Ethik-Preis 2014: Moral und Erfolg sind keine Gegensätze

Transparency International Deutschland (TI) ist am Donnerstagabend(11.9.) im Neuen Stadthaus in Berlin mit dem Ethikpreis 2014 des DOSB ausgezeichnet worden.

Transparency-Vorstand Peter Conze und Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency Deutschland freuen sich über Preis und Urkunde. Foto: picture-alliance/Mehlis
Transparency-Vorstand Peter Conze und Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency Deutschland freuen sich über Preis und Urkunde. Foto: picture-alliance/Mehlis

Transparency habe Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft zu ihren Grundprinzipien gemacht, sagte die Kuratoriumsvorsitzende für den Ethikpreis, Prof. Gudrun Doll-Tepper in ihrer Begrüßungsansprache. „In zahlreichen Guidelines, Artikeln, Stellungnahmen und weiteren Publikationen – auch im Sport – weist Transparency auf ethische Missstände hin und gibt gleichzeitig Hilfestellung an die Hand, diese zu überwinden.“

Doll-Tepper zählte die Eckpunkte der Kooperation des DOSB mit Transparency auf:

Auf der Mitgliederversammlung 2013 in Wiesbaden verabschiedete  der DOSB seinen Ethik-Code, in dem auf der Grundlage formulierter Werte und Grundsätze das Verhalten und der Umgang innerhalb des deutschen Sports und gegenüber Außenstehenden festgeschrieben sind. Erarbeitet wurde der Ethik-Code mit der maßgeblichen Unterstützung von TI.

Auch im Zusammenhang mit der möglichen Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 in München erhielt der Sport die Unterstützung von Transparency bei der Entwicklung einer ethischen Grundausrichtung für die Bewerbung. Dort waren das Verhalten und der Umgang miteinander und gegenüber anderen Personen geregelt.

Transparency engagiert sich zudem in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe „Good Governance“ mit dem Bundesinnenministerium und dem DOSB, um das Thema „Gute Verbandsführung“ in den Sport zu tragen.

„Die Zusammenarbeit mit TI war und ist auch von Kontroversen und - ich nenne es mal ´lebhaften`- Debatten geprägt“, so Doll-Tepper. „Dennoch – oder gerade deshalb - schätzen wir Transparency als konstruktiven Partner in einer ertragreichen Auseinandersetzung mit den genannten Themen.“

Ehrengast Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, nutzte als Gastgeber im erstmals für die Öffentlichkeit zugänglichen Otto-Suhr-Saal die Chance, vor den Vertretern des organisierten Sports nochmals zu unterstreichen, dass Berlin willens ist, Olympische Sommerspiele in der Hauptstadt auszurichten. Er betonte dabei, dass die Politik nur mit und nicht gegen die Bürgergesellschaft agieren wolle. „Wir müssen uns dem schwierigen Weg der Transparenz stellen“, sagte Wowereit. Er gratulierte dem DOSB zu seiner Entscheidung, den Ethik-Preis an Transparency zu vergeben. Die Auszeichnung sei ein sehr gutes Signal. Wowereit mahnte aber auch: „Mit der Entscheidung für Transparency legt der DOSB für sich selbst eine hohe Messlatte.“

Diese Einschätzung teilte der Journalist und Wächterpreisträger Hans Leyendecker, der die Laudatio hielt. „Das Kuratorium, das die Wahl getroffen hat, weiß sicherlich, auf was man sich einlässt, wenn man TI mit einem Ethik-Preis auszeichnet. Dann muss man Ethik wirklich ernst meinen. Eine solche Auszeichnung  ist also vor allem eine Verpflichtung für den DOSB.“

Der Sport ist längst ein Milliardengeschäft geworden. Deshalb war und ist es nach Ansicht Leyendeckers wichtig, dass sich die Antikorruptionsorganisation Transparency auch um den Sport kümmert. „Es gibt keinen Fußbreit Boden, den man im Sport sicher betreten kann.  Jeder, der mit Olympia zu tun hat, kennt  Namen von Leuten, deren einzige Werte etwas mit Geld-und Ertragswerten zu tun haben. Good Governance im Sport ist ein wichtiges Thema für Transparency Deutschland , aber vor allem ein wichtiges Thema für den Sport. Gerade mit Hinblick auf die deutschen Olympiabewerbungen  wird  noch viel Arbeit zu leisten sein.“ Echte Transparenz, das Bekenntnis zu einer Politik der Null-Toleranz bei Verstößen, strikte Regeln bei der Annahme von Geschenken und bei Einladungen gehörten zu den ehernen TI-Gesetzen, sagte Leyendecker . Das müsse ganz besonders im Sport und bei Olympia gelten.

