Die nachhaltige und klimaneutrale Sportstätte ist möglich

Der Sport kann eine Menge zum Klimaschutz beitragen, unter anderem mit einem Fokus auf klimaneutrale Sportstätten.

Durch den Einsatz regenerativer Energien kann der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden. Foto: picuture-alliance
Durch den Einsatz regenerativer Energien kann der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden. Foto: picuture-alliance

Das System Erde befand sich in den letzten rund 10.000 Jahren in einem klimatisch stabilen Zustand, der in der Geologie das Holozän genannt wird. Der Zustand zeichnet sich durch beständige Temperaturen, Verfügbarkeit von frischem Wasser und intakte Stoffkreisläufe aus, die eine menschliche Entwicklung hin zu unserer aktuellen Lebensweise ermöglichten. Erst durch diese stabile klimatische Phase wurde der Übergang von menschlichen Jäger- und Sammlerkulturen zu sesshaften Bauern mit domestizierten Tieren und Pflanzen, dem Neolithikum, möglich. Die Grundlage für unsere heutige Lebensweise wurde gelegt.

Spätestens mit Beginn der industriellen Revolution nahm der Mensch jedoch immer mehr Einfluss auf die Umweltbedingungen und führte einen globalen Wandel herbei. Seit den 1950er Jahren dokumentiert die Wissenschaft eine verstärkte Beschleunigung des anthropogenen (menschengemachten) Einflusses. Die menschlichen Aktivitäten haben jedoch ein Niveau erreicht, das die Stabilität der Systeme, die die Erde in ihrem Holozän-Zustand halten, nachhaltig stören könnte. Wissenschaftliche Studien haben neun Prozesse hervorgehoben, welche die Stabilität maßgeblich bestimmen. Diese planetaren Leitplanken beeinflussen die globalen Wechselwirkungen zwischen Land, Ozeanen, Atmosphäre und Lebewesen, die zusammen die Umweltbedingungen ausmachen. Mit dem Konzept der planetaren Leitplanken werden Wechselwirkungen zwischen menschlichem Handeln und ökologischen Prozessen im Gesamtsystem Erde verdeutlicht. Das Überschreiten einer oder mehrerer Leitplanken stellt ein Risiko für die globalen ökologischen Rahmenbedingungen und damit für die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen dar.

Durch die Emissionen aus Industrie, Gebäuden und Verkehr wurde mittlerweile ein Gehalt von deutlich mehr als 410 ppm Kohlendioxid in der Atmosphäre erreicht. Nie in der rund 300.000-jährigen Geschichte von homo sapiens wurden so hohe Werte verzeichnet. Gleichzeitig stellen wir ein großes Artensterben fest. Wenn das menschliche Handeln aber dafür sorgt, dass sich die zivilisatorische Entwicklung im Rahmen dieser planetaren Leitplanken bewegt und die Belastbarkeitsgrenzen nicht überschritten werden, so kann das System Erde annähernd in dem bisherigen stabilen Zustand des Holozäns bleiben. In diesem kann sich das System bei Veränderungen selbstständig regulieren. Von besonderer Bedeutung sind zwei Haupt-Leitplanken: Der Klimawandel sowie die Integrität der Biosphäre. Sie haben eine globale Bedeutung und sind eng mit den anderen formulierten Leitplanken verbunden, die insbesondere durch den immer noch stark steigenden Ressourceneinsatz beeinflusst sind. Ziel der Bundesregierung ist es daher, spätestens bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und gleichzeitig das Artensterben zu beenden. Der Sport kann hierzu eine Menge beitragen und seinen Fokus auf die Klimaneutralität von Sportstätten richten.

Klimaneutralität kann erzielt werden, indem beispielsweise der Energieverbrauch deutlich gesenkt und gleichzeitig regenerative Energien genutzt werden. Beim Bau von Sportstätten sollten Ressourcen sparsam eingesetzt und ein umweltverträglicher Rückbau mit bedacht werden. Und schließlich sollten Beiträge zum Schutz der Biodiversität geleistet werden. Die gute Nachricht ist, dass durch einen reduzierten Energieverbrauch und den verminderten Ressourceneinsatz sich langfristig auch finanzielle Einsparpotenziale ergeben. Viele dieser Ansatzpunkte werden schon oft verwirklicht. Sporthallen werden regelmäßig in Passivhausbauweise errichtet und sind mit Solaranlagen für die Energieversorgung ausgestattet. Seit 2011 gibt es mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) auch das erste Passivhaus-Hallenbad in Lünen. Der Energieverbrauch wurde im Vergleich zum normalen Neubau halbiert. Die jährlichen Betriebskosten sanken dadurch um rund 200.000 Euro. Auch der Holzbau ist bei Sportstätten etabliert. Der Einsatz von Holz spart Ressourcen und trägt gleichzeitig zum Klimaschutz bei, da Holz in Bauwerken Kohlendioxid über viele Jahre bindet, während Beton und Mauersteine bei ihrer Herstellung große Mengen Energie benötigen und daher zum Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen beitragen.

Ein sehr zukunftsfähiger Ansatz sollte bei Planungen besonders beachtet werden: Gründächer sind eine hervorragende Option für mehr Nachhaltigkeit. Sie erfüllen gleich mehrere Funktionen: Die aufgebrachte Substratschicht trägt zur besseren Isolierung des Daches bei und vermindert die Wärmeverluste. Durch die Verdunstung im Sommer wirken Gründächer kühlend und reduzieren die Aufheizung in den Gebäuden sowie in ihrer Umgebung. Auf den Gründächern entwickeln sich oft artenreiche Magerwiesen. So gibt es beispielsweise auf dem Dach der Geschäftsstelle der DBU ein hohes Vorkommen des gefleckten Knabenkrauts. Gründächer lassen sich vielfach gut mit Photovoltaikanlagen kombinieren. Die Teilverschattung durch die Module erhöht die Artenvielfalt des Gründaches weiter. Gleichzeitig wird durch den Kühleffekt der Verdunstung die Effektivität der Stromerzeugung verbessert. Zudem wird Wasser gespeichert und damit ein wichtiger Beitrag zur umweltentlastenden Regenwasserbewirtschaftung erbracht. In einem von der DBU geförderten Projekt des Bundesverbandes Gebäudegrün (BuGG) und vieler Kommunen wird derzeit erarbeitet, welche Effekte für den Klimaschutz und die Klimaanpassung durch Gründächer erzielt werden können und wie eine optimale Gestaltung und Bepflanzung der Dächer unter Biodiversitätsaspekten erfolgen sollte. Weiterhin werden im Städtedialog Gebäudegrün Erfahrungen ausgetauscht, Wissen vermittelt und Best-Practice-Projekte gesammelt. Hier können sich Interessierte aus dem Bereich der Sportstätten gerne einbringen!

(Autoren: Franz-Peter Heidenreich, Deutsche Bundesstiftung Umwelt und Prof. Dr. Markus Große Ophoff, DBU Zentrum für Umweltkommunikation)

Der Kommentar ist dem Infodienst „Sport schützt Umwelt“ entnommen.

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Durch den Einsatz regenerativer Energien kann der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden. Foto: picuture-alliance
    Läufer vor der Außenansicht eines Stadions mit Solarzellen Foto: picture-alliance