Das Wichtigste aus dem „Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht“ (Teil 4)

Nach dem „Ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht“ im Jahre 2003 ist Ende letzten Jahres der „Zweite Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht“ mit dem Schwerpunkt „Kindheit“ erschienen.

Das Wichtigste aus dem Kinder- und Jugendsportbericht wird in einer Serie präsentiert. Copyright: picture-alliance
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Dieser Bericht hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung von Bewegung und Sport von Kindern im Hinblick auf die individuelle Entwicklung zu beschreiben und dabei mögliche (positive) Effekte zu analysieren. Der Bericht wird mit Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung herausgegeben von Prof. Dr. Werner Schmidt (Uni Duisburg-Essen) sowie unter Mitarbeit von Prof. Dr. Renate Zimmer (Uni Osnabrück) und Prof. Dr. Klaus Völker (Uni Münster). Er wendet sich „an alle, die das Kinderwohl im Auge haben“. In einer siebenteiligen Serie stellt die DOSB PRESSE wichtige Inhalte des Berichtes vor. Im Teil 4 der Serie geht es um die Bedeutung von Bewegung im Rahmen frühkindlicher Bildungsprozesse:

Im ersten Beitrag beschreibt die Mitherausgeberin des Berichtes, Prof. Dr. Renate Zimmer (Uni Osnabrück), die Bedeutung der „Bildung durch Bewegung in der frühen Kindheit“ (Überschrift), die sich auf alle Einrichtungen für Kinder unterhalb des Pflichtschulalters bezieht. Sie unterstreicht dabei einmal mehr die fundamentale Funktion von Bewegung und sinnlicher Wahrnehmung als Lerngelegenheiten für die gesamte Entwicklung des Kindes – denn es gilt ebenso: „Die frühkindliche Entwicklung hat also vorhersagbare und bedeutende Auswirkungen auf die weitere Entwicklungs- und Lerngeschichte des Menschen“ (S. 212). Betrachtet man die (lernanregenden) Bewegungshandlungen, dann sind hier die alltäglichen Bewegungsaktivitäten der Kinder zu unterscheiden, die aus Lust an der bewegenden Tätigkeit entstehen, und möglichen anderen, die auf arrangierten Bewegungsangeboten basieren bzw. von Erziehungseinrichtungen geplant und betreut werden. Dazu wird eine synopsenartige Analyse der Bildungspläne aller 16 Bundesländer für den Elementarbereich vorgelegt, resp. des Komplexes „Körper, Bewegung, Gesundheit“. Im Fazit moniert die Autorin, dass es für den Elementarbereich immer noch keine einheitlichen Standards für die Ausbildungsmodule an den Fachschulen und Fachhochschulen gibt – vielmehr ist der Bereich der Bewegungserziehung weniger von curricularen Vorgaben als vom persönlichen Engagement der Lehrkräfte abhängig“ (S. 235).

Um die Zusammenhänge von „Effekte motorischer Förderung im Kindergartenalter“ (Titel) geht es im zweiten Beitrag von Privat-Dozentin Dr. Sabine Rethorst (Dänischhagen), Peter Fleig (Uni Paderborn) und Prof. Dr. Dr. h. c. em. Klaus Willimczik (Mühltal), wobei als wissenschaftlich gesichert angesehen werden kann, „dass eine allgemeine Bewegungsförderung im Kindergarten die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder durchweg verbessert“ (S. 253). Das Autorenteam stellt Ergebnisse (experimenteller) Studien vor und gibt einen Überblick über die „Effekte von Bewegungsprogrammen im Lichte von Erfahrungsberichten“, dazu gehören dann auch solche aus dem organisierten Sport, wie sie von den Sportjugenden der Landessportbünde bzw. Landessportverbände und von der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) vorliegen. Die DOG hatte schon bis zum Jahre 2007 im Rahmen ihres Projektes „Kinder bewegen“ insgesamt 27 Modellkindergärten in die Förderung aufgenommen. Grundlage einer effektiven motorischen Förderung – so ein Fazit am Ende des Beitrags – ist neben der fachgerechten Ausbildung der Erzieher und Erzieherinnen auch die Ausstattung der Kindergärten mit entsprechenden Räumlichkeiten und mit (Bewegungs-)Materialien.

Um den Zusammenhang von Sprache und Bewegung in der kindlichen Entwicklung geht es im dritten und letzten Beitrag dieses Themenkomplexes, der ebenfalls von Prof. Dr. Renate Zimmer verfasst worden ist. Sie stellt dabei auch Ergebnisse neuerer empirischer Studien vor, die insbesondere die  Wirksamkeit von Bewegungsförderung für den Spracherwerb im Fokus haben. Durch Bewegung können demnach sprachfördernde Wirkungen erzielt werden: „Besondere Aufmerksamkeit verdient in diesem Kontext die Tatsache, dass die Kinder am meisten von dem Sprachförderkonzept profitieren, deren sprachliche Leistungen im unteren Normbereich lagen. Für bestimmte Zielgruppen wie z. B. Kinder mit Migrationshintergrund könnten sich also besondere Chancen durch eine bewegungsorientierte Sprachförderung ergeben“ (S. 276). 

Werner Schmidt(Hrsg., unter Mitarbeit von Renate Zimmer & Klaus Völker): Zweiter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Schwerpunkt: Kindheit. Schorndorf 2008: Hofmann. 520 S.; 39,90 €


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