DOSB-Präsidium nimmt Empfehlung von Steiner-Kommission an

Sechs Bundestrainer des DLV, die schon in der ehemaligen DDR als Trainer tätig waren, haben dem DOSB den Entwurf einer Erklärung vorgelegt, in der sie einräumen, ihren Sportlern und Sportlerinnen seinerzeit auch Dopingmittel verabreicht zu haben.

DOSB folgt der Empfehlung der Steiner-Kommission unter dem Vorsitz von Udo Steiner. Copyright: picture-alliance
DOSB folgt der Empfehlung der Steiner-Kommission unter dem Vorsitz von Udo Steiner. Copyright: picture-alliance

Darin bedauern sie dieses Verhalten zutiefst und entschuldigen sich bei den betroffenen Athletinnen und Athleten ausdrücklich dafür. Zugleich wiesen sie auf ihre Praxis seit der Wende hin: Sie seien entschiedene Gegner des Dopings und stünden - wie in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten - auch weiterhin für einen dopingfreien Sport.

Das Präsidium des DOSB hat die Unabhängige Kommission zur Überprüfung von Trainern und Trainerinnen und Offiziellen mit Dopingvergangenheit unter Vorsitz von Prof. Dr. Udo Steiner, Bundesverfassungsrichter a. D. (Steiner-Kommission), um eine Empfehlung gebeten. In ihrer Stellungnahme führt die Kommission aus: „Die Kommission hat die ihr durch das Präsidium des DOSB zugegangene Erklärung von DLV-Trainern, die bis 1990 als DVfL-Trainer in der Deutschen Demokratischen Republik gearbeitet haben, beraten und begrüßt die Erklärung als einen wichtigen und hilfreichen sport-ethischen Schritt. Sie hat keine Bedenken, dass diejenigen Trainer, die diese Erklärung unterzeichnen, im Bereich des DLV  als Trainer beschäftigt oder weiterbeschäftigt werden. Sie empfiehlt, von einer Rückforderung der sog. Entsendekosten im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Peking 2008 abzusehen.“ Das Präsidium des DOSB schließt sich dem Votum der Kommission an und wertet die Erklärung als Einräumung eines Fehlverhaltens, das durch die Verstrickung in das staatlich gesteuerte Sportsystem der ehemaligen DDR nicht entschuldbar, aber erklärbar ist. Es beschloss daher, auf die Forderung nach Rückzahlung der Entsendungskosten zu den Olympischen Spielen in Peking 2008 in diesen Fällen zu verzichten.

Wie die Kommission ist auch das Präsidium des DOSB der Auffassung, „dass die Erklärung das Anliegen einer grundlegenden Aufarbeitung des Dopinggeschehens vor 1990 in Ost und West nicht erledigt.“ Darüber hinaus teilt das Präsidium des DOSB den Wunsch der Kommission, „dass die Haltung derjenigen Trainer in der Deutschen Demokratischen Republik in ange-messener Weise gewürdigt wird, die zur Verabreichung von Dopingmitteln nicht bereit waren, deshalb für eine Tätigkeit als Trainer im Hochleistungssport ausschieden und nach der Herstellung der Deutschen Einheit den Weg in den Beruf des Spitzentrainers nicht mehr gefunden haben.“ Schon in der Antwort auf den offenen Brief von zwanzig Spitzensportlern und Spitzensportlerinnen in Sachen Werner Goldmann von 23. Januar 2009 hatten DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper betont, „dass niemand ein Leben lang für sein damaliges Fehlverhalten in Sachen Doping büßen muss. Jeder verdient eine zweite Chance - allerdings unter der dreifachen Bedingung, dass er seine Taten eingesteht, statt sie schönzureden, diese Taten aufrichtig bedauert, vor allem auch deswegen, weil sie bei den betroffenen Athletinnen und Athleten zu teilweise schweren Gesundheitsschädigungen geführt haben, und in den fast zwei Jahrzehnten, die seit der Wende vergangen sind, glaubwürdig einen anderen Weg eingeschlagen hat.“ Aufgrund ihrer Erklärung haben die sechs Trainer nach Auffassung der Steiner-Kommission, der sich das Präsidium anschließt, diese „zweite Chance“ verdient.


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