Der Verein ist eine Marke

Jeder Sportverein sei ein Unikat, der seinen eigenen Weg mit einem gewissen „Eigensinn“ einschlagen müsse, meint Bianca Schreiber-Rietig. Unsere Autorin lebt als freie Journalistin in Berlin.

Die errungenen Pokale allein machen einen Verein noch nicht zu einer Marke. Foto: picture-alliance
Die errungenen Pokale allein machen einen Verein noch nicht zu einer Marke. Foto: picture-alliance

Im Verein ist Sport am schönsten. Dieser Slogan gilt für viele Deutsche nach wie vor, die in den letzten Jahrzehnten durch viele Kampagnen des Deutschen Sportbundes (DSB) und seiner Nachfolgeorganisation, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), nicht nur auf Trab gebracht wurden, sondern auch in Bewegung blieben. Doch viele gesamtgesellschaftliche Veränderungen etwa auf dem Arbeitsmarkt oder in der Schullandschaft bringen den Sport ab und an etwas außer Tritt, aber trainings- und wettkampferfahren findet er in die Spur zurück – wenn er sich, wie auf der Bundeskonferenz Sportentwicklung deutlich wurde, auf sich besinnt und das beste aus sich – also aus seinen Mitgliedern – herausholt.

Attraktiver werden heißt nicht unbedingt mehr Aktionismus, und Mitgliederwachstum um jeden Preis ist riskant. Spaß, Gemeinschaft, Geselligkeit stehen bei Vereinsmitgliedern ganz vorne auf der Rankingliste eines guten Vereins. Auf Emotionen setzen, ist manchmal schon das Rezept? Für viele, die meinen, man müsste nun weitere schlaue Papiere verfassen oder Strategien entwickeln, noch weitere Steuerungsgruppen oder Marketing-Aktionen anleiern, um noch mehr Mitglieder zu gewinnen, mag das ernüchternd oder enttäuschend sein.

Von unbegrenzten Wachstumsphantasien scheinen sich die Verantwortlichen im Bereich Sportentwicklung in Berlin endgültig verabschiedet zu haben – und setzen damit gegenüber den unersättlichen Wachstumspredigern aus Wirtschaft und Politik ein positives Zeichen. Die Gesamtsituation im Auge behalten, auf den verschiedenen Organisationsebenen zusammenarbeiten, sich austauschen und individuelle Beratung anbieten, für Qualifizierung der Trainer und Übungsleiter, aber auch anderer Ehren- und Hauptamtlicher sorgen. Das ist der operative Part der Verbände.

Und ansonsten: Vereine machen lassen. Jeder von ihnen ist ein Unikat, der seinen eigenen Weg mit einem gewissen „Eigensinn“ einschlagen muss, um sich zu behaupten und etwas besonderes aus sich zu machen. Guter oder schlechter Verein – das liegt in seinen Händen.

Und dann heißt es vielleicht: „Der Verein - mein Verein - ist eine Marke, weil er zum Beispiel auch ein Herz für diejenigen hat, die zwei linke Füße haben und dennoch mitkicken dürfen...“ Oder: „Der Verein ist eine Marke, weil bei uns auch Niederlagen gefeiert werden wie ein Sieg...“ Wie schon gesagt: Im Verein ist Sport meistens immer noch am schönsten.


  • Die errungenen Pokale allein machen einen Verein noch nicht zu einer Marke. Foto: picture-alliance
    Die errungenen Pokale allein machen einen Verein noch nicht zu einer Marke. Foto: picture-alliance