Doppel-Sieg für deutsche Rodlerinnen

Die Eiseiligen: Natalie Geisenberger gewinnt in Sotschi souverän die Goldmedaille. Tatjana Hüfner macht mit Silber das Glück der deutschen Rodlerinnen am heutigen Dienstag perfekt.

Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner holen Gold und Silber. Sie sind die "Eiseiligen" im deutschen Olympia-Team.
Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner holen Gold und Silber. Sie sind die "Eiseiligen" im deutschen Olympia-Team.

Nach 64 Kurven und 5536 Metern war Natalie Geisenberger am Ziel ihrer Träume: Die Rodel-Königin aus Miesbach ist in unnachahmlicher Manier auf den Olympia-Thron gerast und hat ihr erstes Gold bei Winterspielen gewonnen. Die Weltmeisterin folgte im Sanki Sliding Center der Erfolgsspur von Teamkollege Felix Loch und deklassierte die chancenlose Konkurrenz mit vier Läufen aus dem Lehrbuch.

Vancouver-Olympiasiegerin Tatjana Hüfner machte auf Platz zwei vor der Amerikanerin Erin Hamlin den Doppelsieg der deutschen Rodlerinnen perfekt. Doch ihr deutlicher Rückstand von 1,139 Sekunden auf ihre Rivalin bewies: Die überragende Geisenberger fuhr in einer anderen Liga. Der größte Vorsprung in der Geschichte des olympischen Frauen-Rodelns war es aber nicht. Bei der Premiere 1964 fuhr DDR-Rodlerin Ortrun Enderlein sogar 2,750 Sekunden heraus.

Alfons Hörmann lobte Geisenberger als "Persönlichkeit des Wintersports." Sie sei eine Vorzeigeathletin, mit toller Ausstrahlung, sagte der DOSB-Präsident, der sich am Eiskanal über die dritte deutsche Goldmedaille in Sotschi freute.

Die Vancouver-Dritte Geisenberger setzte mit ihrer triumphalen Fahrt eine stolze Serie fort: Bei nun fünf Winterspielen in Folge ging Gold im Einsitzer der Frauen nach Deutschland. "Das ist sensationell", sagte der deutsche Sportdirektor Thomas Schwab, "aber so hat Natalie ja schon die ganze Saison gezaubert." Hüfners Leistungsexplosion nach zum Teil desolaten Trainingsleistungen erklärte Schwab so: "Sie hat endlich das gezeigt, was sie kann."

Hüfner (Friedrichroda) ist durch den Gewinn von Silber vor Hamlin (+1,377) nach Silke Kraushaar erst die zweite Rodlerin, die bei drei Winterspielen nacheinander eine Medaille holte. Ihr starker Auftritt hat aber nicht gereicht, um Überfliegerin Geisenberger auch nur annähernd gefährlich zu werden.

Am entscheidenden Tag schockte die 26-Jährige die Konkurrenz gleich zu Beginn mit einem Bahnrekord, das Kunststück war ihr schon im ersten Lauf geglückt. Vor dem zweiten Durchgang ließ sie sich auch nicht aus der Fassung bringen, als ihr kurz vor dem Start ein Rennschuh riss. "So etwas kann einen aus der Bahn werfen, aber ich bin immer auf alles vorbereitet und hatte einen Ersatzschuh dabei", sagte Geisenberger. Derart nervenstark war für die Bayerin auch die Nacht Pause kein Problem, wie auf Schienen raste sie fehlerfrei die Bahn herunter. Da staunte auch ihre sechstplatzierte Teamkollegin Anke Wischnewski (Oberwiesenthal/+2,192).

Wie es sich anfühlen könnte, den Olympia-Thron zu besteigen, hatte Geisenberger beim Triumph von Goldjunge Loch am Sonntag live miterlebt. "So etwas beflügelt natürlich", meinte Geisenberger. Beide bilden gemeinsam mit den Doppelsitzern Tobias Wendl/Tobias Arlt in Berchtesgaden die "Trainingsgruppe Sonnenschein", wie sie sich selbst auf Facebook nennt.

Überraschend kam Geisenbergers starker Auftritt bei Olympia nicht. Sie dominierte den olympischen Winter fast nach Belieben und feierte bei acht Weltcupstarts sieben Siege. Nur Rivalin Hüfner, zu der Geisenberger nicht das beste Verhältnis hat, fügte ihr in Oberhof eine Niederlage zu. Die Wachablösung ist jetzt trotzdem perfekt.

(Quelle: Sport-Informations-Dienst / DOSB)


  • Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner holen Gold und Silber. Sie sind die "Eiseiligen" im deutschen Olympia-Team.
    Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner holen Gold und Silber. Sie sind die "Eiseiligen" im deutschen Olympia-Team.
  • Natalie Geisenberger feiert nach dem Zieleinlauf ihren Olympiasieg. Fotos: picture-alliance
    Natalie Geisenberger feiert nach dem Zieleinlauf ihren Olympiasieg. Fotos: picture-alliance