Der ehemalige Sportchef der  Süddeutschen Zeitung mahnte, es sei höchst unklug für kurzfristigen Gewinn die Zukunft zu verspielen. „Es lohnt sich auch deshalb nicht, weil Regelverstöße das Image und die Kultur zerstören können.“ Moral und Erfolg seien eben keine Gegensätze sondern gehörten zusammen. Es sei ein Verdienst von Transparency, früh darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass es „im dringenden Eigeninteresse von Organisationen liegt, sich um Sauberkeit und Anständigkeit ehrlich zu bemühen“.

Am Ende seines Vortrags appellierte Leyendecker an den DOSB, Transparency an seiner Seite zu behalten. „Diese Begleitung wird Ihnen gut tun!“

Peter Conze, Mitglied des Vorstands von Transparency Deutschland, nahm in seinen Dankesworten den Spielball auf:  „Sport steht für fairen Wettbewerb, Integrität und das Einhalten von Regeln - Begriffe, die auch unseren Ansatz kennzeichnen. Der Sport hat eine gesellschaftliche, aber auch eine wirtschaftliche Bedeutung und kann eine herausragende Rolle bei der Durchsetzung von demokratischen und transparenten Strukturen spielen. Wie bei keiner anderen Organisation in Deutschland ermöglicht uns die Zusammenarbeit  mit dem DOSB und den Fachverbänden, unsere Werte Integrität, Verantwortlichkeit und Transparenz und das Ziel einer korruptionsfreien  Welt an Millionen von Menschen in Deutschland zu vermitteln.“ 

Umgekehrt, glaubt Conze, sei Transparency International für den Sport wichtig. „Wenn es nicht gelingt, zu vermitteln, dass Sport für fairen Wettbewerb steht, wird er seine Attraktivität verlieren.“ Der Sport habe aber unendlich große Chancen, positiv in die Gesellschaft zu wirken. Viele Menschen richteten große Hoffnungen an ihn. „Wenn wir als TI dazu beigetragen haben und künftig dazu beitragen können, dass diese Hoffnungen ein Stück mehr Realität werden, dann bedeutet uns das mindestens ebenso viel wie dieser Preis.“

Hintergrund:
Der DOSB-Ethikpreis wurde 2014 zum dritten Mal vergeben. Er setzt eine lang bewährte Tradition in veränderter Weise fort. So verleiht ihn der DOSB in Kontinuität zur Ludwig-Wolker-Plakette des Deutschen Sportbundes, die seit 1980 alle zwei Jahre an Personen vergeben wurde, die sich in hervorragender Weise für das Ethos und die Menschenwürde eingesetzt haben. In diesem Jahr hat sich das Kuratorium mit Transparency International Deutschland zum ersten Mal für die Auszeichnung einer Institution entschieden. Die vorherigen Preisträger waren der Ruder-Olympiasieger und Philosophieprofessor Hans Lenk sowie der Soziologe und Fanforscher Prof. Gunter A. Pilz.  Die Mitglieder des Kuratoriums, die den Preisträger vorschlagen , sind neben Prof. Gudrun Doll-Tepper, die mehrfache Paralympics-Siegerin Marianne Buggenhagen, Erika Dienstl, Dr. Claudia Pawlenka, Prof.Dietmar Mieth und Volker Monnerjahn.

(Quelle: DOSB)


  • Transparency-Vorstand Peter Conze und Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency Deutschland freuen sich über Preis und Urkunde. Foto: picture-alliance/Mehlis
    Transparency-Vorstand Peter Conze und Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency Deutschland freuen sich über Preis und Urkunde. Foto: picture-alliance/Mehlis
  • Kuratoriumsvorsitzende Doll-Tepper, Wowereit, Leyendecker, Schenk, Conze und DOSB-Präsident Alfons Hörmann (v.li.) stellen scih zum Gruppenbild. Foto: picture-alliance/Mehlis
    Kuratoriumsvorsitzende Doll-Tepper, Wowereit, Leyendecker, Schenk, Conze und DOSB-Präsident Alfons Hörmann (v.li.) stellen scih zum Gruppenbild. Foto: picture-alliance/Mehlis