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LSB Thüringen stellt sich aktuellen gesellschaftlichen Themen

Der Landessportbund Thüringen (LSB) beschloss auf dem 9. Landessporttag unter anderem Grundsatzerklärungen zur Integration von Flüchtlingen und zur Inklusion.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

23.11.2015

Die Mitgliederversammlung in der Landessportschule Bad Blankenburg wählte am Samstag (21. November) mit 216 Stimmen den bisherigen LSB-Präsidenten Peter Gösel auch für die nächste Legislaturperiode bis 2018. „Herzlichen Dank für das uns entgegengebrachte Vertrauen für die nächsten drei Jahre. Vor uns stehen große Herausforderungen, wenn es darum geht, den Sport in Thüringen weiter voranzubringen “, sagte der 72-Jährige. Gösel steht seit 1994 an der Spitze des LSB und geht nun in seine achte Amtszeit. Erstmals seit über 20 Jahren gab es im bisherigen LSB-Vizepräsidenten für Breitensport und Sportentwicklung, Dirk Eisenberg, auch einen Gegenkandidaten für den Präsidentenposten. Eisenberg erhielt 88 Stimmen.

Auf Eisenberg, der damit aus dem Präsidium des Landessportbundes ausscheidet, folgt Prof. Stefan Hügel als neuer Vize-Präsident Breitensport und Sportentwicklung. Der im Beruf tätige Notar fungiert zudem als Vorsitzender des Stadtsportbundes Weimar. Wiedergewählt wurden als Vize-Präsidenten Lutz Rösner (Leistungssport), Olaf Eberhardt (Finanzen) und Marion Seeber (Bildung/Ehrenamt). Neben LSB-Hauptgeschäftsführer Rolf Beilschmidt gehört dem geschäftsführenden Präsidium auch Chris Rohmeiß als Vorsitzender der Thüringer Sportjugend an. Rohmeiß war beim Landesjugendtag am 19. September gewählt worden.

Das Gesamtpräsidium wird erweitert durch Anke Schiller-Mönch (Recht), Klaus Eidam (Sportstätten, Sport und Umwelt) und die bestätigten Mitglieder Wolfhardt Tomaschewski vom Thüringer Fußball-Verband (Präsident des mitgliederstärksten Sportfachverbandes) sowie den beiden Vorsitzenden der Konferenzen der Kreis- und Stadtsportbünde und der Sportfachverbände, Uwe Jahn (Kreissportbund Greiz) und Hans-Jürgen Günther (Thüringer Schwimmverband). 

Nicht mehr angetreten ist zudem aus beruflichen und privaten Gründen das Präsidiumsmitglied Frauen und Gleichstellung, Christina Sonnenfeld, die das Amt erst im Vorjahr übernommen hatte. In diese Funktion wurde Michaela Tielsch, die bisher Vize-Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Landesverband Thüringen, war, gewählt.

Grundsatzerklärung zur Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern

Die Mitgliederversammlung beschloss zudem die Grundsatzerklärung „Thüringer Sportvereine sind ein Motor der Integration und brauchen Sportstätten für ihre Integrationsarbeit“. In dieser appelliert der LSB an die Kommunen in Thüringen unter anderem das Engagement von Sportvereinen und –verbänden für Flüchtlinge unbürokratisch und spürbar zu unterstützen. Auch gehört es zur Grundsatzerklärung, die Belegung von Sporthallen mit Flüchtlingen und Asylbewerbern nur als Notlösung zu berücksichtigen. Derzeit sind elf Turnhallen in Thüringen (je drei in Erfurt, Gotha und Jena sowie je eine in Eisenach und Tiefenort) durch Flüchtlinge belegt.

„Die Zahl ist verglichen mit anderen Bundesländern zwar recht niedrig, dennoch kann die Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen nur eine Notlösung über kurzfristige Zeiträume sein“, wandte sich der LSB-Präsident Peter Gösel an die Politik.

Eine positive Aussage von Bodo Ramelow erfolgte prompt: „Wir sind uns einig, Turnhallen können kein dauerhafter Zustand sein“, entgegnete der Ministerpräsident und ergänzte: „Ich sage dem Thüringer Sport ein ausdrückliches Dankeschön. Wir waren auf den Zustrom von Flüchtlingen zunächst nicht eingestellt. Das gelingt erst jetzt Stück für Stück und dabei war es unglaublich wichtig, dass die Thüringer Sportvereine mit ihrer Integrationsarbeit wichtige Impulse gegeben und Spannungen abgebaut haben“, so Ramelow. Derzeit unterbreiten 149 Thüringer Sportvereine regelmäßige Sportangebote für Flüchtlinge und Asylbewerber.

