Bodenheimer Erklärung zu nachhaltiger Sportentwicklung

In Bodenheim am Rhein findet jährlich das "Symposium zur nachhaltigen Sportentwicklung" statt. Expertinnen und Experten verabschiedeten jetzt eine Erklärung.

Eine nachhaltige Sportentwicklung fügt sich in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ein. Foto: picture-alliance
Eine nachhaltige Sportentwicklung fügt sich in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ein. Foto: picture-alliance

Die teilnehmenden Expertinnen und Experten aus Sport, Umwelt- und Naturschutz, Wissenschaft sowie Behörden verabschiedeten zum 20. "Symposium zur nachhaltigen Sportentwicklung" folgende Erklärung:

Unsere Gesellschaft und ihre ökologischen Grundlagen sind in Bewegung. Die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung verschiebt sich zugunsten der älteren Generation. Größere Städte gewinnen Einwohner hinzu, ländliche Räume verlieren sie. Lebensstile verändern sich, Stress und Bewegungsmangel beeinträchtigen die Gesundheit. Die Situation der öffentlichen Haushalte ist angespannter denn je. Die Kluft zwischen Arm und Reich nimmt zu, die biologische Vielfalt weiter ab. Der Klimawandel bedroht unsere Lebensgrundlagen.

Diese und andere Entwicklungen stellen auch den Sport und seine Organisationen vor große Herausforderungen. Mehr denn je ist eine langfristig zukunftsfähige, d.h. nachhaltige Entwicklung des Sports gefragt, die auch nachfolgenden Generationen eine umfassende Teilhabe ermöglicht.

Vor allem im sozialen Bereich leistet der Sport seit langem wichtige Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft, beispielsweise durch Initiativen zur Gesundheitsförderung, die Integration sozial Benachteiligter und Angebote für Jugendliche. Auch auf dem Gebiet der ökologischen Nachhaltigkeit des Sports wurden in den vergangenen Jahren Erfolge erreicht. Hervorzuheben sind u.a. die Erarbeitung tragfähiger Lösungen für die Ausübung von Natursportarten, die Entwicklung von Beratungsangeboten zur ökologischen Optimierung von Sportstätten, die Bereitstellung von Qualifizierungsangeboten und -materialien sowie die intensive Information und Aufklärung über natur- und umweltverträgliches Verhalten.

Weitere Anstrengungen sind notwendig. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen und der Potenziale des Sports sehen wir für die kommenden Jahrzehnte folgende drei Handlungsfelder als vordringlich an.

Klimaschutz und Energiewende

Klimaschutz und Energiewende zählen national und international zu den zentralen Aufgaben. Der Sport sollte daher seine Anstrengungen zur Reduzierung des von ihm verursachten CO2-Ausstoßes weiter intensivieren. Aufgrund des großen Einsparpotenzials an Energie und Kosten sollte hierbei das Hauptaugenmerk auf der energetischen Sanierung vorhandener Sportstätten liegen. Entsprechende Beratungsangebote und Förderprogramme sollten deutlich ausgeweitet und langfristig abgesichert werden. Neben dem Betrieb von Sportstätten tragen auch die Fahrten zum und vom Sport erheblich zur Produktion von CO2 bei. Die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen im Sport sollte daher zukünftig stärker als bisher in den Fokus gerückt werden.

Biologische Vielfalt und Naturschutz

Trotz vielfältiger Aktivitäten zum Schutz der biologischen Vielfalt nimmt diese nach wie vor ab. Dies gefährdet nicht nur lebenswichtige Ökosystemleistungen, sondern beeinträchtigt zugleich den sportlichen Erlebnis-wert von Natur und Landschaft. Sportorganisationen sollten sich daher verstärkt als Partner des Naturschutzes verstehen und gemeinsam mit diesem aktiv für den Erhalt der biologischen Vielfalt und den Schutz von Natur und Landschaft engagieren. Dies schließt die weitere Minimierung negativer Folgen eigener Aktivitäten für Natur und Landschaft durch passgenaue örtliche bzw. regionale Lenkungsmaßnahmen, die zielgruppengerechte Information und die Erforschung ökologischer Wirkungen der Sportausübung ein.

Stadt als Sport- und Bewegungsraum

Wettkampfgerechte Sportstätten sind bedeutsam, zugleich jedoch bewegen sich immer mehr Menschen außerhalb von ihnen. Grünanlagen, Straßen, Wege und Plätze werden zunehmend für sportliche Aktivitäten genutzt. Dem eigenen Anspruch als „Bewegungsanwalt der Bevölkerung“ folgend, sollten Sportverbände und -vereine daher zukünftig neben den Sportanlagen vermehrt auch die informellen Sporträume in den Blick nehmen und sich umfassender für deren Nutzung, Erhalt und Ausweitung einsetzen. Dies erfordert neben der aktiven Beteiligung an Stadtplanungsprozessen auch die stärkere Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb des Sports, die sich ebenfalls für lebenswerte Städte und Gemeinden engagieren.

Die Konzentration auf die genannten drei Aufgaben entspricht zentralen Anforderungen an eine nachhaltige Sportentwicklung und fügt sich in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ein. Sie stärkt damit zugleich den politischen Stellenwert des Sports. Bund, Länder und Gemeinden, die Umweltverbände sowie die übrigen Akteure der genannten Handlungsfelder sollten die Sportorganisationen und die Potenziale des Sports in ihre politischen Strategien, Konzepte, Leitlinien und Förderprogramme integrieren.

(Quelle: DOSB)


  • Eine nachhaltige Sportentwicklung fügt sich in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ein. Foto: picture-alliance
    Eine nachhaltige Sportentwicklung fügt sich in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ein. Foto: picture-alliance