"Das Prinzip des Fairplay ist entscheidender Orientierungspunkt"

Über 200 Vertreter der deutschen Sportverbände treffen am Freitag in Frankfurt zu einem Anti-Doping-Workshop zusammen. Bernhard Schwank, Direktor Leistungssport im DOSB, erläutert im Interview die Ziele und Inhalte.

Bernhard Schwank, der Deutsche Olympische Sportbund veranstaltet heute in Frankfurt einen Anti-Doping-Workshop für seine Mitglieder. Was erklären Sie dort den Mitgliedsverbänden?

Bernhard Schwank: Das Präsidium des DOSB hat von Beginn seiner Tätigkeit an sehr deutlich unterstrichen, dass es im Kampf gegen Doping die Null-Toleranz-Politik verfolgen wird. Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie wichtig dieser Kampf ist. Sie haben aber auch gezeigt, dass ein großer Informationsbedarf besteht. Diesem wollen wir Rechnung tragen und unsere Mitglieder umfassend über alle neuen Bestimmungen und den letzten, aktuellsten Stand im Kampf gegen Doping informieren.

 

Gibt es gerade vor den Olympischen Spielen im kommenden Jahr eine Verunsicherung?

Bernhard Schwank: Ob man von Verunsicherung sprechen kann, weiß ich nicht. Alle unsere Richtlinien sind ja klar, die Nominierungsgrundlagen ebenfalls. Natürlich gibt es aber für Trainer, Betreuer und die Mitarbeiter der olympischen Fachverbände intensiveren Gesprächs- und Informationsbedarf. Es gibt eine neue Dachorganisation, die für die Olympiamannschaft verantwortlich ist, der DOSB hat einen 10-Punkte-Aktionsplan gegen Doping verabschiedet, der Gesetzgeber hat ein verändertes Arzneimittelgesetz auf den Weg gebracht, die NADA hat sich neu aufgestellt und ihre missed-test-policy präzisiert. Nicht alle Verbände im deutschen Sport besitzen den hauptamtlichen Apparat, um sich sofort auf die daraus resultierenden Änderungen einzustellen.

 

Was wird im Mittelpunkt des Workshops stehen?

Bernhard Schwank: Experten aus den Verbänden, von Universitäten, der Nationalen Anti Doping Agentur NADA und aus der öffentlichen Sportverwaltung werden zu den aktuellen Themen referieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Bereichen Recht, Medizin, Prävention und Kontrolle. Aus den Verbänden werden Best-Practice-Beispiele erläutert. Wir wollen einen umfassenden Überblick geben.

 

Was erhoffen Sie sich von den Verbänden?

Bernhard Schwank: Wir wünschen uns natürlich, dass es zu einer intensiven Diskussion kommt. Der Workshop ist so angelegt, dass genügend Zeit ist, um Fragen zu stellen. Immer wieder haben wir bei unseren Gesprächen in den vergangenen Wochen gespürt, wie groß der Informationsbedarf, auch durch die öffentliche Diskussion, ist. Denken Sie nur daran, wie oft die Begrifflichkeiten, beispielsweise der berühmte „Missed Test“, für Verwirrung gesorgt haben. Herr Pöhle aus dem Bundesinnenministerium wird beispielsweise die Neufassung des Arzneimittelgesetzes erläutern, Herr Dr. Pabst das System der Dopingkontrollen, Staatssekretär Bergner die Position der Bundesregierung im Kampf gegen Doping. Dies alles soll zur umfassenden Information aller Verbandsvertreter beitragen, um erfolgreich in unserem Ziel zu sein, einen sauberen Sport zu haben.

 

Glauben Sie, dass dies zu erreichen ist?

Bernhard Schwank: Wie es in der Gesellschaft immer Verbrechen geben wird, müssen wir auch im Sport mit Betrug leben.  Aber ein Generalverdacht, wie er im Moment ja oft geäußert wird, ist sicher unbegründet und gegenüber den vielen sauberen Sportlern nicht gerechtfertigt. Das Prinzip des Fairplay ist unser entscheidender Orientierungspunkt. Wir wollen glaubwürdig dafür eintreten, dass der bessere Athlet und nicht der clevere Betrüger gewinnt. Ich hoffe, dass der Workshop auch dazu seinen Beitrag leisten wird.

 

Wie viele Verbandsvertreter haben sich angemeldet?

Bernhard Schank: Das Interesse an diesem Workshop ist extrem groß. Wir haben über 200 Anmeldungen erhalten.