Die Exoten leben ihren Traum

Bei den ersten Olympischen Jugend-Winterspielen in Innsbruck sind über 1000 Athleten dabei - unter ihnen auch einige Exoten.

Aanchal Thakur ist die einzige Skifahrerin aus Indien. Damit gilt sie bei den Jugendspielen in Innsbruck als Exotin. Foto: IOC Young Reporters
Aanchal Thakur ist die einzige Skifahrerin aus Indien. Damit gilt sie bei den Jugendspielen in Innsbruck als Exotin. Foto: IOC Young Reporters

Nicht bloß die zukünftigen Stars der Winterhochburgen treten bei den 63 Wettbewerben an, sondern auch Exoten aus der Mongolei oder von den Philippinen. Natürlich mit überschaubarem Erfolg.

Erst rettete sich Enkh-Ariun Altantulga mit letzter Kraft ins Ziel, dann irrte die mongolische Eisschnellläuferin verloren durch das olympische Eisstadion. Erst ein Ordner brachte die völlig ausgepumpte 15-Jährige nach dem Rennen über 3000 Meter bei den Olympischen Jugend-Winterspielen auf die richtige Fährte und geleitete sie in Richtung Katakomben. Dort hatte sie trotz ihres vorletzen Platzes schnell ihr Lächeln wiedergefunden.

Denn Eisschnelllauf ist in der Mongolei alles andere als eine Nationalsportart, und schon die Qualifikation für Olympia war eine bemerkenswerte Leistung. "Es gibt etwa 200 Eisschnellläufer", sagte Altantulga, die seit vier Jahren auf den Kufen steht. Ihre Großmutter riet ihr, es mit Eisschnelllauf zu versuchen, weil Altantulga sich oft krank gefühlt hatte. "Keine Ahnung, was das war. Aber seit ich Sport mache, fühle ich mich gut", sagte die Mongolin. Trotz täglichen Trainings nach der Schule ist es für Altantulga aber noch ein weiter Weg in die Weltspitze.

Denn der zentralasiatische Staat ist ein wintersportliches Entwicklungsland. "Die Mongolei hat starke Menschen, aber sie hat nicht die Infrastruktur und die Ausrüstung, die nötig ist, um zur Weltspitze aufzuschließen", sagte Donzan Surenkhorloo, Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees der Mongolei. Diese Erfahrung hat auch Georg Zipfel gemacht. Auf Betreiben des Internationalen Olympischen Komitees IOC nach einer Anfrage aus der Mongolei unterstützt der Technische Leiter im Breitensport des Deutschen Skiverbandes (DSV) die dortigen wintersportlichen Aufbauarbeiten.

Als der 58-Jährige im August 2010 erstmals in den mit rund 2,7 Millionen Einwohnern dünn besiedelten Staat reiste, sah er Skifahrer, die auf Aluminiumrohren unterwegs waren. "Das hat mich schon sehr getroffen", sagte Zipfel. Seither sammelt der frühere Langlauf-Bundestrainer Material für die dortigen Sportler.

Doch für den Anschluss an die Weltspitze fehlt den Mongolen noch das Know-How. "Die brauchen Leute mit internationaler Erfahrung, die dann ihr Wissen weitergeben", sagte Zipfel. Den 42. Platz von Skilangläufer Usukhbayar Dandar, dem zweiten Mongolen in Innsbruck, über zehn Kilometer wertete Zipfel, der 1976 selbst als Langläufer bei den Winterspielen in Innsbruck dabei wgewesen ar, dann auch als Erfolg.

Besser lief es für Eiskunstläufer Christian Michael Martinez. Der einzige Starter der Philippinen belegte einen starken siebten Rang. Doch bereits mit der Teilnahme an den Jugend-Winterspielen sei ein Traum wahr geworden, sagte Martinez.

Amin Lamhamedi hat dagegen nicht nur teilgenommen, sondern auch noch gewonnen und dabei für großes Erstaunen gesorgt. Denn der 16-Jährige holte für Marokko durch seinen Sieg im Super-G die erste Goldmedaille für Afrika bei Winterspielen. Einen kleinen Makel hat das ganze dann aber doch. Denn Lamhamedi ist in Kanada geboren und lebt auch dort.

Vielleicht reiht sich auch Indien bald in die Reihe der Olympiasieger bei Winterspielen ein. In Innsbruck ist Aanchal Thakur zwar noch die einzige Teilnehmerin aus dem Riesenreich, dennoch sieht Roshan Lal Thakur den Subkontinenten auf einem guten Weg. "Skifahren ist bei uns im Aufwind", sagte der Generalsekretär des Skiverbandes.

(Quelle: SID)


  • Aanchal Thakur ist die einzige Skifahrerin aus Indien. Damit gilt sie bei den Jugendspielen in Innsbruck als Exotin. Foto: IOC Young Reporters
    Aanchal Thakur ist die einzige Skifahrerin aus Indien. Damit gilt sie bei den Jugendspielen in Innsbruck als Exotin. Foto: IOC Young Reporters