20 Jahre Koordinationsstelle Fanprojekte

1993 wurde die Koordinationsstelle Fanprojekte in Frankfurt am Main gegründet. In den vergangenen 20 Jahren hat die KOS den Ausbau des Netzwerks der sozialpädagogischen Fanprojekte vorangebracht.

 

Die mobile Fanbotschaft der KOS unterwegs bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Foto: KOS
Die mobile Fanbotschaft der KOS unterwegs bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Foto: KOS

Der deutsche Fußball ist ein Erfolgsmodell, nicht nur auf dem Platz. Die Grundlage dafür sind gefüllte Stadien, Vereine und Verbände, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind, und eine lebendige und bunte Kurvenkultur. Die Fanprojekte, die soziale Arbeit mit jungen Fußballfans leisten, sind ein unverzichtbarer Teil dieses Erfolgsmodells. Vor 20 Jahren wurde die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) ins Leben gerufen, um die Arbeit der lokalen Fanprojekte zu unterstützen. Das Jubiläum feierte die KOS am 7. und 8. Juni mit einer Feierstunde im Frankfurter Römer und einem Fachtag mit zahlreichen Gästen aus Deutschland und Europa.

Fanarbeit als Qualitätsmerkmal

Die Einrichtung der KOS ist unmittelbar mit dem 1992 verabschiedeten Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) verknüpft, das der Arbeit der damals zwölf lokalen Fanprojekte einen institutionellen Rahmen geben, ihre Finanzierung regeln und Kontinuität sichern sollte. Im NKSS war auch eine Koordinationsstelle vorgesehen, um das Netzwerk der Fanprojekte auszubauen und als Beratungs- und Vermittlungsinstanz zu fungieren. Gefördert wird die KOS damals wie heute durch den Deutschen Fußball-Bund und das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Unter der Pressemeldung des Ministeriums zur Gründung der KOS stand die Unterschrift der 1993 zuständigen Ministerin, Angela Merkel.

Allein in Zahlen gemessen kann die Koordinationsstelle Fanprojekte zum Jubiläum eine höchst erfolgreiche Bilanz ziehen. Das Netz der lokalen Fanprojekte ist enorm gewachsen: Wurden 1993 nur 12 Fanszenen durch Sozialarbeit begleitet, sind es heute 54 – wenngleich die Fanprojekte längst nicht überall mit den nötigen Ressourcen ausgestattet sind. Vor allem aber hat die KOS mitgeholfen, den Ansatz der sozialen Fanarbeit zu verbreiten, ihm Konturen zu verleihen und ihn zu einem Qualitätsmerkmal des Fußball in Deutschland zu machen. Von Beginn an tut die KOS dies unter der Trägerschaft der Deutschen Sportjugend, dsj. Deren Vorsitzender Ingo Weiss unterstreicht die gesellschaftspolitische Bedeutung der Einrichtung: „Die KOS hat sich mit fundierten Analysen zu einer wichtigen Stimme in der öffentlichen Debatte entwickelt. Sie nimmt aktuelle Themen auf und gibt wichtige Impulse, nicht nur rund um die Fragen von Gewalt und Sicherheit im Stadion, sondern auch bei Themen wie Rechtsextremismus und Homophobie.“

Ein erfolgreiches Modell

Die Veränderungen des Fußballs in den vergangenen 20 Jahren sind enorm, die gewachsene ökonomische, soziale und kulturelle Bedeutung des Sports lässt sich an Zuschauer- und Umsatzzahlen, den Auswirkungen der WM 2006 oder schlicht an den Schlagzeilen rund um das vergangene Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ablesen. Verändert haben sich jedoch auch die Fankultur und das Stadionerlebnis. Die Gründung der ersten Fanprojekte erfolgte unter dem Eindruck von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hooligangruppen und rechtsextremistischer Agitation im Stadion. Die deutschen Stadien heute sind Ort für eine jugendliche Fankultur, die sich – trotz bestehender Probleme rund um die Themen Sicherheit und Gewalt – vielfach durch engagierte Mitbestimmung in ihren Vereinen, Einsatz gegen Diskriminierung und Gruppenzusammenhalt auszeichnet. Diese Fankultur, der Erhalt der Stehplätze und der Teilhabe von Fans an ihren Vereinen sind Kennzeichen des deutschen Fußballs und verdanken ihre Existenz auch dem Einsatz der Fanprojekte und der KOS für die Interessen der jugendlichen Fans. Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hebt dies in ihrem Grußwort zum Jubiläum der KOS hervor: „Vor allem Jugendliche engagieren sich oft auf besonders beeindruckende Weise in einer bunten und kreativen Fankultur. Dieses Engagement greifen die Fanprojekte auf und begleiten es, damit der Fußball auch in Zukunft diskriminierungsfrei und offen bleibt.“

Diese Einschätzung wird durch Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW ergänzt für die Jugend- und Familienministerkonferenz. „Die Fanprojekte leisten mit ihrem effizienten und professionellen Engagement in der Jugendhilfe einen wertvollen Beitrag für die Jugendarbeit der Kommunen und der Bundesländer. Die größten Nutznießer sind hierbei aber die Jugendlichen selbst.“

Fanprojekte ebenso wie KOS fungieren nicht als Sprachrohr für Fans, sondern als Vermittlerinstanz zwischen ihnen, den Vereinen, Sicherheitsbehörden und Politik. Als Zeichen für den Erfolg dieser Tätigkeit darf nicht nur die verlässliche Finanzierung der Fanprojekte durch DFB und DFL gelten, sondern auch die gestiegene Bereitschaft bei Vereinen und Verbänden, die Interessen von Fans zu hören und zu berücksichtigen. „Die KOS ist für uns seit 20 Jahren ein verlässlicher und kompetenter Ansprechpartner und hat sich mit ihrem Engagement in der Fanarbeit große Verdienste erworben“, so DFBPräsident Wolfgang Niersbach. „DFB und DFL halten Präventionsarbeit für einen wichtigen Ansatz und werden deshalb auch künftig die Fanprojekte noch stärker unterstützen.“

Demokratieschule Fankurve

Zentraler Bestandteil der Arbeit der KOS und der Fanprojekte ist der Brückenschlag zwischen dem Fußball und dem Rest der Gesellschaft. Fanprojektarbeit ist soziale Jugendarbeit, es geht darum, das Potenzial des Fußballs zu nutzen, um junge Fans darin zu unterstützen, für ihre eigene Interessen einzutreten, sich selbst zu organisieren, gegen Diskriminierungen und für demokratische Werte einzustehen. Hier hat die Koordinationsstelle Fanprojekte in den vergangenen 20 Jahren wertvolle Impulse geben können und wird dies auch in Zukunft tun. „Das in den letzten Jahren Erreichte wäre ohne das große Engagement der Kolleginnen und Kollegen in den lokalen Fanprojekten undenkbar“, sagt Michael Gabriel, Leiter der KOS. „Dafür ebenso wie für das Vertrauen und die Unterstützung unserer Förderer und Partner möchten wir uns anlässlich unseres Jubiläums bedanken. Fanprojekte werden auch bei den Herausforderungen, die den Fußball in den kommenden Jahren erwarten, ein wichtiges und unverzichtbares Element bleiben.“

(Quelle: KOS)


  • Die mobile Fanbotschaft der KOS unterwegs bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Foto: KOS
    Die mobile Fanbotschaft der KOS unterwegs bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Foto: KOS