Die öffnende Wand

Eine Kletteranlage in einer Moschee: Das ist der Kern von „Schicht im Schacht“. Das Projekt schenkt Jugendlichen Verantwortung, stiftet Gemeinschaft und stellt einen modernen Islam vor.

Medien verfolgten mit Interesse die Eröffnung der neuen Kletterwand in der Moschee der islamischen Gemeinde Nürnberg (Quelle: BLSV)
Medien verfolgten mit Interesse die Eröffnung der neuen Kletterwand in der Moschee der islamischen Gemeinde Nürnberg (Quelle: BLSV)

Manche Initiativen sind nicht auf Ergebnisse angewiesen, um als Beispiel zu leuchten. Weil die Idee, das Konzept, die Zielgruppe und all die anderen Bestandteile nicht nur ein harmonisches Ganzes ergeben, sondern auch ein gewisses Etwas enthalten, das vom Gängigen abweicht und die Vorstellung anregt. „Schicht im Schacht“ ist so eine Initiative. Vom Programm „Integration durch Sport“ (IdS) in Bayern und der islamischen Gemeinde Nürnberg ergriffen, macht sie ihrem originellen Namen alle Ehre. „Einzigartig in Deutschland“, dieses Attribut war bei der offiziellen Eröffnung häufiger zu hören, von IdS-Landeskoordinatorin Conny Baumann zum Beispiel, aber auch von Ahmad Al-Khalifa, Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland. Nachzulesen in der „Süddeutschen Zeitung“.

 

Neue Serie - alle 2 Wochen

Von Rügen bis Reutlingen, von Kiel bis Nürnberg. Von Basketball über Gorodki bis Tanztheater. Von der kulturellen Öffnung Einzelner bis zu jener von Großvereinen. Et cetera, denn Vielfalt ist das Stichwort, wenn das Programm „Integration durch Sport“ ab sofort und an dieser Stelle zeigt, wie es eigentlich funktioniert, so ganz genau und rein praktisch. Das folgende Projektporträt ist der Beginn einer Serie auf www.integration-durch-sport.de: Alle zwei Wochen stellen wir insgesamt 16 Initiativen vor, für jedes Bundesland eines: Geschichten, von denen keine der anderen ähnelt und die doch ein großes Ganzes ergeben. Nämlich ein Mosaik von Möglichkeiten, wie der Sport Verbindungen zwischen Kulturen schaffen und wachsen lassen kann.

 

Das Einzigartige beginnt mit dem Ort des Geschehens: Der Jugendraum in der Moschee der islamischen Gemeinde - und dort ein ausrangierter Aufzugsschacht. Diesen Schacht hat das im Sommer 2013 angeschobene, vom Deutschen Alpen-Verein (DAV), dem Sportamt Nürnberg und weiteren Partnern unterstützte Projekt  durch Verwandlung wiederbelebt. Die Jugendlichen der islamischen Gemeinde montierten dort unter Anleitung von Experten eine Kletterwand inklusive Boulder-Griffen und Sicherheitselementen. Eine Selbstgestaltung des eigenen Bewegungsraums, der die Selbstverwaltung folgt: Seit der feierlichen Eröffnung im November begutachten die Gemeindemitglieder die Anlage und halten sie Instand. Teilhabe lautet das Schlüsselwort.

Teilhabe umfasst Verantwortung und Aktivität. Im Rahmen eines geplanten DAV-Kurses können die jungen Gemeinde-Mitglieder an „ihrer“ Wand einen Kletterschein machen, um dort später selbst Gruppen zu betreuen. Teilhabe umfasst auch Vertrauen und Öffnung, die in diesem Fall  über diverse persönliche und kulturelle Unterschiede – die islamische Gemeinde vereint dutzende Ethnien –, aber auch über religiöse Prägung hinwegführen sollen. Und über Binnen- wie Außengrenzen: „Schicht im Schacht“ will nicht nur die jungen Mitglieder der Islamischen Gemeinde erreichen, und hier besonders die Mädchen. „Zu uns darf jeder kommen", sagt Hamet Ktari, als Projektkoordinator auf Gemeinde-Seite selbst einer der Wandwerker. Die Öffnung der Moschee sei ein großes Ziel.

So soll der Jugendraum samt 15-Meter-Kletteranlage, Tischkicker und Dartscheibe zu bestimmten Zeiten allen zugänglich sein, anderen Mitgliedern der islamischen Gemeinde als auch Nichtmitgliedern; eine angedachte (geringe) Nutzungsgebühr würde allein zur Anschaffung von Klettermaterial und zur Instandhaltung verwendet. Conny Baumann stellt sich eine „Begegnungsstätte“ vor, „die dazu beitragen kann, gegenseitige Vorurteile und Berührungsängste abzubauen“. Der Idee nach treten Gruppen beziehungsweise Einrichtungen (etwa Vereine) mit der islamischen Gemeinde in Kontakt, gegebenenfalls unter Anregung und Vermittlung durch das IdS-Regionalbüro in Erlangen. Natürlich geht es zuerst um die Basis: Der Jugendraum soll der Gemeinde-Jugend dienen, die dort als Kletterinnen und Kletterer, als Sicherheitsmanager, als Bekannte zusammenkommen.

Eine Moschee als Treffpunkt für alle, wenn das kein versöhnlicher Plan ist. Baumann sieht das Projekt als mögliches Vorbild, etwa für Kirchengemeinden oder Schulen. Und als Gelegenheit, der Nürnberger Öffentlichkeit einen fortschrittlich denkenden Islam zu präsentieren. Beides bewahrheitete sich schon bei der feierlichen Eröffnung. Da sagte Zentralratsmitglied al-Khalifa der „SZ“, er wolle seiner Islamischen Gemeinde in München vorschlagen, „eine Kletterwand im Inneren des Turms einer Moschee“ zu errichten.

(Quelle: DOSB)

Auch auf der Opens external link in new windowSeite des BAMF finden Sie hierzu eine Veröffentlichung.

 


  • Medien verfolgten mit Interesse die Eröffnung der neuen Kletterwand in der Moschee der islamischen Gemeinde Nürnberg (Quelle: BLSV)
    Medien verfolgten mit Interesse die Eröffnung der neuen Kletterwand in der Moschee der islamischen Gemeinde Nürnberg (Quelle: BLSV)