral-Turinabol, verabreicht hat. Sie entschuldigen das damit, dass er in dem damaligen, von der Staatsf&#252;hrung gesteuerten DDR-Sportsystem keine andere Chance hatte. </p> <p>H&#228;tte Herr Goldmann selbst doch den Mut gehabt, dies gegen&#252;ber der von uns einge-setzten Unabh&#228;ngigen Kommission einzugestehen und zugleich zu bedauern! Die Kommission unter Vorsitz des ehemaligen Bundesverfassungs-richters Prof. Dr. Udo Steiner (weitere Mitglieder: Heide Ecker-Rosendahl und Steffen Reiche, MdB) w&#228;re dann m&#246;glicherweise zu einem anderen Ergebnis gekommen. Sie hat ihm mehrere Br&#252;cken gebaut, &#252;ber die Herr Goldmann aber leider nicht gehen wollte. </p> <p>Unsere Haltung ist ganz klar: Einen Schlussstrich oder eine allgemeine &bdquo;Amnestie&ldquo; kann es nicht geben, weil wir diesen Teil der Geschichte des deutschen Sports nicht einfach ausblenden k&#246;nnen. Wir wollen und wir m&#252;ssen uns ihr stellen. Ebenso richtig ist aber, dass niemand ein Leben lang f&#252;r sein damaliges Fehlverhalten in Sachen Doping b&#252;&#223;en muss. Jeder verdient eine zweite Chance &ndash; allerdings unter der dreifachen Bedingung, dass er </p> <p>&ndash; seine Taten eingesteht, statt sie sch&#246;nzureden, </p> <p>&ndash; diese Taten aufrichtig bedauert, vor allem auch deswegen, weil sie bei den betroffenen Athletinnen und Athleten zu teilweise schweren Gesundheitssch&#228;digungen gef&#252;hrt haben, und </p> <p>&ndash; in den fast zwei Jahrzehnten, die seit der Wende vergangen sind, glaubw&#252;rdig einen anderen Weg eingeschlagen hat. </p> <p>Sie werfen uns vor, von Herrn Goldmann die Unterzeichnung einer &bdquo;Ehrenerkl&#228;rung&ldquo; verlangt zu haben, &bdquo;von der man wei&#223;, dass sie nicht erf&#252;llt werden kann&ldquo;. Uns in die Schuhe schieben zu wollen, dass jemand wahrheitswidrig eine Erkl&#228;rung unterzeichnet, ist wirklich haneb&#252;chen. Wir haben niemanden gezwungen zu l&#252;gen. Wer die vorgelegte Erkl&#228;rung nicht guten Gewissens zu unterschreiben in der Lage war, konnte sich an uns wenden und dem Urteil unserer Kommission stellen. Im Fall von Stasi-Verstrickungen ist das &#252;brigens vielfach geschehen. Auch da herrscht keine bornierte &bdquo;Kopf-ab-Mentalit&#228;t&ldquo;, sondern die Bereitschaft, sich mit jedem Einzelfall ernsthaft und unter Abw&#228;gung aller Argumente auseinanderzusetzen. </p> <p>Dass Werner Goldman diesen konstruktiven Weg nicht gegangen ist, bedauern wir sehr. Unabh&#228;ngig von seinem Fall kommt es uns darauf an, deutlich zu machen, dass wir uns der Aufarbeitung der Sportgeschichte beider Teile Deutschlands nicht entziehen k&#246;nnen und wollen. Mag sein, dass das fr&#252;her h&#228;tte geschehen m&#252;ssen &ndash; den DOSB gibt es erst seit zweieinhalb Jahren. Das entbindet uns aber nicht von dieser Aufgabe. Darum haben wir, um nur zwei Ma&#223;nahmen zu nennen, gleich nach unserer Gr&#252;ndung die Entsch&#228;digung der DDR-Dopingopfer vorangetrieben und jetzt das Forschungsprojekt &bdquo;Doping in Deutschland&ldquo; in Auftrag gegeben, das auf diese Fragen Antworten geben soll. Wir laden Sie ein, sich an dieser Arbeit zu beteiligen. </p> <p>Lassen Sie uns abschlie&#223;end betonen: Nicht nur Ihnen, auch uns liegen Ihre Trainingsbedingungen am Herzen. Wir wollen, dass Sie sich optimal auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August und die Olympischen Spiele in London 2012 vorbereiten k&#246;nnen und geben Ihnen gemeinsam mit Ihrem Verband gerne jede nur m&#246;gliche Unterst&#252;tzung. </p> <p>Mit freundlichen Gr&#252;&#223;en </p> <p>Dr. Thomas Bach&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dr. Michael Vesper <br /> Pr&#228;sident&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Generaldirektor </p> <p>PS: Sie werden Verst&#228;ndnis haben, dass wir Kopien unseres Antwortschreibens an den von Ihnen gew&#228;hlten Verteiler &#252;bersenden.&rdquo;</p>

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

27.01.2009

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