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„Es sollte immer um die Sache gehen, die muss einem etwas bedeuten!“

Was machen eigentlich die Persönlichen Mitglieder im DOSB? Para-Sportschützin Manuela Schmermund ist eins von ihnen und erläutert ihre Motivation, die wichtigsten Aufgaben - und welche Eigenschaften für das Amt förderlich sind.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

22.07.2025

Eine Sportschützin beim Wettkampf
Manuela Schmermund gewann 2004 paralympisches Gold im Schießen mit dem Luftgewehr und holte 2008 und 2012 jeweils Silber.

Was man von ihr bekommt, das weiß Manuela Schmermund erfrischend ehrlich einzuordnen. „Ich war immer so etwas wie das Enfant terrible, die Motztante“, sagt sie, „aber ich finde es wichtig, in vernünftigem Maß eine Streitkultur beizubehalten, denn durch Reibung entsteht Veränderung. Gerade in einem großen Verband sollte man Entwicklungsprozesse nach außen kehren, um zu zeigen, dass man sich auf allen Ebenen mit einem Thema auseinandergesetzt hat.“ Recht hat sie, die 53-Jährige, die für Deutschland 2004 bei den Paralympischen Spielen in Athen Gold mit dem Luftgewehr holte. Und genau deshalb sind wir im DOSB froh, einen kritischen Geist wie Manuela Schmermund in der Gruppe unserer Persönlichen Mitglieder zu wissen.

Diese Gruppe ist so etwas wie ein Beirat für den Dachverband des organisierten Sports. Ihre bis zu 15 Mitglieder - aktuell sind es zwölf - werden vom DOSB-Präsidium und der Athletenkommission vorgeschlagen und im Zuge der Mitgliederversammlung alle vier Jahre gewählt. In der „Arbeitsplatzbeschreibung“ steht, dass sie den DOSB in seiner Arbeit unterstützen, indem sie das Präsidium beraten, und die Interessen des Sports dadurch vertreten, dass sie als seine Botschafter*innen fungieren, seine Werte in die Gesellschaft tragen und bei Veranstaltungen des DOSB als Repräsentant*innen auftreten. So viel zur Theorie.

Manuela steht bereit, wenn Unterstützung gefragt ist

Wer etwas zur Praxis wissen möchte, ist bei Manuela Schmermund genau richtig, denn die Sportschützin, die in ihrem Heimatverein Schützengilde Mengshausen im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg als Aktive und Nachwuchsbetreuerin wichtige Funktionen übernimmt, ist das Mitglied mit den meisten Einsätzen. Wann immer Unterstützung gefragt ist, steht sie bereit. „Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, Persönliches Mitglied zu werden, war mir zunächst nicht klar, was das bedeutet. Aber die Inhalte sind grundsätzlich zu wichtig, um so eine Anfrage abzulehnen“, sagt sie zu ihrer Motivation, sich einmal mehr in den ehrenamtlichen Dienst zu stellen.

Was sie einbringen kann, ist neben der Erfahrung aus mehr als 20 Jahren Leistungssport, in denen sie sich stets auch in die Athlet*innenvertretung einbrachte, die Perspektive einer Parasportlerin, die sich seit langer Zeit für Inklusion stark macht und so einige Kämpfe gegen althergebrachte Strukturen ausgefochten hat. „Ich sehe meine wichtigste Aufgabe darin, meine persönlichen Erfahrungswerte einzubringen, um damit einen Mehrwert zu bieten, der auch dem DOSB nutzt“, sagt sie. Deshalb schätzt sie besonders die Einsätze auf Veranstaltungen wie beispielsweise der Sportabzeichen-Tour, die sie in diesem Jahr in Göttingen erstmals live erlebte. „Mit Menschen aus dem Sport in Kontakt zu kommen und sich über Sorgen und Nöte, aber auch das, was gut läuft, auszutauschen, finde ich sehr wichtig!“

  • Manuela Schmermund

    Am interessantesten ist für mich, die Strukturen des DOSB näher kennenzulernen. Ich bekomme wichtige Einblicke in die Organisation und finde das sehr spannend. Manchmal versteht man Handlungen, von denen man ohne Einblick denkt, dass sie pragmatischer zu lösen wären, besser, wenn man die entsprechenden Insider-Informationen erhält.

