Dopingprävention: Die Deutsche Sportjugend zieht Zwischenbilanz

Die Regionalkonferenz „Dopingprävention – eine fortwährende Aufgabe“ der Deutschen Sportjugend (dsj) findet am 24. Juni in Frankfurt am Main statt.

Seit 2009 wurden bereits über 100 Jugendliche zu Juniorbotschaftern ausgebildet und ernannt. Foto: dsj
Seit 2009 wurden bereits über 100 Jugendliche zu Juniorbotschaftern ausgebildet und ernannt. Foto: dsj

„Die Erkenntnis aus der Dopingproblematik der vergangenen Jahre kann nur lauten, dass in Zukunft noch mehr auf Prävention gesetzt werden muss, um das Dopingproblem eingrenzen zu können.“ Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Ingo Weiss anlässlich der Ankündigung der Regionalkonferenz Dopingprävention am 24. Juni 2013 in Frankfurt am Main.

Seit 2010 setzt die Deutsche Sportjugend (dsj) das Projekt „Sport ohne Doping“ um. Es ist integraler Bestandteil des Nationalen Dopingpräventionsplans (NDPP) und wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern, im Jahre 2011 teilweise auch aus Mitteln der Bundesländer Nordrhein Westfalen, Mecklenburg Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die dsj bietet für die Dopingprävention Know-How und quailifiziertes Personal auf unterschiedlichen Ebenen an.

Dabei, so heißt es in einer Mitteilung der dsj, werde ein pädagogischer Ansatz verfolgt, der die Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördeet. Die dsj trete für einen an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen orientierten, gesunden Sport ein, bei dem die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen im Vordergrund stehe. Hierzu gehörten die Förderung reflektierten und eigenverantwortlichen Handelns, gesellschaftliche Mitverantwortung und Teilhabe sowie soziales Engagement.

Ausgehend von diesen Bestandteilen des Leitbildes der dsj wurde auch die Konzeption des Projekts „Sport ohne Doping“ gestaltet. Um Kompetenzen wie Kommunikation, Entscheidungsfähigkeit, Fähigkeit zum „Nein-Sagen“ zu stärken, müsse ein Problembewusstsein bei allen Beteiligten vorhanden sein, heißt es weiter. Die Übungsleiter/innen, Trainer/innen und Funktionsträger/innen seien hier gefragt Deshalb werden die Multiplikator/innen im organisiserten Sport über ein entsprechendes Aus- und Fortbildungssystem geschult, um die notwendigen Kernkompeten-zen bei Kindern und Jugendlichen zu verankern.

Das Projekt „Sport ohne Doping“, gliedert sich in mehrere Bausteine auf, die den pädagogischen Ansatz der dsj auf verschiedenen Ebenen aufnehmen und verfolgen. Die dsj arbeitet in der  Do-pingprävention eng mit Prof. Gerhard Treutlein von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zusammen.

Kernpool Dopingprävention

Das Kernstück war der Aufbau eines Referentenpools von Expert, die die Anforderung an qualifizierte Fachkräfte zum Thema Dopingprävention erfüllen. Der Kernpool bestand zunächst aus zehn Personen, die durch Qualifizierungsmaßnahmen von Experten und Expertinnen entsprechend fort- und ausgebildet wurden. Dies geschah hauptsächlich mit dem Ziel, die Gestaltung und Durchführung entsprechender Schulungsmaßnahmen verschiedener Formate abzudecken. Bis 2013 hat sich der Kernpool auf 25 Mitglieder erweitert, die momentan die Nachfrage im organisierten Sport abdecken. Die Referenten und Referentinnen des Kernpools treffen sich zwei- bis dreimal pro Jahr, um sich auszutauschen und auf dem neuesten Stand zu halten. Zu-sätzlich nutzen sie digitale Medien als Kommunikationstool, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.

Hauptaufgabe des Kernpools sind Schulungsmaßnahmen im Verbandswesen des Sports, meist mit Ausbildern, die in den entsprechenden Strukturen als Multiplikatoren wirken. Mit dieser Top-Down-Strategie, so heißt es in der dsj-Mitteilung, solle der pädagogische Ansatz der Dopingprä-vention flächendeckend im organisierten Sport verankert werden.

Seit 2010 gab es bereits mehr als 30 Schulungsmaßnahmen mit über 400 Teilnehmenden. Ziel sei es, den Trainern und Übungsleitern ein eigenständiges Aufgabenfeld zu übergeben, für das sie sensibilisiert und über das sie umfassend informiert wurden. Darüber sollen sie in die Lage versetzt werden, kontinuierlich und systematisch Maßnahmen im Bereich Dopingprävention im organisierten Kinder- und Jugendsport durchzuführen.

In den Schulungsmaßnahmen solle auch vermittelt werden, so die dsj, dass gerade Trainer und Trainerinnen einen großen Einfluss auf junge Athletinnen und Athleten hätten und damit sorg-fältig auf diese Thematik vorbereitet werden müssten. Als ein Aspekt wird genannt, dass es häufig persönliche Krisen in der Sportbiographie seien, die zur Einnahme von leistungssteigernden Medikamenten führen könnten. Um diesem Irrweg auszuweichen, seien die Trainer und Trainerinnen und Übungsleiter und Übungsleiterinnen gefragt, aufmerksam und korrigierend einzugreifen und den Athletinnen, „mit dem gebotenen Verständnis und ohne zusätzlichen Druck aufzubauen“, zu vermitteln, dass zum Sport auch Misserfolge gehörten und dass der Weg zu langfristigen Leistungssteigerungen nur über eine gesunde Lebensweise führen könne.

