Buchpräsentation zum Gedenken an Prof. Walther Tröger

Der NOK-Ehrenpräsident wäre am 4. Februar 95 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hatte der Verein Frankfurter Sportpresse zu einer Buchpräsentation eingeladen.

 

Walther Tröger wäre am 4. Februar 2024 95 Jahre alt geworden. Foto: picture-alliance
Walther Tröger wäre am 4. Februar 2024 95 Jahre alt geworden. Foto: picture-alliance

Der ehemalige Bürgermeister des Olympischen Dorfes bei den Sommerspielen in München 1972, Prof. Walther Tröger (Frankfurt), als langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident ein Leben lang auch in vielen Führungs-Funktionen des nationalen und internationalen Sports ehren- und hauptamtlich tätig, wäre am 4. Februar dieses Jahres 95 Jahre alt geworden.

Aus diesem Anlass hatte der Verein Frankfurter Sportpresse (VFS) in Zusammenarbeit mit der Leitung des Museum von Eintracht Frankfurt und der Leichtathletik-Abteilung des Vereins, dem Walther Tröger mit seiner Familie als Mitglied sehr verbunden war, Ende Januar zu einer Buchpräsentation eingeladen, bei der der kürzlich erschienene Sammelband mit dem Titel „Die sportlich heiteren und politisch gescheiterten Olympischen Spiele München ´72“ mit dem Untertitel „Zum Gedenken an Walther Tröger“ im Mittelpunkt stand.

Das Buch enthält zwölf Fachbeiträge (u.a. von der ehemaligen DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, von Sylvia Schenk, selbst Olympiateilnehmerin in München mit Vereinszugehörigkeit bei Eintracht Frankfurt, ferner vom Kölner Sporthistoriker Prof. Dr. Manfred Lämmer und von Andreas Klages als Geschäftsführer des LSB Hessen) sowie weitere 41 Statements von Wegbegleiterinnen (wie Claudia Pechstein, Marika Kilius, Karin Fehres) und Wegbegleitern (wie Norbert Wolf, Walter Mirwald, Ingo Weiss). Das Buch ist im Arete Verlag (Hildesheim) erschienen und wird herausgegeben von Harald Pieper, Ulrich Schulze Forsthövel und Detlef Kuhlmann – alle drei waren früher hauptamtliche Mitarbeiter des Deutschen Sportbundes (DSB), eine der Vorgängerorganisationen des heutigen Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Im vollbesetzten Eventsaal des Museums an der Mörfelder Landstraße gaben sich nicht nur zahlreiche der Autorinnen und Autoren im Buch, sondern auch viele Freundinnen und Freunde von Walther Tröger aus dem Rhein-Maingebiet und von weither angereist ein Stelldichein: Einige von ihnen bat Moderator Albert Mehl, langjähriger Sportredakteur beim Gießener Anzeiger und rühriger Initiator der Veranstaltung, ans Mikrophon, um sie aus ihren Texten im Buch vortragen oder sie von ihren Begegnungen mit Walther Tröger plaudern zu lassen: „Er war ein Kamerad unserer Familie“, bekannte Ann Kathrin Linsenhoff, Dressur-Olympiasiegerin in Seoul 1988, und verwies dabei sogar auf ihre Mutter Liselott Linsenhoff (1927-1999), selbst Olympiasiegerin 1968 und 1972, die Walther Tröger einst als „meinen Kameraden“ bezeichnet hatte.

Frankfurts Alt-Oberbürgermeisterin Petra Roth rief den Gästen noch einmal die hohen Verdienste von Walther Tröger speziell für die Stadt Frankfurt in Erinnerung, die nicht zuletzt dank seiner Initiativen und seines fortwährenden Engagements auf der Vorder- und der Hinterbühne zur Sportmetropole bzw. zur „Sportstadt Frankfurt“ avancierte: „Einen besseren Ratgeber als Walther Tröger konnte ich mir für Frankfurt nicht vorstellen. Er hatte den Spitzensport, aber auch den Breitensport im Auge. Er war ein Türöffner für Frankfurt am Main in das internationale Sportgeschehen“.

Der frühere Berliner Sport- und Kulturwissenschaftler Dr. Sven Güldenpfennig, u.a. ehemals wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Olympischen Instituts am Wannsee, würdigte die „olympische Lebensleistung“ von Walther Tröger: „Er war berufslebenslang durch sein fachkundiges Engagement, seine unabhängige und unbestechlich abgewogene Urteilskraft, sein uneitles Auftreten und seinen unprätentiös geleisteten Dienst an der Sache ein Hoffnungsträger, ja ein Vorkämpfer unter den Förderern des Kulturprojekts Olympische Spiele“. Dabei vergaß Güldenpfennig nicht die berufliche Ausgangsstation von Walther Tröger als Generalsekretär beim Deutschen Hochschulsportverband (adh) zu erwähnen – übrigens alles in Anwesenheit von Heiner Henze, dem engsten Mitarbeiter von Walther Tröger in all den Jahren und Jahrzehnten, der ihn selbst als seinen „Mentor, Vorgesetzten und Freund“ (so der Titel des Beitrags von Henze) im Buch beschreibt, und von Ruth Keszegh, ehemalige Basketball-Nationalspielerin, die ihren „Chef“ Walther Tröger als seine Sekretärin bis zu dessen Tod verbunden blieb.

Zum ergreifendsten Höhepunkt an diesem kurzweiligen Abend im Eintracht Frankfurt Museum wurde jedoch der Moment, als Wolfram Tröger über das Verhältnis zu seinem Vater Walther berichtete und die Gäste insbesondere mitnahm in das Olympische Dorf von München im Sommer 1972, wo Wolfram als junger Gymnasiast zuerst das „heitere Leben“ der Athletinnen und Athleten aus aller Welt „live“ miterleben durfte, aber dann durch sein Fernglas ebenso mitansehen musste, wie sich sein Vater den palästinensischen Terroristen näherte und als Geisel anbot. Am Ende des Abends erhielt Tröger Junior aus den Händen von Verleger Christian Becker (arete, Hildesheim) ein Exemplar des Buches zur Erinnerung an seinen Vater zum bevorstehenden 95. Geburtstag.

Leider konnte niemand aus dem Präsidium bzw. Vorstand des DOSB an diesem „Tröger-Abend“ in Frankfurt anwesend sein. Am Rande wurde aber bekannt, dass der DOSB seine ursprünglichen Planungen mit einer zeitnahen Trauerfeier anlässlich des Todes von Walther Tröger am 30. Dezember 2020 in der Frankfurter Paulskirche inzwischen aufgegeben hat. Stattdessen zieht der Vorstand des DOSB nunmehr eine Gedenkfeier aus Anlass des fünften Todestages von Prof. Walther Tröger rund um den 30. Dezember 2025 in Erwägung.

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Walther Tröger wäre am 4. Februar 2024 95 Jahre alt geworden. Foto: picture-alliance
    Porträt Walther Tröger vor einer Tafel mit Olympischen Ringen Foto: picture-alliance