    Manuela Schmermund
    Paralympicssiegerin 2004 im Luftgewehrschießen
    Schützengilde Mengshausen

    Der persönliche Benefit, den die Sachbearbeitungs-Fachwirtin im Regierungspräsidium Kassel aus ihrem Ehrenamt zieht, ist vielschichtig. Das aktive Einbringen an der Basis, vor allem im Nachwuchssport empfindet sie als bereichernd, ebenso die Möglichkeit, jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement an herausgehobener Stelle fortzuführen. „Aber am interessantesten ist für mich, die Strukturen des DOSB näher kennenzulernen. Ich bekomme wichtige Einblicke in die Organisation und finde das sehr spannend. Manchmal versteht man Handlungen, von denen man ohne Einblick denkt, dass sie pragmatischer zu lösen wären, besser, wenn man die entsprechenden Insider-Informationen erhält“, sagt sie. Dabei sei zu spüren, dass der ehrliche Austausch gewollt ist. „Wir dürfen und sollen dem DOSB den Spiegel vorhalten. Aber nicht jeder hat die Zeit, sich regelmäßig umfänglich einzubringen. Deshalb fühle ich mich auch nicht befugt, zu allem meinen Senf dazuzugeben.“

    Das indes ist auch gar nicht notwendig, die Persönlichen Mitglieder sollen zielgerichtet zu Themen zurate gezogen werden, in denen sie Expertise mitbringen. Manuela Schmermund wünscht sich allerdings, manches Mal noch stärker eingebunden zu werden. „Eine Bindung zu den Mitarbeitenden im DOSB wäre zum Beispiel schön, damit man sensibler mit der Vielfalt hinter den Bürotüren umgehen könnte“, sagt sie. Außerdem bedauert sie, dass die Gruppe so gut wie nie geschlossen zusammenkomme, obwohl der DOSB mindestens einmal im Jahr eine gemeinsame Unternehmung anbietet. In diesem Jahr war diese für die Finals in Dresden am ersten August-Wochenende vorgesehen, kann aber wegen zu geringer Anmeldung nicht stattfinden. „Gefühlt ist immer zu wenig Austausch da, aber das liegt vor allem an uns Mitgliedern“, sagt sie.

    Zwei Termine pro Jahr sollte man einhalten können

    Deshalb rät sie allen, die sich im kommenden Jahr zur Wieder- oder Neuwahl stellen wollen, vor allem die eigene Verfügbarkeit zu hinterfragen. „Man sollte mindestens zwei Termine im Jahr verlässlich einhalten können. Es ist gewünscht, sich konstruktiv-kritisch einzubringen. Nur um des Dabeiseins wegen in dieser Gruppe zu sein, um sein Ego zu pflegen oder den Lebenslauf aufzuhübschen, ist nicht zielführend“, sagt sie. „Es sollte immer um die Sache gehen, die muss einem etwas bedeuten. Ich kann versprechen: Es sind in aller Regel dankbare Termine, die Freude machen!“ Und die wichtig sind, um den Sport in Deutschland noch ein Stückchen besser zu machen. All unseren Persönlichen Mitgliedern, die das verstanden haben, sagen wir von Herzen Danke – und hoffen, dass wir auch in den kommenden Jahren auf eine starke Gruppe zurückgreifen dürfen.

    Persönliche Mitglieder im DOSB

    Die Persönlichen Mitglieder im DOSB sind engagierte Persönlichkeiten aus dem Sport, die das Präsidium beraten, die Werte des Sports in die Gesellschaft tragen und als Botschafter*innen auftreten. Ihre Perspektiven, oft aus eigener aktiver Karriere im Sport, stärken die Arbeit des DOSB.

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