Der Moderne Fünfkampf soll moderner werden

Reformen beziehungsweise Korrekturen im Regelwerk einzelner Sportarten sind zwar nicht gang und gäbe, doch in jüngster Vergangenheit kommen sie immer häufiger vor und scheinen sich als Tagungsordnungspunkt zu etablieren.

Goldmedaillengewinnerin Lena Schöneborn beim Zieleinlauf in Peking. Copyright: picture-alliance
Goldmedaillengewinnerin Lena Schöneborn beim Zieleinlauf in Peking. Copyright: picture-alliance

Mal ist es die Einführung einer Zeit- und Startbeschränkung, mal die Verkürzung einer Strecke, von Sätzen oder Runden. Alles dient dazu, um den Spannungsgrad und die Dramaturgie eines Wettbewerbs für das Publikum zu erhöhen und außerdem den Anforderungen von Fernseh-Übertragungen gerechter zu werden. Dabei sei nur an Volleyball, Tischtennis, Ringen oder jüngst an die Nordische Kombination gedacht. Da wollten jetzt auch die Modernen Fünfkämpfer, deren Olympia-Status ohnehin einigen ein Dorn im Auge ist, nicht länger zurückstehen, obgleich es bei ihnen noch gar nicht allzu lange her ist, dass sie von ihrem traditionellen Fünf-Tages-Rhythmus auf ein Ein-Tages-Programm umgeschwenkt sind. Beim Kongress der Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) vom 21. bis 23. November in Guatemalas Hauptstadt Antigua erfolgte nun ein weiterer, ganz markanter Schritt, der sich im Prinzip an die Biathlon-Gepflogenheiten anlehnt. Mit  Beginn des neuen Jahres wird das Schießen mit dem Laufen kombiniert und quasi als Einheit durchgeführt. Diese gravierende Veränderung gilt auch schon für die Europameisterschaften im Juni in Leipzig.  

Das Konzept, in den Englischsprachigen Ländern als Combined Event  bezeichnet, wird den von Pierre de Coubertin geschaffenen Fünfkampf total reformieren: Der Ablauf sieht jetzt wie folgt aus. Nach dem Fechten, Schwimmen und Reiten findet als krönender Höhepunkt das 3000m-Rennen statt, in das drei Einlagen mit insgesamt 15 Schuss eingebettet sind. Bisher galt es, viermal fünf Schüsse als gesonderten Wettbewerb zu absolvieren. Wer bei der neuen Form an den drei vorher bestimmten Stationen, zuerst nach 20 Metern, dann nach 1020 m und 2020 m, alle fünf Scheiben trifft, so dass aus dem roten Lämpchen eine grünes wird, darf sofort weiter laufen. Wer nicht, der braucht zwar keine Strafrunde, wie beim Sprint-Biathlon, in Kauf zu nehmen, sondern muss 1:10 Minuten am Schießstand verharren, was einen Zeitverlust von rund 30 bis 40 Sekunden mit sich bringt, ehe er den Wettbewerb fortsetzen kann. Dazu Schormann: „Da beim Reiten die am günstigsten platzierten Athleten jetzt zum Schluss an der Reihe sind (vorher war es umgekehrt) und der kombinierte Lauf-Schieß-Wettbewerb unmittelbar danach gestartet wird, benötigten wir für die Entscheidung etwa eine Stunde, was für das Fernsehen wegen der Kompaktheit von großer Bedeutung ist.“ Wie gehabt, bleibt es bei der zur Gewohnheit  gewordenen Gundersen-Methode, wonach der Beste nach den vorangegangen drei Disziplinen als Erster an den Start muss. Die Bejaher und Verneiner des modernisierten Modernen Fünfkampfes hielten sich lange Zeit die Waage. UIPM-Competition Advisor Rudi Trost, der sich vor allem in den Entwicklungsländern als Ausbilder, Trainer, Kampfrichter, Manager und Leiter von großen Wettkämpfen einen Namen gemacht, schätzte vorher die Situation auf 60:40 für eine Veränderung ein. Ungarn, Tschechen, Engländer, Polen, aber auch Schweden, Dänen, Schweizer und Kanadier versuchen mit allen möglichen Tricks, die Reform mit endlosen Anträgen zu verhindern, so Schormann.

„Ich finde, dass es sich um einen mutigen und positiven Schritt handelt, der den Fünfkampf populärer macht“, so DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei einem Berlin-Besuch.


  • Goldmedaillengewinnerin Lena Schöneborn beim Zieleinlauf in Peking. Copyright: picture-alliance
    Goldmedaillengewinnerin Lena Schöneborn beim Zieleinlauf in Peking. Copyright: picture-alliance