Prof. Walther Tröger vollendet das 90. Lebensjahr

Prof. Walther Tröger, langjähriges Mitglied IOC und langjähriger Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), vollendet am 4. Februar 2019, in Frankfurt sein 90. Lebensjahr.

Walther Tröger beim Besuch des Deutschen Hauses in Rio 2016. Foto: picture-alliance
Walther Tröger beim Besuch des Deutschen Hauses in Rio 2016. Foto: picture-alliance

Walther Tröger hat wie kein anderer seit Mitte der 1950er Jahre mit seinem ehren- und hauptamtlichen Wirken in unterschiedlichsten Funktionen in nationalen und internationalen Sportorganisationen wegweisende Entwicklungen im Sport mitgestaltet und insbesondere die olympischen Bewegung nachhaltig geprägt. In Anerkennung seiner großen Verdienste wurde ihm nach dem Ausscheiden sowohl vom IOC im Jahre 2009 die Ehrenmitgliedschaft als auch vom NOK im Jahre 2003 die Ehrenpräsidentschaft verliehen.

Walther Tröger wurde im oberfränkischen Wunsiedel geboren und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Bereits zu dieser Zeit engagierte sich der aktive Leichtathlet, Basket- und Handballspieler als studentischer Sportreferent seiner Universität. Diese freiwillig übernommene ehrenamtliche Funktion im lokalen Hochschulsport sollte der Start zu einer herausragenden Karriere als höchst angesehener Sportfunktionär mit weltweiter Ausrichtung werden.

Insofern war es geradezu naheliegend, dass der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) auf das Funktionärstalent Tröger früh aufmerksam wurde und ihn gleich nach dem Ersten Staatsexamen im Jahre 1955 als hauptamtlichen Geschäftsführer (und Nachfolger von Richard Vorhammer) zunächst nach Dortmund und später nach Darmstadt berief. Walther Tröger gehörte damals zu den ersten und jüngsten Führungskräften mit akademischem Abschluss in einem Sportverband der Bundesrepublik Deutschland.

Er wechselte 1961 als Abteilungsleiter für Internationale Beziehungen und gleichzeitig als Geschäftsführer des NOK (in Personalunion) nach Frankfurt zum Deutschen Sportbund (DSB) und wurde im Jahre 1970 von NOK-Präsident Willi Daume (1913-1996) zum NOK-Generalsekretär bestellt. Beide bildeten seitdem ein kongeniales Duo u.a bei der Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Olympischen Sommerspiele 1972 in München, wo Walther Tröger als Bürger-meister des Olympischen Dorfes in fröhlichen, aber leider auch in traurigen Stunden amtierte.

Die große internationale olympische Bühne für den DSB bzw. das NOK hatte Walther Tröger bereits im Jahre 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio betreten, wo er als Organisationsleiter tätig war, ganz abgesehen davon, dass er u.a. schon ein Jahr vorher die IOC-Session und später im Jahre 1981 den IOC-Kongress in Baden-Baden federführend organisiert hatte.

Von 1964 bis 2002 war Walther Tröger als Mannschaftsleiter in verschiedenen Funktionen (u.a. achtmal Chef de Mission) bei Olympischen Winter- und Sommerspielen für Deutschland dabei. Die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi sollten altersbedingt die vorläufig letzten für ihn sein. Insgesamt 27-mal war Tröger in leitender Position beim Olympia im Einsatz, was bis heute einen olympischen Rekord darstellt.

Der Ehrentitel „Mr. Olympia“ sei Walther Tröger aber auch deswegen verliehen, weil er stets seine vordringlichste Aufgabe darin gesehen hat, die Athletinnen und Athleten bei der Erfüllung ihrer sportlichen Herausforderungen zu unterstützen und ihnen stets als Vorbild für einen humanen Leistungssport bzw. bei der Entfaltung des olympischen Gedankens zu dienen.

Schon vor, während und nach seiner hauptberuflichen Aufgabe als NOK-Generalsekretär hat Walther Tröger zahlreiche ehrenamtliche Funktionen im Sport ausgeübt, von denen im Rahmen dieser Geburtstags-Laudatio eine kleine Auswahl ausreichen muss, um wenigstens die Vielfalt, aber auch die Tragweite der ihm damit übertragenen Verantwortung deutlich zu machen:

Walther Tröger war z.B. seit 1957 zehn Jahre lang Vorsitzender des Hessischen Basketballverbandes, von 1976 bis 2006 Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes, und er gehörte über drei Jahrzehnte mehreren Kommission des Internationalen Basketballbundes (FIBA) an. Walther Tröger war seit 1975 Mitglied des Vorstandes und von 1991 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Er wirkte als Ständiger Gast im Präsidium der Deutschen Olympischen Gesellschaft mit und gehörte dem Verwaltungsrat von Special Olympics International an. Seine breite sporthistorische Kompetenz brachte Tröger als Mitgründer des Vereins Deutsches Sportmuseum in Köln und als langjähriger Vorsitzender des Trägervereins bzw. des Stiftungsvorstandes ein.

