Bach: "Solche Bedingungen hätte ich mir als Athlet auch gewünscht"

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach zeigte sich bei seinem ersten Besuch im Bundesleistungszentrum Kienbaum östlich von Berlin beeindruckt.

Blick in die früher streng geheime Unterdruckkammer in Kienbaum bei Berlin, hier Ausrüstungen für das Ergometer-Training (1.10.2005). Copyright: picture-alliance
Blick in die früher streng geheime Unterdruckkammer in Kienbaum bei Berlin, hier Ausrüstungen für das Ergometer-Training (1.10.2005). Copyright: picture-alliance

Um einen weiteren Edelstein reicher geworden ist das Bundesleistungszentrum Kienbaum, denn endlich konnte die blaue Laufbahn ihrer Bestimmung übergeben werden. In Farbe, Zusammensetzung und Qualität gleicht sie der im Berliner Olympiastadion, wo 2009 die Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattfinden. Den symbolischen Startschuss gab in Anwesenheit der beiden deutschen Sprintstaffeln, die sich zur Zeit auf die WM in Osaka vorbereiten, der Sportausschuss-Vorsitzende im Deutschen Bundestag, Dr. Peter Danckert, der anschließend zu dem  Gesamtkomplex erklärte: „Kienbaum ist ein Juwel des deutschen Sports. Das Geld, das dank der großzügigen Unterstützung durch das BMI bisher hier anlegt wurde, ist eine hervorragende Investition gewesen, um unseren Spitzensportlern die besten Voraussetzungen zu schaffen, international mithalten zu können.“

Davon überzeugte sich bei seinem ersten Besuch in der 40 Kilometer östlich von Berlin gelegenen Trainingsstätte auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, der sich nicht nur die Anlage anschaute, sondern auch viele Gespräche mit den Sportlern führte. Zum gleichen Zeitpunkt hielten sich nämlich neben den Leichtathleten auch Kanuten und Turner auf, die sich auf ihre Weltmeisterschaften in Duisburg beziehungsweise Stuttgart vorbereiteten, außerdem die Volleyball-Nationalmannschaft der Männer, aber auch einige Tischtennis- und Eisschnelllauf-Nachwuchssportler, so dass in Kienbaum kein einziges der insgesamt 400 Betten mehr frei war.

Beste Bedingungen in Kienbaum für Athletinnen und Athleten

Zu Dr. Hans-Georg Moldenhauer, dem Vorsitzenden des Trägervereins und ehemaligen DSB-Vizepräsidenten, sagte der Fecht-Olympiasieger von 1976 Bach: „Solche Bedingungen hätte ich mir als Athlet auch gewünscht. Ich kann mir leibhaftig vorstellen, dass es bei diesem Umfeld richtig Spaß macht zu trainieren: In allen Gesprächen, die ich mit den Sportlern führen konnte, wurde mir bestätigt, dass es ihnen überhaupt nichts ausmache, sich hier zwei und drei Wochen lang weit vom Schuss und in völliger Abgeschiedenheit auf ihre Wettkämpfe vorzubereiten, was mir damals wahrscheinlich nicht so zugesagt hätte.“

Bei der Besichtigung der blauen Bahn im hinteren Teil des riesigen, von viel Wald und Wasser umgebenen Areals sprach Bach mit einigen Sprinterinnen, in der großen Spielhalle mit Volleyballern, im Kraftraum erkundigte er sich nach dem Befinden von einigen Kanutinnen und der Speerwurf-Europarekordlerin Christina Obergföll. Auf seinem anschließenden Weg zu der vor wenigen Monaten wieder in Betrieb genommenen Schwimmhalle traf er den holländischen Olympiasieger und jetzigen Cheftrainer der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft Bart Schouten, der mit mehreren seiner Kufenflitzer von einer Übungseinheit in Berlin zum großen Sommerfest nach Kienbaum gekommen war.

Bach: Die meisten Athleten sind sauber 

„Kienbaum ist aus dem deutschen Sport nicht mehr wegzudenken und unverzichtbar für viele Verbände. Dafür spricht die hervorragende Auslastung von 68 Prozent. Ich für meinen Teil bin jedenfalls freudig überrascht, was hier abgeht. Da lacht das Herz“, bekannte Thomas Bach freimütig in einem Live-Interview mit dem Moderator, dem  Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer. Und über das Mikrofon appellierte er an alle teilnehmenden Athleten: „Nutzen Sie die Bühne ihrer anstehenden Weltmeisterschaften, um für einen manipulationsfreien Sport zu kämpfen. Gehen Sie offensiv damit an die Öffentlichkeit, selbst wenn etwas Mut dazu erforderlich ist.“ Weiter erklärte Bach im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking: „Ich glaube fest an eine schlagkräftige deutsche Mannschaft, wobei wir vom DOSB überzeugt sind, dass der weitaus größte Teil der Athleten sauber ist.“

Fortschritte im Anti-Doping-Kampf auch international spürbar

Vor den Kameras des ZDF erläuterte er dann seine Gedanken zu dem augenblicklich alle Schlagzeilen beherrschenden Thema: „Ich wehre mich entschieden gegen einen Generalverdacht, der hier und da geäußert wird. Wir wussten um die Konstellation  im Radsport. Noch gibt es grundsätzlich organisatorische und strukturelle Probleme bei den Kontrollen, doch wir sind auf einem guten Weg. Die Zusammenarbeit zwischen WADA, NADA und den einzelnen Verbänden muss in jedem Fall noch besser koordiniert werden. Fortschritte auf internationaler Ebene sind allerdings durchaus schon zu spüren.“

Bach sagte weiter: „Als Athletenvertreter im IOC war ich bei Dopingvergehen für eine lebenslange Sperre, musste mich aber von Rechtsanwälten eines Besseren belehren lassen, dass das nicht möglich sei. Deshalb plädiere ich jetzt für eine vier- statt zweijährige Suspendierung, weil damit die Karriere von erwischten Sportlern praktisch beendet sein dürfte. Sicherlich werden wir keinen doping-freien Zustand erreichen, aber bei noch besseren Kontrollen und härteren Sanktionen können wir viel erreichen.“


  • Blick in die früher streng geheime Unterdruckkammer in Kienbaum bei Berlin, hier Ausrüstungen für das Ergometer-Training (1.10.2005). Copyright: picture-alliance
    Blick in die früher streng geheime Unterdruckkammer in Kienbaum bei Berlin, hier Ausrüstungen für das Ergometer-Training (1.10.2005). Copyright: picture-alliance