Es ist fünf vor zwölf - Das Jahr des Schulsports nutzen!

Jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig und Schulkinder verbringen durchschnittlich 2,3 Stunden vor dem Fernseher und 1,1 Stunden vor dem Computer.

Der LSB Thüringen möchte den Schulsport in den Fokus rücken. Copyright: picture-alliance
Der LSB Thüringen möchte den Schulsport in den Fokus rücken. Copyright: picture-alliance

Ausgehend von diesen erschreckenden Zahlen, ist es aus Sicht des Landessportbundes Thüringen e.V. (LSB) dringend notwendig, der Rolle des Schulsports eine weitaus höhere Bedeutung innerhalb des Schulsystems zukommen zu lassen, als dies zur Zeit der Fall ist. Mehr als 50 Studien aus den Jahren 2002 bis 2006 bezeugen den Rückgang motorischer Fähigkeiten bei Kindern. Bei der Generation des so genannten „goldenen Lernalters“, den sechs bis Zehnjährigen, stagniert in dieser Phase die Leistungsfähigkeit in Relation zum Körpergewicht. Ursache dafür ist nachge-wiesenermaßen Bewegungsmangel und falsche Ernährung. Dabei sind Bewegung, Spiel und Sport für die Gesamtentwicklung im Kindes- und Jugendalter von grundsätzlicher Bedeutung. Der LSB will, und dies gerade im Jahr des Schulsports, deutliche Impulse zur Qualifizierung und Stabilisierung des Schulsports in Thüringen geben und die Zusammenarbeit von Schule und Sportverein weiter intensivieren und qualifizieren. 

„Hierzu gehören“, so der Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes, Rolf Beilschmidt, „auch die noch stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit zur gesundheitlichen Situation von Kindern und Jugendlichen und die sich daraus ableitenden Konsequenzen für einen kontinuierlich stattfindenden, von Fachleuten realisierten und auch Leistung abfordernden Sportunterricht in den Schulen. Zudem rufen wir die Sportlehrer auf, sich stärker als bislang als Übungsleiter in den Sportvereinen zu engagieren.“ Dadurch entstehen engere Bindungen unter den handelnden Personen und natürlich auch ein intensiveres Verhältnis zu den Schülern. Aufgrund der eingangs erwähnten Zahlen und Fakten erscheint es als eminent wichtig, dass die oftmals parallel nebeneinander wirkenden Systeme Schule und Sport gemeinsam in eine Richtung agieren, um das Gut der Gesundheit unserer Kinder durch Bewegung, Sport und Spiel auf ein hohes Niveau zu bringen. „Gleichzeitig“, so Beilschmidt weiter, „ist es für uns völlig unverständlich, dass die Kultusministerkonferenz im Oktober 2008 beschlossen hat, die Richtlinien für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an Hochschulen und Universitäten in Deutschland zu ändern, welche wiederum letztlich die Ausbildungsinhalte in den Lehramtsstudiengängen vorgeben und damit auch die Ausgestaltung des Fachunterrichts an den Schulen bestimmen.“ In der vorgesehenen Verbindung der Fächer Kunst, Musik und Sport zu einem Bereich „Ästhetische Bildung“ in der Grundschule nehmen Bewegung, Spiel und Sport nur noch eine unbedeutende Nebenrolle ein – der Sportunterricht wird damit quasi abgeschafft.

Die Erkenntnisse des „Zweiten Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts“, der die herausgehobene Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport für die Entwicklung von Kindern auf der Grundlage zahlreicher empirischer Studien belegt, werden damit vollständig ignoriert. Nicht die Reduzierung, sondern die Aufstockung von Ausbildungsinhalten im Bereich des Sports sind aus Sicht des Landessportbundes die logische Konsequenz aus diesen Befunden. Das in diesem Zusammenhang für das Fach Sport erstellte Fachprofil für den Bereich der Primarstufe ist aus Sicht des organisierten Sports fachwissenschaftlich und fachdidaktisch inakzeptabel. Der DOSB-Präsident Thomas Bach warnte bereits vor den schwerwiegenden gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Konsequenzen, die eine Aufgabe des qualifizierten Sportunterrichts an Grund-schulen hätte. Erste Gespräche des LSB mit dem Thüringer Kultusminister Bernward Müller geben Anlass zum Optimismus, dass an Thüringer Hochschulen und Universitäten die bisher geltende Ausbildung von Grundschullehrern im Bereich des Sportunterrichts fortgeführt wird.


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