Doppelgeburtstag von zwei deutschen Sportverbänden am 1. Oktober

Vor 60 Jahren wurden der Deutsche Basketball-Bund und der Deutsche Handball-Bund gegründet. Autor Friedrich Mevert hat zu diesem Jubiläum sein Archiv bemüht.

Zwei Ballsportverbände feiern am 1. Oktober ihren 60. Geburtstag. Copyright: picture-alliance
Zwei Ballsportverbände feiern am 1. Oktober ihren 60. Geburtstag. Copyright: picture-alliance

Nicht nur im politischen Bereich war 1949 das Jahr des Aufbruchs im geteilten Nachkriegsdeutschland. Es war auch das Jahr des Aufbruchs zu neuen Strukturen im Sport in beiden deutschen Staaten. Insgesamt 19 bundesdeutsche Spitzenverbände wurden 1949 gegründet, davon waren 17 Wiedergründungen von früheren Verbänden, die bereits vor der Gleichschaltung zu „Fachämtern“ im nationalsozialistischen Dritten Reich als selbständige Organisationen mit oft langjähriger Tradition bestanden hatten. Gleich zwei Verbände wurden eine Woche nach der NOK-Gründung (24. September in Bonn) am 1. Oktober aber neu ins Leben gerufen: der Deutsche Basketball-Bund in Düsseldorf und der Deutsche Handball-Bund in Mülheim/Ruhr.

Basketball wurde in Deutschland zuerst in Braunschweig gespielt

Das fast hundertzwanzig Jahre alte Basketball-Spiel wurde 1891 von dem Dozenten Dr. James Naismith an der YMCA-Sporthochschule in Springfield (USA) erfunden. Hinter dieser Erfindung, die später einen Siegeszug ohnegleichen durch die ganze Welt antreten sollte, steckte der Wunsch nach einem Ballspiel, das sowohl im Sommer im Freien wie im Winter in der Halle gespielt werden konnte. Missionare des YMCA (Christlicher Verein Junger Männer) brachten das Spiel in alle Kontinente, in Europa zunächst nach Frankreich (1893) und England (1894).

In Deutschland wurde Basketball zuerst 1896 in Braunschweig gespielt, konnte sich aber zunächst nicht entwickeln. Erst von 1933 an wirkte Hermann Niebuhr, später „Vater des deutschen Basketballs“ genannt, von Bad Kreuznach aus für dieses neue Spiel und gründete die  erste Basketball-Abteilung im VfL Bad Kreuznach, 1936 nahm bereits eine deutsche Nationalmannschaft (mit dem späteren DSB- und NOK-Präsidenten Willi Daume in ihren Reihen) an den Olympischen Spielen in Berlin teil. Die erste Deutsche Meisterschaft erkämpfte sich 1939 der LSV Spandau (Berlin) nach einem Sieg über den VfL Bad Kreuznach, doch bald zwang der Zweite Weltkrieg zur Einstellung des Spielbetriebs.

Mit der Gründung des „Deutschen Zentralausschusses für Basketball“ (April 1947) und der „Gesellschaft zur Förderung des Basketballsports“ (November 1947) sowie von Landesverbänden wurde die Gründung des Deutschen Basketball Bundes am 1. Oktober 1949 in Düsseldorf vorbereitet. Zum ersten DBB-Präsidenten wurde der Münchner Studienrat Dr. Siegfried Reiner gewählt, der als Aktiver bereits dem deutschen Basketballteam bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin angehört hatte. Nach vier Amtsjahren folgten ihm in der DBB-Präsidentschaft Gerhard Nacke-Erich (Aachen/Münster), Hans-Joachim Höfig (Ennepetal-Vörde), Anton Kartak (Heidelberg), Manfred Ströher (Bad Kreuznach), Roland Geggus (Pfinztal) und der heutige Amtsinhaber Ingo-Rolf Weiss (Münster), der vorher viele Jahre für die DBB-Jugendarbeit verantwortlich war.

