Die Konferenz der Landessportbünde tagte in Brüssel

Das Thema Europa gewinnt im organisierten Sport zunehmend an Bedeutung. Plakatives Beispiel dafür ist der Versuch privater Wettanbieter, vor dem Europäischen Gerichtshof das staatliche Glückspielmonopol aufzuheben.

Die Vertreter der Landessportbünde trafen sich in Brüssel. Copyright: picture-alliance
Die Vertreter der Landessportbünde trafen sich in Brüssel. Copyright: picture-alliance

Aber auch die Situation des Schulsports, für den der Sprecher der Konferenz der Landessportbünde, Dr. Rolf Müller (Hessen), kürzlich eine „Pisastudie Sport“ eingefordert hat, muss im Sinne einer positiven Weiterentwicklung im euro-päischen Kontext betrachtet werden. Gründe genug für die Konferenz, also den Zusammen-schluss aller deutschen Landessportbünde, ihre „Frühjahrstagung“ in Brüssel durchzuführen und hier gleichzeitig Lobbyarbeit für den organisierten Sport zu leisten.

„Wir haben in Brüssel versucht, die ausschließliche Wahrnehmung des Sportes über den Profisport zu relativieren. Der Gemeinwohl orientierte Sport umfasst entschieden mehr, als der Sport, der in den Profiligen vertreten wird. Unsere Sportvereine übernehmen soziale Verantwortung und tragen entscheidend zur Gestaltung der Gesellschaft bei. Möglich wird das zu einem erheblichen Teil durch Mittel aus den Erlösen eines kontrollierten, verantworteten Glückspiels. Wir müssen daher alles tun, um die Versuche der privaten Wettanbieter, Entscheidungsträger in Brüssel  für eine Liberalisierung und grenzenlose Öffnung des Wettspielmarktes zu gewinnen, scheitern zu lassen“, skizzierte Dr. Rolf Müller die Initiative der Landessportbünde vor Ort.

Europa-Parlamentarier Dr. Andreas Schwab machte den Vertretern des organisierten Sports in diesem Zusammenhang Hoffnung. Während eines Empfangs in der Hessischen Landesver-tretung in Brüssel schilderte er, der Begriff „verantwortetes Glücksspiel“, so vom zuständigen Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofes geprägt, finde im Europa-Parlament immer breitere Zustimmung. Rupert Hornig, Generalbevollmächtigter der Staatlichen Lotto- und Toto-Gesellschaften Europas, übermittelte ein weiteres, positives Signal. Danach ist eine Studie geplant, die private und öffentliche Finanzierungsquellen des Sports untersuchen wird. Der Studie werde im EU-Parlament große Bedeutung beigemessen.

Dass sich die EU generell der Bedeutung des organisierten Sportes bewusst ist, zeigte EU-Kommissar Ján Figel den Vertretern der Landessportbünde und des DOSB auf. Sport sei ein Bereich, der viele Menschen eng miteinander verbinde. Unter anderem gelte es, die Förderung und Finanzierung des Sportes zu gewährleisten, den Kampf gegen Doping zu intensivieren und den Komplex Bewegung und Schulsport im Blick zu halten. Die Europäische Kommission, so Figel, werde den Sport in diesen und weiteren Fragen unterstützen. Das Lob des EU-Kommissars galt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, unter der auch im Bereich Sport zahlreiche Initiativen gestartet und Themen positiv weiterentwickelt worden seien.

Positive Ergebnisse erwartet der Sprecher der Konferenz der Landessportbünde, Dr. Rolf Müller, auch von einer „Pisastudie Sport in der Grundschule“. Der europäische Vergleich sportlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten könnte interessante Aufschlüsse bringen, argumentierte Müller. „Sport und Bewegung müssen als nicht austauschbare Elemente von Bildung verstanden werden. Die Zuordnung des Sportes in der Grundschule zu einem Ästhetikbereich, das Abhalten von Sportsunden durch fachfremde Lehrer und - schlimmer noch - der Umstand, dass die dritte Sportstunde zunehmend ausfällt, darf so nicht hingenommen werden“, fasste Dr. Müller die scharfe Kritik der Sportorganisationen zusammen. Die Sportbünde wollen in diesem Zusammenhang den zuständigen Sprecher der Kultusministerkonferenz in ihre nächste Sitzung einladen. Zudem forderten sie den DOSB auf, sich für die Aufnahme des Schulsports in den nationalen Bildungsbericht einzusetzen.

Eine klare Position bezogen die Sportbünde auch zu den Vermarktungsaktivitäten des Deutschen Olympischen Sportbundes. Hier forderten sie vehement eine verbesserte strategische Einbindung der Landessportbünde ein. „Der DOSB schließt Sponsorverträge ab, die in ihrer Wirkung und Umsetzung nicht ohne uns abgewickelt werden können”, machte Sprecher Dr. Rolf Müller deutlich.

Die nächste Sitzung der Konferenz der Landessportbünde wird Ende Oktober aller Voraussicht nach in Schwerin stattfinden.


  • Die Vertreter der Landessportbünde trafen sich in Brüssel. Copyright: picture-alliance
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