Halbzeitbilanz zur Sportabzeichen-Tour 2013

Ein Gespräch mit Dieter Krieger, Mitglied im Präsidialausschuss des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Dieter Krieger, Mitglied im Präsidialausschuss des DOSB
Dieter Krieger, Mitglied im Präsidialausschuss des DOSB

Mit dem Tour-Stopp auf dem Feldberg-Plateau am 30. Juni feiert die Jubiläums-Tour des Deutschen Sportabzeichens Halbzeit. Herr Krieger, Sie selbst haben vier der bisherigen Tour-Stationen für den DOSB begleitet. Wie fällt Ihr Fazit bisher aus?

Besonders beeindruckt haben mich bisher die hohen Teilnehmerzahlen. Im Schnitt waren bei den vergangenen Tour-Stationen weit mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene jeden Alters dabei. Auffällig ist dabei immer wieder die große Motivation der Kinder, die jede Station der Sportabzeichen-Tour zu einem besonderen Erfolg macht. Kinder lieben Bewegung und nehmen die Angebote der Sportabzeichen-Tour dankbar an. Das ist wiederum dem ungewöhnlich hohen Engagement der Organisatoren vor Ort zu verdanken, das ich an dieser Stelle erwähnen möchte. Sie sorgen bereits im Vorfeld über Monate hinweg dafür, dass jede Veranstaltung gelingt. Die Stimmung war bisher bei jedem Tour-Stopp hervorragend, selbst wenn das Wetter manchmal nicht so mitgespielt hat.

Zum 100. Jubiläum des Deutschen Sportabzeichens ist die Sportabzeichen-Tour in diesem Jahr auch jenseits der Stadien unterwegs, z.B. bei der Eröffnung auf dem Gelände der internationalen Gartenschau in Hamburg oder auf der Uferpromenade des Bodensees. Wie kommt dieses Konzept bisher an?

Ich selbst setze mich bereits seit Jahren dafür ein, nicht nur normgerechte Sportstätten,  sondern mehr Sport- und Bewegungsräume außerhalb zu nutzen. Deshalb freue ich mich besonders, dass im Rahmen der diesjährigen Sportabzeichen-Tour auch Uferpromenaden, Bergplateaus und Strände für diese Veranstaltungsreihe genutzt werden. Denn auch im Alltag sind in den Städten Parks und Wälder beliebte Plätze für den Sport. Bewegung ist nahezu überall möglich. Auch die Teilnehmer der Sportabzeichen-Tour nehmen die Sonderveranstaltungen außerhalb der Stadien und Sportplätze gerne an. Ich habe am Bodensee erlebt, wie begeistert die Menschen waren, sich auf der Uferpromenade sportlich messen zu können, Das bestätigt uns, dass es richtig ist, diese Möglichkeiten  einbezogen zu haben.

Das Deutsche Sportabzeichen wurde zum 100. Geburtstag grundlegend reformiert. Wie werden die neuen Anforderungen nach Ihrer Einschätzung von den Aktiven angenommen?

Ich weiß, dass es auch Skeptiker gab und auch noch gibt. Gerade Menschen, die seit vielen Jahren die Sportabzeichen-Disziplinen ablegen bzw. prüfen, standen den neuen Bedingungen nicht zwangsläufig offen gegenüber. Viele ältere Absolventen zum Beispiel merken, dass die neuen Anforderungen vielleicht nicht auf Anhieb zu schaffen sind. Diese sind oft eine Herausforderung und nur durch regelmäßiges Training erreichbar. Auch neue Disziplinen wie Seilspringen oder Zonenweitsprung stoßen nicht überall auf Begeisterung. Dazu kann ich Ihnen sagen: Es war ein Ziel der Reform, auch neue Anreize zu schaffen. Sie soll die Menschen dazu bewegen, regelmäßig Sport zu treiben und so auch eine Leistungssteigerung zu erreichen. Die Disziplinen aus der Gruppe Koordination zum Beispiel bewirken gerade bei älteren Menschen eine deutliche Verbesserung der Alltags-Motorik. Das heißt, sie können sich durch regelmäßiges Training besser und auch sicherer bewegen.