Einen weiteren Appell richtete der 9. Landessporttag an die Landkreise, Städten und Gemeinden bezüglich der Erhebung von Entgelten und Gebühren für die Nutzung von Sportstätten. Etwa 40 Prozent der Thüringer Vereine bezahlen bereits für den Trainingsbetrieb Gelder an ihre Städte und Gemeinden. Dies steht im Widerspruch zu den Regelungen des Thüringer Sportfördergesetzes, welches die kostenlose Nutzung von kommunalen Sportstätten durch Sportvereine vorsieht. Hierzu hat der Landessportbund gegenüber der Landesregierung nochmals Redebedarf angemeldet.

Grußwort des DOSB-Präsidenten

In einem vielbeachteten Grußwort des Präsidenten des DOSB, Alfons Hörmann, ging dieser auf den Stand der Vorbereitung der Olympischen Spiele 2024 ein und äußerte sich optimistisch, dass die angestrebte Mehrheit für die Bewerbung erreicht wird. Klare Worte fand er zur Vergangenheitsaufarbeitung im Thüringer Sport. Die auch vom Landessportbund mitfinanzierte Studie zu Doping und Staatssicherheit im DDR-Sport sei aus Sicht des DOSB ein wichtiger Schritt, um mit Opfern und Betroffenen ins Gespräch zu kommen. In diesem Zusammenhang ging er auch nochmals auf die Empfehlung der unabhängigen Kommission des DOSB für Stasifragen unter Leitung von Prof. Dr. Geiger zu Belastungen des LSB-Hauptgeschäftsführers Rolf Beilschmidt ein und sprach sich dafür aus, dass die demokratisch getroffenen Entscheidungen dazu durch Medien und Gesellschaft auch anzuerkennen sind.

Die Mitgliederversammlung stimmte auch dem Haushalt 2016 zu. Dieser sieht eine Erhöhung der Förderung der Kreis- und Stadtsportbünde um 150.000 Euro und der Sportfachverbände um 120.000 Euro vor. Des Weiteren wurden mehr Mittel für die Anstellung und Finanzierung von Trainern im Nachwuchsleistungssport bereitgestellt. Unter Maßgabe der im Thüringer Landtag und dessen Haushalts- und Finanzausschuss bereits beratenen Änderung des Thüringer Glückspielgesetzes, welches in der letzten Sitzung des Landtags im Dezember zur Beschlussfassung vorgesehen ist, würde der LSB in die Lage versetzt, ab dem Jahr 2016 die Förderung der Mitgliedsorganisationen zu verstärken sowie neue Vorhaben auf den Weg zu bringen. Die sportpolitischen Sprecher der drei Regierungsfraktionen hatten sich für diese Neuregelung sehr engagiert und erhielten dafür auch den Dank des Präsidenten Peter Gösel und des Vize-Präsidenten Finanzen, Olaf Eberhardt, in ihren Berichten.

Weitere Grundsatzerklärungen verabschiedet

Wichtige Themen für die weitere Arbeit des Landessportbundes wie Inklusion im Thüringer Sport sowie Frauen und Gleichstellung im Sport wurden in Grundsatzerklärungen verabschiedet. Mit großer Sympathie wurde dabei die Medaillengewinnerin der Paralympics, Maria Seifert, von den Delegierten begrüßt, die über ihre Erfahrungen im Zugang behinderter Menschen zum Sport und zum Leistungssport sprach. Dabei äußerte sie den Wunsch und ihre Vision, dass Welt- und Europameisterschaften von behinderten und nichtbehinderten Sportlern künftig zum gleichen Zeitpunkt am selben Ort zusammengeführt werden.

Mit der Konzeption „Frauen und Gleichstellung im Sport“ verfolgt der Landessportbund das Ziel, noch mehr Frauen und Mädchen als Mitglieder in Sportvereinen und für die Übernahme von ehrenamtlichen Führungsfunktionen im organisierten Sport zu gewinnen. Auch die beschlossene Regelung, dass bis zum Jahr 2020 mindestens 30 Prozent aller zu Ehrenden weibliche Mitglieder sind, soll dem dienen.

Insbesondere im Vorfeld des Landessporttages umstritten und auch mit einer deutlichen Zahl von Gegenstimmen mehrheitlich beschlossen war der Vorschlag des LSB-Präsidiums, ab dem Jahr 2017 einen sogenannten Anstatt-Beitrag einzuführen. Mit dieser Regelung - und genauso wichtig mit Überlegungen der Fachverbände für neue Mitgliedsbeitragsgestaltungen -  soll versucht werden, die Zahl von rund 110.000 Einzelmitgliedern in den Vereinen, die nicht Mitglied in einem Fachverband sind, deutlich zu reduzieren.

(Quelle: LSB Thüringen)

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