„Aufarbeiten, was geschehen ist und nicht mehr geschehen darf“

Der 33. Kongress „Sportmedizin im Spitzensport“ des DOSB, zu dem sich 160 Mediziner in einem Frankfurter Hotel trafen, stand unter dem Motto „Vor Peking 2008“.

Der DLV-Verbandsarzt Dr. Uwe Wegner bei seinem Vortrag über Dopingbekämpfung. Copyright: Alfred Harder
Der DLV-Verbandsarzt Dr. Uwe Wegner bei seinem Vortrag über Dopingbekämpfung. Copyright: Alfred Harder

Vorgeschaltet war erstmals ein verpflichtendes Fortbildungsseminar zum Thema Anti-Doping für Verbandsärzte, Olympiastützpunktärzte und Leiter der vom DOSB lizenzierten Untersuchungszentren. Die Einrichtung dieser Seminarreihe ist eine der Maßnahmen des DOSB im Kampf gegen Doping, die mit der im Juni dieses Jahres gebildeten Medizinischen Expertenkommission des DOSB eingeleitet wurden. Dieses Anti-Doping-Seminar soll sich Jahr für Jahr mit der Dopingbekämpfung aus verschiedenen Perspektiven und mit ethisch-medizinischen Aspekten befassen. Die Veranstaltung soll zu einer festen Einrichtung im Spannungsfeld zwischen leistungssportlicher Herausforderung und medizinischer Verantwortung werden.

Die Bedeutung dieser neu eingeführten Veranstaltung unterstrich der Vor-sitzende der DOSB-Expertenkommission und Leitende Olympiaarzt, Prof. Dr. Wilfried Kindermann, bei der Begrüßung zur Premiere, als er feststellte: „Nichts ist mehr so, wie es einmal war nach dem Sportjahr 2007. Es gab viele Doping-Geständnisse, und die Sportmedizin ist auch betroffen.“ Sein Appell an die in Frankfurt versammelten Sportärzte: „Das ist keine Alibiveranstaltung. Wir müssen gemeinsam aufarbeiten, was geschehen ist und nicht mehr geschehen darf.“

Nach neuen Informationen über die Verbotsliste 2008 der Weltdopingagentur WADA durch Prof. Kindermann sprach der Leiter der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg, Prof. Dr. Hans-Hermann Dickhuth zum Thema „Spitzensportbetreuung durch Universitäten“. Der Verbandsarzt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Dr. Uwe Wegener, berichtete aus seiner Arbeit und hob hervor, dass sein Verband im Kampf gegen Doping Fortbildungen für die Athleten und die Trainer anbietet.

Der Sportredakteur der Süddeutschen Zeitung, Thomas Hahn, referierte vom Umgang mit dem Thema Doping aus Sicht der „distanzierten Presse“ und von Auswirkungen, die auch auf eine kritische Berichterstattung zurückzuführen seien: Die Wirtschaft lasse nicht mehr alles mit sich machen, Politiker würden mit der Streichung von Fördergeldern drohen, und sogar ARD und ZDF seien kritischer geworden. Sein Appell an die Sportmediziner: „Sie müssen prüfen, wie sie ihrer Verantwortung gerecht geworden sind in der Vergangenheit bis in die Gegenwart.“

Im zweiten Teil des Kongresses wurde über Verhältnisse und Bedingungen bei den Olympischen Spielen in Peking informiert und darüber, welche Anforderungen an die Ärzte gestellt werden und wie sie sich vorbereiten müssen, um diese Anforderungen erfüllen zu können. Zudem gab es Fachvorträge zu Themen wie zum Beispiel „Modernes Asthma-Management, „Determinanten der Wettkampfleistungen beim Schwimmen“, „Beckenverletzungen und Leistenbeschwerden“ oder „Physiotherapeutische Betreuung im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt“.


  • Der DLV-Verbandsarzt Dr. Uwe Wegner bei seinem Vortrag über Dopingbekämpfung. Copyright: Alfred Harder
    Der DLV-Verbandsarzt Dr. Uwe Wegner bei seinem Vortrag über Dopingbekämpfung. Copyright: Alfred Harder