Bei der 95. Session 1989 in San Juan auf Puerto Rico wurde er zum IOC-Mitglied gewählt. Er war damals der 20. Deutsche und folgte dem aus Altersgründen ausscheidenden Berthold Beitz (1913-2013), der Tröger selbst vorgeschlagen hatte. Bis dahin hatte sich Walther Tröger aber schon längst international bzw. im IOC einen Namen gemacht, zumal er u.a. von 1983 bis 1990 als ehrenamtlicher Sportdirektor des IOC fungierte und in dieser Funktion zahlreiche programmatische Entwicklungen mit auf den Weg brachte. Er war zudem IOC-Delegierter für den Behindertensport und hat über 20 Jahre die IOC-Kommission „Sport für alle“ als Vorsitzender geleitet.

Walther Tröger wurde nach der Wende 1994 vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Potsdam zum Honorarprofessor für ökonomische und juristische Aspekte internationaler Sportpolitik berufen, eine bis heute in der Sportwissenschaft selten vorkommende Würdigung. Die Universität Busan (Südkorea) zeichnete Tröger 2008 mit der Ehrendoktorwürde in Anerkennung seiner Leistungen bei der Entwicklung der kulturellen Bedeutung des Sports aus, danach auch noch die United States Sports Academy.

Stellvertretend für zahlreiche andere Ehrungen und Auszeichnungen für seine vielschichtigen Verdienste seien nach der Verleihung des Verdienstkreuzes Erster Klasse (1984) das Große Bundesverdienstkreuz (1994) und die Ernennung zum Ritter des Verdienstordens der Französischen Republik sowie das Kommandeurkreuz und der Verdienstorden der Republik Polen (2001) für die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Sport sowie weitere Landesehrungen durch die Bundesländer Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen genannt.

Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), richtet ganz besondere Glückwünsche an den Jubilar: „Sportdeutschland gratuliert Walther Tröger zu seinem 90. Geburtstag und seiner in jeder Hinsicht beeindrucken Lebensleistung. Wir alle – Präsidium, Vorstand und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DOSB – wünschen unserem allseits wert-geschätzten Weggefährten weiterhin viel Vitalität und Energie für das neue Lebensjahrzehnt. Wir freuen uns auf seine weiterhin enge Begleitung und seinen Rat in entscheidenden Momenten und Themen sowie menschlich stets angenehme Begegnungen.“

Walther Tröger war seinerzeit als Schüler und Jugendlicher aktiv beim VfL Wunsiedel sowie beim TV Erlangen und beim 1. FC Nürnberg. Durch seinen beruflich bedingten Umzug nach Frankfurt hat er seit den 1960er Jahren längst hier eine neue (Vereins-) Heimat gefunden. Bis heute ist er z.B. Mitglied beim Basketball-Club Darmstadt, wo er in unterschiedlichen Funktionen (u.a. als Trainer) ehrenamtlich aktiv war.

Zu seinem bis heute engmaschigem Netzwerk in Sport, Politik, Wirtschaft und Kultur gehören die regelmäßigen Treffen mit den Olympioniken des 1971 gegründeten Vereins der „Gemeinschaft deutscher Olympiateilnehmer“, die ihn ebenfalls längst zum Ehrenpräsidenten ernannt hat.

Der Jubilar begeht den Ehrentag im Kreis seiner Familie mit Ehefrau Almuth und den Kindern Sabine und Wolfram und deren Familien. Der Deutsche Olympische Sportbund richtet einen Tag später zu Ehren von Prof. Walther Tröger ein Mittagessen mit langjährigen und engen Wegbegleitern aus.                             

(Quelle: DOSB/Prof. Detlef Kuhlmann)  


  • Walther Tröger beim Besuch des Deutschen Hauses in Rio 2016. Foto: picture-alliance
    Walther Tröger beim Besuch des Deutschen Hauses in Rio 2016. Foto: picture-alliance