Deutsche Skispringer springen zu Gold

Andreas Wellinger, Marinus Kraus, Andreas Wank und Severin Freund gewannen in einem spannenden Team-Wettkampf Gold vor Österreich und Japan.

DSV-Adler gewinnen die erste Medaille in Sotschi. Foto: picture-alliance
DSV-Adler gewinnen die erste Medaille in Sotschi. Foto: picture-alliance

Als der Gold-Traum wahr geworden war, gab es vor allem für Severin Freund kein Halten mehr. Beinahe ängstlich hatte der Schlussspringer der deutschen Adler auf die Anzeigetafel geblickt, aus Sekunden schien eine Ewigkeit zu werden, doch dann war die Gewissheit da: Diesmal hatten seine Nerven gehalten, Erster, Olympiasieg im Teamspringen. "Wir haben noch genug Kraft zum Feiern", versicherte Freund gleich danach mit einem breiten Grinsen.

"Ich bin stolz auf das ganze Team. Wir haben viele Durststrecken zusammen gemeistert. Heute ist das Team belohnt worden", sagte ein sichtbar erleichterter Bundestrainer Werner Schuster, der aus dem siegreichen Quartett Schlussspringer Freund hervorhob: "Severins Sprung war nicht perfekt, aber er hat es gut durchgebracht. Das kann ein Meilenstein in seiner Karriere sein."

Freund warf vor Begeisterung seine Skier weg, schrie seine Freude in den Himmel über dem Kaukasus und wurde von seinen jubelnden Kollegen Andreas Wellinger, Marinus Kraus und Andreas Wank in den Schnee gedrückt. "Das war eine grandiose Mannschaftsleistung", betonte Freund. "Das war ein geiler Wettkampf. Wir waren vorne und haben gezittert. Es ist unbeschreiblich", ergänzte Wellinger.

Zu viert hatten sie sich bei den Winterspielen in Sotschi vor den höher eingeschätzten Österreichern und Japanern durchgesetzt. Nach 1994 und 2002 ging damit zum dritten Mal Gold an ein DSV-Quartett, 2,7 Punkte oder umgerechnet 1,5 Meter nach acht Sprüngen betrug der Vorsprung vor Österreich, das erstmals seit dem Sieg bei der WM 2005 ein großes Teamspringen verlor. Deutschland ist nun als erste Nation dreimal Team-Olympiasieger.

Freund, der im Einzel zweimal am Podest vorbei geflogen war, machte mit einem starken letzten Sprung den Gold-Coup im direkten Duell mit Österreichs Gregor Schlierenzauer perfekt. Das reichte zu insgesamt 1041,1 Punkten für die Mannschaft von Schuster, die zuletzt zweimal bei Olympia erfolgreichen Austria-Adler (1038,4) lagen deutlich vor Japan (1024,9).

Wahrer Skisprung-Krimi

In den kaukasischen Bergen entwickelte sich von Beginn an ein Skisprung-Krimi. Nach einem mäßigen Auftakt von Wank lag das deutsche Team nur auf dem siebten Rang, der überragende Youngster Kraus sorgte aber mit einem Traumflug auf 136,5 Meter für einen Sprung auf den zweiten Platz. Wellinger hielt die Position, ehe Freund zur Halbzeit sogar die Führung eroberte.

Im zweiten Durchgang verlor der für Richard Freitag ins Team gerückte Wank zunächst den ersten Platz an Österreich: Insgesamt hielt der vermeintliche Wackelkandidat dem Druck aber stand. Wellinger brachte dem deutschen Team vor dem letzten Durchgang einen Vorsprung von 3,4 Punkten auf Österreich, den Freund erfolgreich verteidigte.

Die zuzletzt bei der WM 2003 unterlegenen Österreicher mussten sich mit den Stars Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Thomas Diethart und Michael Hayböck geschlagen geben. Der vor fünf Wochen noch schwer gestürzte Morgenstern verpasste dabei außerdem seinen vierten Olympiasieg, mit dem er zu den Rekordhaltern Matti Nykänen (Finnland) und Simon Ammann (Schweiz) aufgeschlossen hätte.

Mitfavorit Polen schaffte es auch mit Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch an der Spitze nur auf Rang vier. Überflieger Stoch verpasste damit den möglichen "Hattrick" mit drei Triumphen innerhalb einer Woche, wie er 1988 in Calgary dem Finnen Matti Nykänen gelungen war. Auch unter Adam Malysz war die Skisprung-Nation Polen immer leer ausgegangen.

Richard Freitag hatte am Sonntagabend das interne Ausspringen gegen Wank und Wellinger verloren. Schon in den Einzeln der für ihn enttäuschenden Winterspiele war er nicht über die mageren Plätze 20 und 21 hinausgekommen. Freund betonte nach dem Sieg allerdings: "Man darf auch den Richi Freitag nicht vergessen."

Gute Chancen in Pyeongchang 2018

Trotz der verpassten Medaillen in den Einzel-Wettbewerben sind die Aussichten für das deutsche Skispringen durchaus rosig. Freund (25), Wellinger (18), Kraus (23), Freitag (22) und Wank (25) sind noch jung, alle fünf könnten auch 2018 in Pyeongchang mit deutlich mehr Erfahrung an den Start gehen. Ob der Bundestrainer dann noch Werner Schuster heißt, bleibt abzuwarten. 2015 steht in Falun die WM auf dem Programm, bis dahin läuft der Vertrag des Österreichers.

(Quelle: Sport-Informations-Dienst)


  • DSV-Adler gewinnen die erste Medaille in Sotschi. Foto: picture-alliance
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