Und wie nehmen Kinder die neuen Bedingungen an?

Kinder lieben den Wettkampf und das Kräftemessen. Deshalb funktioniert bei ihnen die Gliederung des Sportabzeichens in Gold, Silber und Bronze sehr gut. Der sportliche Gedanke entspricht ihrer kindlichen Motivation, deshalb haben Kinder diesbezüglich keine Berührungsängste. Und die Begeisterung, die wir bei den Stationen der Sportabzeichen-Tour erleben, zeigt uns deutlich, dass das Deutsche Sportabzeichen ein gutes Instrument ist, Kinder an Bewegung heranzuführen und ihren Ehrgeiz zu fördern. Nicht alle haben das sportliche Talent, an Meisterschaften oder anderen offiziellen Wettkämpfen teilzunehmen. Das Deutsche Sportabzeichen ist für fast alle zu schaffen. 

Die Nationalen Förderer der Sportabzeichen-Tour präsentieren sich bei den einzelnen Stationen auch in diesem Jahr mit prominenten Sportlern. Worin sehen Sie die Haupt-Botschaft der Prominenten?

Ich kenne die meisten unserer Sportabzeichen-Botschafter persönlich, einige schon seit vielen Jahren. Sie kommen alle aus verschiedenen Bereichen, sind ganz verschiedene Persönlichkeiten. Der ehemalige Zehnkämpfer Frank Busemann, Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler, Kugelstoß-Olympiasiegerin Astrid Kumbernuss oder Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer, um nur einige zu nennen. Diese Namen kennen natürlich die meisten von uns. Dass aber auch die Kinder heutzutage so positiv auf diese Ausnahme-Sportler reagieren, selbst wenn deren größte Erfolge teilweise schon Jahre zurückliegen, hat einfach damit zu tun, dass sie Vorbilder sind und bleiben. Sie haben im Sport das Höchste erreicht, haben an Olympischen Spielen teilgenommen und Medaillen gewonnen. Ich freue mich, dass diese Leistungen auch heute noch Anerkennung und Respekt erhalten. Besonders bei Kindern wirken diese Persönlichkeiten auch als Motivatoren.

Sie selbst wurden bei einigen Tour-Terminen in Sportbekleidung beim Ablegen von Sportabzeichen-Disziplinen gesehen. Haben Sie Ihr Ziel bereits erreicht – und reicht es für Gold?

Ich habe mir in diesem Jahr fest vorgenommen, alle Sportabzeichen-Disziplinen abzulegen und nutze natürlich auch die Tour-Stationen dafür. Mein Ziel am Ende der Saison heißt ganz klar: Gold!

Herr Krieger, die Sportabzeichen- Tour ist noch bis Mitte September durch Deutschland unterwegs. Was wünschen Sie sich für die zweite Halbzeit und worauf freuen Sie sich besonders?

An erster Stelle wünsche ich allen Orten der Tour gutes Wetter. Wir habe gerade beim Tour-Stopp in Blankenburg in Sachsen-Anhalt eine phantastisch vorbereitete und durchgeführte Veranstaltung erlebt. Bei diesem enormen Aufwand hätten es alle verdient, die Sportabzeichen-Tour bei Sonnenschein und ohne Regen über die Bühne zu bringen. Leider klappt das nicht immer.

Unabhängig davon gibt es sicherlich noch einige Highlights im Laufe der Tour. Besonders spannend finde ich persönlich das Finale am 14. September im Park von Schloss Bellevue in Berlin. Dass die Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes zu Gast im Garten unseres Bundespräsidenten Joachim Gauck sein wird, zeigt, dass der Breitensport und sein „Orden für Jedermann“, das Sportabzeichen, noch mehr an Bedeutung in unserer Gesellschaft gewinnt.


  • Dieter Krieger, Mitglied im Präsidialausschuss des DOSB
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