Das Deutsche Sportabzeichen hat Potenzial

Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung und LSB-Präsident in NRW im Interview zur Sportabzeichen-Bilanz 2013

Walter Schneeloch hat im vergangenen Jahr selbst das Deutsche Sportabzeichen in Silber abgelegt. (c) LSB NRW | Foto: Andrea Bowinkelmann
Walter Schneeloch hat im vergangenen Jahr selbst das Deutsche Sportabzeichen in Silber abgelegt. (c) LSB NRW | Foto: Andrea Bowinkelmann

Herr Schneeloch, im vergangenen Jahr sind 808.310 Deutsche Sportabzeichen verliehen worden. Das sind zwar absolut gesehen weniger als im Jahr 2012 mit 843.890, trotzdem werten Sie die Entwicklung positiv. Warum?

Ein echter Fortschritt ist für uns die Entwicklung im Erwachsenenbereich. Jahrelang haben wir uns bemüht, gerade Erwachsene für das Deutsche Sportabzeichen zu begeistern. Denn wer sein Sportabzeichen ablegen will und dafür trainiert, hält sich fit und bleibt in Bewegung. Damit hat er in Sachen Gesundheit und Lebensqualität in jedem Fall profitiert, selbst wenn er das Sportabzeichen nicht beim ersten Anlauf schafft.

Die Auswertung der Sportabzeichen-Bilanz für 2013 zeigt, dass wir im Erwachsenenbereich auf einem guten Weg sind. Nach der Reform, die 2013 pünktlich zum 100. Geburtstag des Deutschen Sportabzeichens gegriffen hat, haben mehr Erwachsene ihr Sportabzeichen abgelegt als im Jahr davor, insgesamt waren es 8.321 mehr. Und noch eine weitere Zahl belegt den positiven Trend bei den Erwachsenen: Noch nie haben so viele von ihnen zum ersten Mal ihr Sportabzeichen gemacht wie 2013. Mit 32 Prozent sind es fast ein Drittel, die ihr Sportabzeichen 2013 zum ersten Mal abgelegt haben.

Wo sehen Sie die Gründe dafür?

Ich vermute, dass die Vergabe des Sportabzeichens in Bronze, Silber oder Gold bei vielen den sportlichen Ehrgeiz geweckt hat. Jede Sportlerin und jeder Sportler will ganz oben stehen und mit den drei Leistungsstufen beim Deutschen Sportabzeichen lässt sich das gut nachvollziehen. Außerdem interessieren sich immer mehr Menschen für einen gesunden Lebensstil, zu dem auch Bewegung gehört.

Natürlich freue ich mich als LSB-Präsident von Nordrhein-Westfalen besonders darüber, dass unser Bundesland im Vergleich mit anderen zu denen gehört, wo die höchsten Zuwächse im Erwachsenenbereich zu verzeichnen waren. In NRW lag das Plus hier bei 7.265 Sportabzeichen.

Einen Rückgang hat es bei den Sportabzeichen für Kinder und Jugendliche gegeben. Wie will der DOSB hier gegensteuern?

Nicht überall sind die Sportabzeichen bei den Kindern und Jugendlichen im Jahr 2013 zurückgegangen. Hier zeigt die Statistik signifikante regionale Unterschiede. Zum einen spiegelt das die demografische Entwicklung, zum anderen beobachten wir natürlich mit Sorge, dass immer mehr Schulen auf das Training für das Deutsche Sportabzeichen verzichten. Wir hoffen, dass das Deutsche Sportabzeichen in den nächsten Jahren wieder einen festeren Platz im Sportunterricht bekommt und sind mit den Schulbehörden im Gespräch.

Außerdem verfolgen wir natürlich aufmerksam, wie die neuen Bedingungen im Zuge der Reform des Deutschen Sportabzeichens auch in Zukunft angenommen werden und werten Veränderungsvorschläge und Rückmeldungen aus.

Ein wichtiges Anliegen ist es für den DOSB in Kooperation mit dem Deutschen Behinderten Sportverband und Special Olympics Deutschland mehr Inklusion beim Deutschen Sportabzeichen zu erreichen. Was ist in diesem Bereich geplant?

Gerade bei den Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung sehen wir vom DOSB großes Entwicklungspotenzial. Nicht nur, weil es unter gesundheitlichen Aspekten wünschenswert ist, sondern auch weil gerade Menschen mit Handicap beim Sport Erfolgs- und Gemeinschaftserlebnisse haben. Das erfolgreich abgelegte Deutsche Sportabzeichen kann dazu beitragen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken.

Um die Inklusion im Bereich Deutsches Sportabzeichen voranzubringen, haben wir im Rahmen der Sportabzeichen-Tour am 4. Juli in Kiel und in der Vorbereitung darauf ein auf drei Jahre angelegtes gemeinsames Projekt gestartet, das von Sportwissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität begleitet wird. Entwickelt hat das Konzept ein Team um Prof. Dr. Manfred Wegner, gefördert wird es von der Aktion Mensch e.V. Ziel ist es Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht, an denselben Prüfstationen gemeinsam das Deutsche Sportabzeichen abzulegen und idealerweise auch gemeinsam dafür zu trainieren. Damit setzen wir ein im Dezember 2013 verabschiedetes Positionspapier um, in dem sich alle Verbände verpflichtet haben, ihre Angebote und Strukturen im Sinne von mehr Inklusion weiterzuentwickeln.

Herr Schneeloch zum Schluss noch eine persönliche Frage: Haben Sie 2013 Ihr Sportbabzeichen abgelegt und wenn ja, wie haben Sie abgeschnitten?

Ich habe auch 2013 das Deutsche Sportabzeichen abgelegt und die Bedingungen für das Abzeichen in Silber geschafft.

Herr Schneeloch, vielen Dank.

(Quelle: wirkhaus)


  • Walter Schneeloch hat im vergangenen Jahr selbst das Deutsche Sportabzeichen in Silber abgelegt. (c) LSB NRW | Foto: Andrea Bowinkelmann
    Walter Schneeloch hat im vergangenen Jahr selbst das Deutsche Sportabzeichen in Silber abgelegt. (c) LSB NRW | Foto: Andrea Bowinkelmann