Europameisterschaften im Rollstuhl-Basketball in Wetzlar

Acht Damen- und zwölf Herrenteams werden vom 23. August bis 2. September in Wetzlar die Europameister im Rollstuhl-Basketball ermitteln.

 

Das deutsche Damenteam ist als Titelverteidiger und fünffacher Europameister hoher Favorit. Copyright: picture-alliance
Das deutsche Damenteam ist als Titelverteidiger und fünffacher Europameister hoher Favorit. Copyright: picture-alliance

Gut ein halbes Jahr nach der grandiosen Handball-Weltmeisterschaft ist die mittelhessische Sportstadt erneut Austragungsort einer begeisternden Sportart. Ein faszinierender Film über den RSV Lahn-Dill, als dreifacher Champions League-Sieger ein besonderes Aushängeschild der Region, eröffnete eine Pressepräsentation in der Rittal-Arena. Dieser integrationsfreudige, rührige Verein hat wesentlichen Anteil an der Vergabe der bedeutenden Veranstaltung nach Hessen. „Seit fünf Jahren laufen die Vorbereitungen, am 1. April 2005 erhielt Wetzlar durch den europäischen Verband den Zuschlag, immerhin gegen die Millionenstadt Birmingham“, sagte der Organisationschef der „eurobasket 2007“, Andreas Joneck, nicht ohne Stolz. 

Man könne auf ein Netzwerk in Wetzlar, aber auch auf breite Unterstützung in ganz Deutschland bauen. Es stehen zwei Millionen Euro als EM-Etat zur Verfügung, dazu ein vielseitiges Sponsoring. Ganz besonders hob Joneck ein „ausgeklügeltes Botschafter-Konzept“ hervor. An dessen Spitze stehen Bundespräsident Horst Köhler, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sowie der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, die zur Eröffnung am 25. August in Wetzlars Rittal-Arena erwartet werden. Weitere Botschafter der EM der „Rollis“ sind u.a. Handball-WM-Bundestrainer Heiner Brand, Ex-Außenminister Klaus Kinkel, Hessens Ministerpräsident Roland Koch, Basketball-Star Dirk Nowitzki und der Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten, Erich Laaser. 

Das EM-OK hat Kontakte zu allen Kultusministern der Länder sowie zu 200 Schulen in ganz Deutschland geknüpft. „Es gab 8.000 Rückmeldungen von Schülern mit Kartenwünschen“, so Joneck, der sich an den acht Spieltagen mit 60 Begegnungen 25.000 Zuschauer erhofft: „Dann sind wir glücklich.“ Im übrigen wolle man im Rahmen der Veranstaltung auch „Party machen“. Die Organisatoren haben bei der „eurobasket 2007“ in großem Umfang „die Medien an Bord“; dergleichen geschieht sonst vergleichsweise nur bei den Paralympics. So gibt es Live-Übertragungen in BBC, ZDF, HR, Rhein-Main-TV sowie Radio FFH. Im Internet sind alle Spiele in zwei Hallen „live“ zu erleben. 

Bei den Damen ist Titelverteidiger Deutschland, immerhin fünffacher Europameister, hoher Favorit. Die deutschen Herren streben zunächst das Halbfinale an - damit wäre die Teilnahme an den Paralympics 2008 gesichert. Mit dem bestens integrierten aus Holland stammenden „Bondscoach“ Fritz Wiegmann, ebenso besonnen wie erfahren, sollte dies zu schaffen sein. 

Sein verlängerter Arm auf und neben dem Spielfeld ist der 35 Jahre alte Kapitän Lars Christink, bis zu seinem Autounfall mit 18 ein talentierter Fußballer in Jena, wo Bernd Schneider einst spielte. Christink, der nach fünf Jahren in Wetzlar mit dem RSV Lahn-Dill nach Zwickau zurückkehrt, freut sich auf die Titelkämpfe: „Die professionelle Ausrichtung dieser EM wird neue Maßstäbe setzen, sie wird ein großes Echo haben.“ Der äußerst vitale Protagonist seines Sports sieht sich, wie seine Mitspieler auch, keineswegs als Behinderter, sondern schlicht und einfach als Leistungssportler. Solche Einstellung wird Nachhaltigkeit schaffen.


  • Das deutsche Damenteam ist als Titelverteidiger und fünffacher Europameister hoher Favorit. Copyright: picture-alliance
    Das deutsche Damenteam ist als Titelverteidiger und fünffacher Europameister hoher Favorit. Copyright: picture-alliance