Mit einem Festakt beging der DBB am 29. November 1985 in Berlin das Jubiläum „50 Jahre Basketball in Deutschland“. Bereits 1947 waren in Darmstadt die Münchner Mannschaften des MTSV Schwabing (Herren) und Jahn (Frauen) erste deutsche Nachkriegsmeister geworden.

In der DDR war zunächst die Sektion Basketball des Deutschen Sportausschusses (DS) für den Basketball zuständig, die später in Deutscher Basketball-Verband (DBV) umbenannt wurde. DBB und die DDR-Sektion wurden gemeinsam am 11.9.1952 in den Internationalen Basketball-Verband FIBA aufgenommen. Die erste DDR-Meisterschaft gewann 1953 in Berlin die HSG Wissenschaft Humboldt-Universität Berlin. Nach der Wende wurden die in den fünf neuen ostdeutschen Bundesländern zwischenzeitlich gegründeten Basketball-Landesverbände am 2. November 1990 in den Deutschen Basketball-Bund aufgenommen, der damit zu einem gesamtdeutschen Verband wurde.

Handball schon bei Griechen und Römern beliebt

Unter den großen deutschen Sportverbänden zählt der Deutsche Handball-Bund eigentlich zu den jüngeren Organisationen, denn erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit dem DHB der erste Verband für den Handballsport in Deutschland gegründet. Allerdings hatte der DHB verschiedene Vorgänger, denn Handballsport in Deutschland gibt es bereits seit über 90 Jahren; als Feldspiel von der Deutschen Turnerschaft, dem Arbeiter-Turn- und Sportbund sowie der Deutschen Sportbehörde für Athletik und der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin betreut, später als Fachamt Handball im Deutschen- und dann im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert.

Nach dem 1. Weltkrieg war das Handballspiel vor allem durch den Berliner Sportpädagogen Carl Schelenz über Deutschland hinaus im europäischen Raum bekanntgemacht worden. Sporthistoriker ordnen die Urformen des Handballspiels sogar wesentlich früher ein als die des „großen Bruders“" Fußball; auch bei Griechen und Römern waren in der Antike verschiedene Formen des Ballspiels mit der Hand schon beliebt. Großen Auftrieb erlebte das Handballspiel vor allem durch die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, als Deutschland das Endspiel vor 100.000 Zuschauern gegen Österreich gewann. Heute hat sich der Handballsport vollständig vom Feld in die Halle verlagert.

Zum ersten Präsidenten des DHB wurde 1949 der Dortmunder Industrielle Willi Daume gewählt, der bereits seit 1947 dem „Deutschen Arbeitsausschuß für Handball“ vorgestanden hatte. Er behielt - auch als späterer erster DSB-Präsident - dieses Amt bis 1955 inne und wurde dann zum Ehrenpräsidenten des DHB gewählt. Daume folgten als Präsidenten zunächst der bisherige Bundesspielwart Ernst Feick (Gießen), dann Otto Seeber (München), Bernhard Thiele (Bremen), Hans-Jürgen Hinrichs (Stuttgart), Bernd Steinhäuser (Stuttgart) und der heutige Amtsinhaber Ulrich Strombach (Gummersbach). Bereits im September 1950 wurde der DHB in Wien in die Internationale Handball Federation (IHF) aufgenommen, deren Generalsekretär damals der Lörracher Max Rinkenburger war.

In der DDR war der Deutsche Handball-Verband (DHV) für den Handballsport zuständig, der sich nach der Wende zum 31. Dezember 1990 auflöste. Vorher waren die neugegründeten fünf Landesverbände im Dezember 1990 dem Deutschen Handball-Bund beigetreten. Die erste DDR-Meisterschaft im Hallenhandball hatte im Januar 1950 in Leipzig die Auswahl von Berlin-Weißensee gewonnen.


  • Zwei Ballsportverbände feiern am 1. Oktober ihren 60. Geburtstag. Copyright: picture-alliance
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