Befreiungsschlag für Weimars Boxer - Sinkende Kriminalität und Sport

Der Weimarer Boxsportverein macht seit vielen Jahren Schlagzeilen, sportlich und sozial. Mit eigenen Sportlern zur Saison 2012/2013 in der 3. Bundesliga stehen und gleichzeitig die Sozialarbeit forcieren: Ein Erweiterungsbau sorgt nunmehr dafür, dass die zwei Säulen, auf denen die geachtete Arbeit des Weimarer Boxvereins ruht, nicht ins Wanken geraten. Für den Club ist es ein Befreiungsschlag: Ohne die Erweiterung hätte man entweder seine Boxstätte in der Moskauer Straße 14 a aufgeben oder die Sozialarbeit einstellen müssen, so der Präsident des Vereins, Peter Krause. Seit 2005 hat der Verein sein Domizil in einem Beton-Flachbau, der zu DDR-Zeiten Fahrstromunterwerk für die Oberleitungsbusse war. Mittlerweile ist es auf den 250 Quadratmetern zu eng geworden: Für die Sportler und für die Sozialarbeit, denn die 164 Mitglieder des BV stammen aus 16 Nationen. „Je besser die Boxer sind, desto eher haben sie einen Migrationshintergrund", sagte Krause. Oberbürgermeister Stefan Wolf, aber auch Weimars Vize-Polizeichef Steffen Mehnert betonten, dass gerade die Arbeit des Vereins Weimar-West zu einem Vorzeige-Stadtteil gemacht habe. Neben dem Sport steht die Sozialarbeit im Vordergrund, eine Kombination, für die man 2008 den Stern des Sports in Silber in Thüringen erhalten habe, erinnerte die Sozialarbeiterin Heidi Hildebrandt, die als Beisitzerin im Vorstand sitzt. Noch vor kurzem galt das Neubaugebiet im Westen der Kulturstadt als Brennpunkt. Doch nach sieben Jahren gemeinsamer Arbeit mit dem Bürgerzentrum, einem Antigewaltprojekt des Vereins und der fortwährenden Integration junger Migranten liegt die Kriminalitätsrate fast bei null. Organisierte Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfeunterricht oder Lehrstellenvermittlung, all dies ist für den hauptamtlichen Trainer Thomas Elke selbstverständlich. Ebenso der regelmäßige Kontakt mit den Eltern, die Kooperation mit Schulen und die Betreuung vom Hortsportunterricht durch den Verein. Fünf Trainerkollegen in Weimar und Blankenhain unterstützen ihn dabei - ehrenamtlich. Aktuell verfolgt der Verein drei Projekte: zur Integration benachteiligter Frauen und für straffällige Jugendliche sowie ein Projekt zur sozialen Integration, interkulturellen Bildungsarbeit und kulturellen Identität. Auf 500 Quadratmeter soll die Halle wachsen und künftig neben zwei größeren Ringen auch Platz für sechs mobile Boxringe bieten. Dazu kommen ein Trainingsbereich sowie ein Besprechungsraum, der gleichzeitig der Hausaufgabenhilfe diene. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 208.500 Euro. Rund 139.000 Euro sollen aus der Städtebauförderung Soziale Stadt fließen, 31.300 Euro kommen von der Stadt und 38.200 Euro sind Eigenmittel beziehungsweise können wahrscheinlich als Eigenleistung des Boxvereins erbracht werden. Ein Kraftakt, gewiss, aber Krause setzt auf die Solidarität der Weimarer und plant eine Spendenkampagne. Der Baubeginn soll Anfang September sein. Eine Förderzusage stehe aus, doch die Signale aus dem Landesverwaltungsamt seien positiv, sagte Wolf. Thorsten Büker / TLZ / so