Dr. Andreas Höfer berichtet von der 7. Lehrerfortbildung des NOK für Deutschland in Olympia

Dr. Andreas Höfer (vorne links), hier neben IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge, NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Hessens Innenminister Volker Bouffier und Olympiasiegerin Heike Drechsler
Dr. Andreas Höfer (vorne links), hier neben IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge, NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Hessens Innenminister Volker Bouffier und Olympiasiegerin Heike Drechsler

„Alles fließt“ – oder, wie die alten Griechen sagten, „panta rhei“. Dieses, von einem „dunklen Philosophen“ aus Ephesos namens Heraklit um 500 vor Christus auf den Punkt gebrachte Grundgesetz irdischen Daseins, dem sich allenfalls Reformvorhaben der deutschen Politik zu entziehen vermögen, gilt allemal für den Alpheios. Davon konnten sich kürzlich zumindest diejenigen vor Ort überzeugen, die dem Angebot des Grazer Altphilologen Prof. Ingomar Weilers folgten und sich in aller Frühe mit ihm auf den Weg zum Fluss im Tal Olympias zu machen. Sicher eine beruhigende, doch beileibe nicht die einzige, auch nicht die wichtigste Erkenntnis der 7. Lehrerfortbildung des NOK für Deutschland im griechischen Olympia.

Der inzwischen 68jährige Experte für antike Sportgeschichte betätigte sich freilich nicht nur als Pfadfinder und Vor-Läufer auf den Spuren des Göttervaters Zeus, sondern, im Zusammenspiel mit dem gelernten Archäologen und neuen Direktor des Deutschen Sport- und Olympiamuseums, Dr. Christian Wacker, als äußerst kundiger und anregender Reiseleiter. Ihre Führungen durch die Ausgrabungsgelände und Museen der weltberühmten Kult- und Sportstätten des Altertums zählten zu den Höhepunkten der siebentägigen Veranstaltung, zumal sie auch den Bogen zur neuern Geschichte des Großfests des Sports zu schlagen vermochten. Sehr erhellend waren insbesondere die Hinweise darauf, dass viele der heute oft beklagten Fehlentwicklungen und Fragwürdigkeiten durchaus Parallelen zur vermeintlich guten alten Zeit des olympischen Sports aufweisen.

Damit wurde der Finger in eine Wunde gelegt, die all denen zu schaffen macht, die sich im Sinne der Olympischen Idee pädagogisch engagieren. Wie will man nämlich junge Menschen für die gute Sache begeistern, wenn diese - Stichwort Doping und Kommerz – gleichzeitig auch negative Assoziationen weckt?

Auf diese Problematik wies der Frankfurter, bald Saarbrücker Sportwissenschaftler Eike Emrich in seinem Einführungsvortrag hin, um es am Beispiel des Dopings eindrucksvoll durchzudeklinieren. Wenn ihn dies aber nicht von einem Plädoyer für eine effektive „Werteerziehung durch Sport“ abhielt, mochte das nicht nur die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die Verantwortlichen der Fortbildungsmaßnahme zu bestätigen und motivieren. Schließlich ist das NOK, namentlich sein „Kuratorium Olympische Akademie und Olympische Erziehung“ seit Jahrzehnten in vorbildlicher Weise darum bemüht, seinen satzungsgemäßen Auftrag einer Förderung der Olympischen Idee wirkungsvoll umzusetzen, wobei die Protagonisten pädagogischer Basisarbeit naturgemäß eine wichtige Zielgruppe darstellen.

Umso erfreulicher ist die Resonanz. Wie in der Vergangenheit nahmen auch dieses Mal mehr als achtzig Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Deutschland, je zwei Kolleginnen und Kollegen aus Dänemark und Liechtenstein sowie ein amerikanischer Teilnehmer von der Brigham Young Universität Salt Lake City das inzwischen gleichsam institutionelle Angebot an, bei doch erheblicher finanzieller Selbstbeteiligung eine ebenso anstrengende wie anregende Woche in der Internationalen Olympischen Akademie auf sich zu nehmen. Eindrucksvoll war auch das Engagement der Teilnehmer, die keineswegs nur instruieren lassen wollten, sondern auch ihre eigenen Ideen einbrachten und vielfältigen bereits durchgeführte oder angedachte Projekte vorstellten.

Dass im Rahmen der entsprechenden Aktivitäten neben der Förderung sportlicher Werte wie Fairness, gegenseitige Achtung oder Rücksichtnahme durchaus auch das Prinzip der Leistung im Blickpunkt steht, musste nicht zuletzt Bernhard Schwank erfreuen. Schließlich hatte der Generalsekretär – angesichts einer nicht nur fusionsbedingt großen Arbeitsbelastung auch eine Leistung - den weiten Weg ins ferne Olympia auf sich genommen, um allein dadurch sowie explizit im Rahmen eines Vortrags die Wertschätzung pädagogischer Arbeit im Sinne der Olympischen Idee, also auch im Sinne sportlichen Leistens durch das NOK für Deutschland zu dokumentieren.

Möglicherweise hat auch er die Erkenntnis mit nach Hause genommen, dass die humanen Werte des Sports nicht nur in den großen Arenen der Welt oder auf den Fernsehschirmen zur Geltung kommen (sollten), sondern auch und vielleicht noch viel mehr an der Basis und in der Breite des Eisbergs. In diesem Sinne ist es ermutigend, dass auch in deutschen Schulen – trotz oder vielleicht gerade wegen des Pisa-Schocks – wenn auch nicht alles, so doch immerhin einiges im Fluss ist.


  • Dr. Andreas Höfer (vorne links), hier neben IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge, NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Hessens Innenminister Volker Bouffier und Olympiasiegerin Heike Drechsler
    Dr. Andreas Höfer (vorne links), hier neben IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge, NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Hessens Innenminister Volker Bouffier und Olympiasiegerin Heike Drechsler