Erfolgreicher Weltcup der Eisschnellläufer in Berlin

Am Ende der Weltcup-Premiere im olympischen Eisschnelllauf-Winter steht eine erfolgreiche Bilanz. 34 persönliche Bestleistungen und fünf Bahnrekorde erlebten die Zuschauer in Berlin und kennen jetzt einige Olympia-Favoriten mehr.

 

Jenny Wolf gewann am Sonntag (8.11.2009) beim Weltcup im Eisschnelllauf in Berlin die Distanz über 500 Meter der Damen. Copyright: picture-alliance
Jenny Wolf gewann am Sonntag (8.11.2009) beim Weltcup im Eisschnelllauf in Berlin die Distanz über 500 Meter der Damen. Copyright: picture-alliance

Klaus Dobbratz berichtet aus Berlin:

An erster Stelle Shani Davis, der nach den 1000 m im Berliner Sportforum auch den finalen Wettbewerb über 1500 dominierte. In einer Zeit (1:44,47 Minuten), die vorher kein Skater auf einer sogenannten Flachlandbahn erreicht hatte. Der 26-jährige Amerikaner, schon in Turin 2006 golddekoriert, unternimmt den nächsten Anlauf zum Fünfringe-Olymp, und die Konkurrenten hecheln schon jetzt hinterher. Das Publikum in Hohenschönhausen drückt dem sympathischen US-Läufer die Daumen. Via Hallenmikrofon hatte Shani im seinem Schlusswort die Güte der Currywurst gelobt.

Auch Jenny Wolf gelang ein perfekter Einstieg. Mit 37,52 Sekunden über 500 m wies sie Beixing Wang in die Schranken. „Ich hatte in der Vorbereitung Zweifel an meiner Form, aber jetzt bin ich glücklich, bewiesen zu haben, was ich kann.“ Trainer Thomas Schubert wunderte schon gar nichts mehr: „Dass sie sooo starke Nerven besitzt…“ Die Duelle mit ihrer chinesischen Rivalin aber gehen weiter. Zumindest am kommenden Wochenende in Heerenveen, wenn Jenny Wolf ihren sage und schreibe 42. Weltcupsieg anpeilt. Die stimmungsvollen Oranje-Zuschauer, normalerweise den langen Strecken zugetan, dürfen sich auf ein weiteres Tempo-Diktat einstellen.

Über 1500 Meter bei den Frauen warteten Fans wie Fachleute gespannt auf Anni Friesinger-Postma. Hatte sich die Knie-Schwellung in der Nacht nach dem Fehlstart über 1000 m zurückgebildet? Und was machte der linke Knöchel? Das lädierte Gelenk fest getapt, wurde die willensstarke Oberbayerin Siebte. Coach Gianni Romme bewertete dieses Resultat als beruhigend. „Sie lief jedenfalls wieder. Doch nun müssen wir von Tag zu Tag weitersehen.“ DESG-Teamleader Helge Jasch weiß, wie häufig sich Anni Friesinger „aus ähnlich schwierigen Situationen zurückkämpfte. Auf sie ist Verlass.“ Fünf deutsche Damen im Feld der 24 Starterinnen in der A-Gruppe; ein Fingerzeig auch für Bundestrainer Markus Eicher zur rechten Zeit. Daniela Anschütz-Thoms (Platz 8) sieht sich „im grünen Bereich“. Monique Angermüller bestätigte in ihrem allerersten Saison-Auftritt über die 1500 m-Distanz („das habe ich bisher gar nicht trainiert“), dass der olympische Countdown planmäßig verläuft. Die Ansage im Hinblick auf Vancouver aber besorgte Christine Nesbitt. Doppelsieg in Berlin, über 1500 m stellte die Kanadierin den Bahnrekord in 1:55,54 Minuten ein. „Welches Wochenende! Das gelang auch, weil selbst während der noch so harten Vorbereitung der Spaß am Laufen nie verloren ging.“

Mit fast identischen Worten erläuterte Tucker Fredricks (25), den sie beim Eishockey einst aussortiert hatten („zu schwächlich“), sein Erfolgsrezept im Vergleich mit der hoch eingeschätzten asiatischen Sprint-Phalanx. „Das muss Freude machen. Vielleicht gelingt es uns, Skating in Amerika einen Schub zu verleihen.“ Der Sieger des zweiten Durchgangs über 500 m mag Comedy-Serien, hat gerne fun beim Golf – und erzählte seine Story nur europäischen Eisschnelllauf-Journalisten. Aus der Heimat war kein Medienvertreter angereist, um Tucker und Shani Davis nach ihrem vorolympischen Härtetest zu interviewen. US-Skating: höchst erfolgreich und ziemlich unbeachtet.

Die deutschen Herren mussten am letzten Weltcup-Tag Lehrgeld bezahlen. Über 500 m aber hofft Sprintmeister Nico Ihle auf die nächste Chance in Holland. Robert Lehmann verbesserte sich über 1500 m deutlich, „doch alles ist so eng zusammengerückt, dass wenige Zehntelsekunden, etwas Pech oder kleinste Fehler  enorme Auswirkungen haben. Ich bin allerdings überzeugt, dass sich unsere Arbeit in den nächsten Wochen auszahlt – und sich vieles etwas relativiert.“ Bis Mitte Dezember stehen vier Weltcup-Stationen auf dem eng gedrängten Terminkalender. Die Kufenflitzer scheinen nicht mehr zu bremsen.


  • Jenny Wolf gewann am Sonntag (8.11.2009) beim Weltcup im Eisschnelllauf in Berlin die Distanz über 500 Meter der Damen. Copyright: picture-alliance
    Jenny Wolf gewann am Sonntag (8.11.2009) beim Weltcup im Eisschnelllauf in Berlin die Distanz über 500 Meter der Damen. Copyright: picture-alliance