Faltblatt zur Prävention sexueller Gewalt

Der Landessportbund Rheinland-Pfalz hat es sich zur Aufgabe gemacht, beim Thema "Sexualisierte Gewalt" Sportvereine und Sportverbände zu informieren und zu sensibilisieren.

Der Landessportbund Rheinland-Pfalz hat ein Faltblatt zum Thema "Sexualisierte Gewalt im Sport" hereusgegeben. Foto: picture-alliance
Der Landessportbund Rheinland-Pfalz hat ein Faltblatt zum Thema "Sexualisierte Gewalt im Sport" hereusgegeben. Foto: picture-alliance

Dass dieses sehr sensible Thema auf große Nachfrage stößt, zeigte eine erste Infoveranstaltung Ende Februar im Haus des Landessportbundes in Mainz.

Dabei referierte die Mainzer Kriminalhauptkommissarin Ines Rose, Leiterin des K2 – Gewalt gegen Frauen und Kinder, ausführlich über Täter sowie Opfer sexueller Gewalt und gab den mehr als 60 Teilnehmern aus Fachverbänden wertvolle Hinweise zur Prävention. Zum anderen stellte der Landessportbund das Faltblatt „Sexualisierte Gewalt im Sport – Information, Prävention, Beratung“ vor.

Triebtäter vs. Gewalttäter

Seit fast 32 Jahren ist Ines Rose im K2, seit mehr als 20 Jahren leitet sie das Dezernat und ist auch an diesem Abend im Einsatz – und das seit fast vierzig Stunden ohne Schlaf. Ines Rose spricht über ihre Erfahrungen aus der Praxis, über Täterprofile und über Prävention. "Die Wirklichkeit ist anders als in den Fernsehkrimis", sagt sie. Die Täter, mit denen sie es in ihrem Bereich zu tun hat, unterteilt sie in Triebtäter und Gewalttäter. "Der Triebtäter kann der nette Nachbar sein – hilfsbereit, fleißig, unauffällig." Gewalt sei nicht das vorherrschende Motiv seines Handelns; in bestimmten Zeitabständen überkomme es ihn, seinen Trieb auf perverse Weise zu befriedigen. Meist habe er eine Waffe dabei, um seine Opfer in Schach zu halten. Dabei folge er immer dem gleichen Muster. "Wenn er seine Opfer tötet, dann aus Angst, entdeckt zu werden", erklärt Ines Rose. "Oft entschuldigt sich der Triebtäter bei seinem Opfer, weil ihm die Tat anschließend aufrichtig leid tut." Ihrer Meinung nach sind Triebtäter nicht therapierbar. "Aber das ist meine ganz private Überzeugung."

Gewalt wird in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben

Beim Gewalttäter spiele die Triebbefriedigung auch eine Rolle, sein Hauptmotiv sei aber die Machtbefriedigung. "Gewalttäter sind sehr wohl therapierbar", sagt Ines Rose. "Die Gewaltbereitschaft ist ein Ergebnis der Sozialisierung. Sie wird in so genannten Gewaltfamilien von Generation zu Generation weitergegeben." Wer als Kind lerne: 'Wenn ich nicht kriege, was ich will, dann schlage ich drauf, dann kriege ich es', der verhalte sich auch als Erwachsener noch so. Gewalttäter seien fast immer Beziehungstäter. Dazu zählen für Ines Rose nicht nur familiäre Beziehungen und enge Paarbeziehungen, sondern auch flüchtige Kontakte. Nicht selten werde beispielsweise ein zurückgewiesener Flirtpartner aus der Disco aus Rache zum Gewalttäter, wenn seine Wünsche nicht erfüllt würden.

Sport ist die beste Prävention

Vereinen rät Rose: "Beobachten Sie Auffälligkeiten, schauen Sie noch genauer hin, wenn sich neue Trainer bewerben oder Personen anbieten, das Zeltlager in den Sommerferien zu betreuen. Scheuen Sie sich nicht, sich ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis zeigen zu lassen, insbesondere wenn es sich dabei um Männer um die 40 handelt, die keine eigenen Kinder haben, die noch bei den Eltern wohnen und nicht in Ihrem Verein groß geworden sind" (Anm.: Im polizeilichen Führungszeugnis sind Straftaten im Bereich des sexuellen Missbrauchs länger vermerkt als andere Straftaten).

Und die Opfer? Grundsätzlich gelte: "Opfer können wir alle werden." Wichtig sei es, sich eine Haltung anzueignen, die ganz klar ausdrücke: "Mit mir nicht!" Sport ist hierbei die beste Prävention. "In Selbstverteidigungs- oder Selbstbehauptungskursen lernt man nicht nur sich zu verteidigen, sondern mit lautem Schreien Täter zurückzuschrecken. Junge Sportlerinnen und Sportler kennen ihren Körper besser, sind durch sportliche Erfolge häufig auch selbstbewusster und eher in der Lage, "Nein" zu sagen“, so die Kriminalhauptkommissarin.

Um nicht Opfer zu werden, spiele die Prävention eine große Rolle. Dazu gehöre, sichere Wege zum Training auszuwählen, nicht alleine ins Training oder in die Umkleidekabine zu gehen, Pünktlichkeit zu verabreden, körperliche Auffälligkeiten zu beobachten und Verdächtigungen nachzugehen. "Nehmen Sie sich die Zeit und sprechen mit Ihren Kindern über die Situation im Training", so Ines Rose.

Frauen sind häufig Mittäterinnen

Während bei den Opfern Jungs gleichermaßen betroffen sind wie Mädchen, spricht Rose bei den Tätern grundsätzlich von Männern. "Mir ist noch keine Triebtäterin begegnet", sagt sie. "Es gibt allerdings Fälle von Grenzüberschreitungen durch Frauen bei Zärtlichkeiten zwischen Mutter und Sohn. Frauen sind eher Meisterinnen der psychischen Gewalt und häufig Mittäterinnen bei Gewalttaten, auch bei der Verbreitung von Pornographie und Kinderpornographie."

Dieter Krieger, LSB-Vizepräsident für Breitensport und Sportentwicklung, kündigte an, dass der Landessportbund auch in Zukunft Kinder, Jugendliche, Eltern, Übungsleiter, Vereinsvorstände und Verbandsfunktionäre für das Thema sensibilisieren werde. Zudem wird der LSB die Zusammenarbeit mit der Leitstelle Kriminalprävention des rheinland-pfälzischen Innenministeriums und dem Landeskriminalamt forcieren.

 

Autor: Christof Palm


  • Der Landessportbund Rheinland-Pfalz hat ein Faltblatt zum Thema "Sexualisierte Gewalt im Sport" hereusgegeben. Foto: picture-alliance
    Der Landessportbund Rheinland-Pfalz hat ein Faltblatt zum Thema "Sexualisierte Gewalt im Sport" hereusgegeben. Foto: picture-alliance