Seit 2012 gibt es für die Kernpoolreferenten einen Leitfaden zur Durchführung und Evaluation von Schulungsmaßnahmen, der zukünftig auch von Ausbildern, die innerhalb des Projektes geschult werden, genutzt werden kann. Der Leitfaden, so die dsj, ziele vornehmlich auf die Methodik der Dopingprävention ab.

Juniorbotschafter Dopingprävention

Ein weiterer Baustein des Projekts „Sport ohne Doping“ sei das System der Juniorbotschafter Dopingprävention, heißt es weiter. Mittlerweile habe sich das Konzept als Flaggschiff der Dopingprävention der dsj herausgestellt. Das Projekt ist aus den deutsch-französischen Antidoping-Camps hervorgegangen.

Die Juniorbotschafter Dopingprävention durchlaufen für ihre Aufgabe entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen zu Themen der Dopingprävention und Kommunikation. Sie werden in ihren Aktivitäten kontinuierlich beraten und unterstützt. Zum Baustein dieses Projektes gehören die Durchführung zweier Treffen zur Weiterqualifizierung der schon aktiven Juniorbotschafter, ein Informationsaustausch, die Gewinnung neuer Juniorbotschafter sowie die Unterstützung bei der Durchführung eigener Maßnahmen. Diese Maßnahmen, so erklärt die dsj, dienten dazu, die Juniorbotschafter optimal für ihre eigenständige Arbeit in der Prävention vorzubereiten.

Seit 2009 wurden bereits über 100 Jugendliche zu Juniorbotschaftern ausgebildet und ernannt. Sie sind regional, überregional sowie international aktiv und organisieren dabei Veranstaltungen in ihrem Umfeld selbst und treten als Referenten bei unterschiedlichen Maßnahmen auf. Mittlerweile beteiligen sie sich aktiv und regelmäßig an Konferenzen, Großveranstaltungen oder etwa beim Info-Stand der NADA.

Regionalkonferenzen

Ein weiterer Baustein im Projekt „Sport ohne Doping“ sind darüber hinaus Regionalkonferenzen, die für das Thema Dopingprävention sensibilisieren sollen und vollständige Informationen für alle interessierten und engagierten Beteiligten, Akteure und Entscheider bieten. Die Regionalkonferenzen sollen eine Kommunikationsplattform sein, die den Austausch fördere und das Problembewusstsein für die Thematik erweitern solle. Die bisherigen Regionalkonferenzen mit insgesamt über 150 Teilnehmernn fanden in Pforzheim, Würzburg, Erfurt und Malente statt. Darüber hinaus fand 2011 eine große Fachkonferenz zum Thema Dopingprävention in Heidelberg statt, zu der 110 Fachleute zusammenkamen und Fragen des Austausches und der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Thematik diskutierten.

Die nächste Regionalkonferenz findet am 24. Juni in der Sportschule des Landessportbundes Hessen statt. Diese wird gemeinsam von der dsj, dem LsB Hessen und dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport durchgeführt.

Publikationen und Arbeitshilfen

Ein weiteres wichtiges Standbein der Dopingpräventionsaktivitäten der dsj sind die Publikationen und Arbeitshilfen. In den vergangenen drei Jahren wurden neben der erstmals im Jahr 2004 publizierten Broschüre „Sport ohne Doping – Argumente und Entscheidungshilfen“ (Auflage über 18.000 Exemplare), die Arbeitsmedienmappe und der Athletenflyer (über 35.000 Exemplare) entwickelt und zur Verfügung gestellt, die sich, so die dsj, „ebenfalls großer Nachfrage erfreuen“. Die 2010 erschienene Broschüre „Sport ohne Doping - Argumente und Entscheidungshilfen für junge Sportlerinnen und Sportler“, die mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren startete, ergän-ze das Angebot um eine Publikation, die sich umfassend an junge Sportlerinnen und Sportler wende. Die Veröffentlichungen der dsj unterstützten den pädagogischen und nachhaltigen Ansatz in der Dopingprävention und weisen sowohl verhaltenspräventive wie verhältnispräventive Anteile auf.

Im breiten Aufgebot der Antidoping-Maßnahmen und der Dopingprävention nehme ihr pädago-gische Ansatz eine Vorreiterrolle für die Moralentwicklung im und durch Sport ein, erklärt die dsj. Der organisierte Sport sei nun gefragt, seine Verantwortung zu erkennen und die vorhandenen Potenziale zu nutzen.

Ingo Weiss sagte dazu: „Da die grundlegenden Verhaltensmuster schon in außersportlichen Lebensbereichen ausgeprägt werden, ist es um so wichtiger, auch in Zukunft im organisierten Sport präventive Grundlagenarbeit zu leisten und die aktive Gestaltung unserer Gesellschaft mit positiven Impulsen in eine Richtung zu weisen, die zukünftigen Generationen die gesellschaft-liche Mitverantwortung bewusst macht.“

(Quelle: dsj)


  • Seit 2009 wurden bereits über 100 Jugendliche zu Juniorbotschaftern ausgebildet und ernannt. Foto: dsj
    Seit 2009 wurden bereits über 100 Jugendliche zu Juniorbotschaftern ausgebildet und ernannt. Foto: dsj