Hörmann: "Es ist Zeit für ein Wintermärchen 2022"

Alfons Hörmann, designierter Präsident des DOSB, erläutert im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), warum die Olympischen Winterspiele 2022 nach München müssen.

Alfons Hörmann geht den Wahl-Sonntag optimistisch an. Foto: picture-alliance
Alfons Hörmann geht den Wahl-Sonntag optimistisch an. Foto: picture-alliance

SID: Mit welcher Stimmungslage gehen Sie in den "Wahlsonntag"?

Alfons Hörmann: Mit viel Optimismus. Repräsentative Umfragen der Vergangenheit belegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter einer Olympiabewerbung steht. Ich bin zuversichtlich, dass sich dies auch im Wahlergebnis ausdrücken wird. Die große Herausforderung war und ist, die Unterstützerinnen und Unterstützer an die Wahlurne zu bringen. Da haben es die Gegner naturgemäß leichter. Die Olympia-Initiativen in den beteiligten Kommunen und Landkreisen haben in den vergangenen Wochen aber hervorragende Arbeit geleistet und mit viel Einsatz versucht, die Menschen über die Bedeutung der Abstimmung zu informieren und von den Chancen Olympischer und Paralympischer Spiele in München und den drei Partnerorten zu überzeugen. Deshalb gehen wir den Sonntag optimistisch an.

Warum müssen die Winterspiele 2022 nach München?

Nach dem Sommermärchen 2006 ist es Zeit für ein Wintermärchen 2022. Erinnern Sie sich an die Stimmung während der Fußball-WM. Diese Weltmeisterschaft hat unser Land und den Blick der Welt auf Deutschland verändert. Mit Olympischen Spielen können wir uns der Welt erneut als gastfreundliche, lebensfrohe und innovative Nation präsentieren. Wir wollen Vorreiter sein und bieten deshalb das nachhaltigste Konzept in der Geschichte der Olympischen Spiele. Dem Thema Inklusion und Behindertensport würden die Paralympics zudem einen immensen Schub verleihen und nach innen wie nach außen wirken. Ich bin sicher, dass wir die Teilnehmer der Paralympics genauso euphorisch feiern würden wie die Teilnehmer der Olympischen Spiele. Das wäre eine großartige Botschaft an die Welt und in unsere eigene Gesellschaft hinein.

Warum wäre eine Bewerbung besser und aussichtsreicher, als sie es für die Spiele 2018 war?

Unser Konzept für 2022 ist gegenüber dem hochgelobten Konzept von 2018 noch einmal verbessert. Damit müssen wir keinen Konkurrenten fürchten, wie er auch heißen mag. Zudem sind wir der einzige Bewerber, der zum zweiten Mal antritt, und könnten darüber hinaus Geschichte schreiben, wenn München im Jahr 2022 50 Jahre nach den Olympischen Sommerspielen als erste Stadt auch Gastgeberin für Winterspiele wäre.

Was entgegnen Sie den Kritikern, die von IOC-Knebelverträgen, Naturzerstörung und Schuldenbergen sprechen?

Da empfehle ich den Blick auf die Fakten. Naturzerstörung gibt es in München eben nicht, da wie bereits gesagt 84 Prozent aller Anlagen schon bestehen und Weltniveau haben. Wir würden darüber hinaus 14 Prozent der Anlagen nur temporär errichten und weniger als die Fläche eines Fußballfeldes neu versiegeln. Die Vertragslage ist auch faktisch anders als von den Gegnern dargestellt: Es gibt zwei Verträge, die die Bewerbungsgesellschaft mit dem IOC schließt: den Host City Contract (HCC) und das sogenannte Joint Marketing Programme Agreement (JMPA). Der HCC ist starr und vom IOC vorgegeben, vor allem, damit sich alle Bewerber den gleichen Bedingungen stellen müssen. Dies ist vergleichbar mit deutschen Ausschreibungen und ein normales Verfahren. Das JMPA hingegen, in dem die Verteilung und Bedingungen der Vermarktungseinnahmen geregelt sind, ist sehr wohl verhandelbar und wurde zu 2018 auch im Diskussionsprozess mit dem IOC stark verhandelt. Alle Vertragsinhalte sind vorher bekannt, und die Verträge können auch nicht nachträglich einseitig geändert werden, wie oft fälschlicherweise behauptet wird.

Und die Kosten?

Auch in der Frage der Kosten spricht die Faktenlage eine andere Sprache: Die Organisationskosten in Höhe von erwartet rund 1,5 Milliarden Euro kämen fast ohne öffentliche Zuschüsse aus. Lediglich ein kleiner Zuschuss für die Paralympics ist geplant. Zu je einem Drittel werden die Kosten gedeckt von: a) IOC-Erlösen, b) nationalen Sponsoren und c) Tickets und Merchandise. Das zusätzliche Infrastrukturbudget liegt bei rund 1,8 Milliarden Euro. Davon entfallen 1,1 Milliarden auf Maßnahmen, die schon heute von öffentlicher Hand und privaten Investoren geplant sind und realisiert werden sollen - auch ohne Olympia. Die verbleibenden rund 670 Millionen sind olympiaabhängige Kosten, zum Beispiel für ein Olympisches Dorf in München, in dem 1300 neue bezahlbare Wohnungen entstehen auf einem Gelände, das sonst überhaupt nicht für den Wohnungsbau zur Verfügung stünde. Im Übrigen: Das IOC kassiert auch nicht alle Gewinne. Vielmehr beteiligt es sich mit rund einem Drittel an den Organisationskosten. Dies ist Geld, das aus dem Ausland nach Deutschland kommt. Gewinne eines Organisationskomitees kommen dagegen zu 80 Prozent dem gemeinnützigen Sport in Deutschland zu Gute. Nur 20 Prozent gehen an das IOC.

Im Falle eines für Sie positiven Votums am Sonntag: Was sind die nächsten Schritte - und stehen Sie als Chef der Bewerbungsgesellschaft zur Verfügung?

Am Dienstag steht die Gesellschafterversammlung an, in der sich die Beteiligten über die nächsten Schritte abstimmen werden. Wir müssten schnellstmöglich die Bewerbungsgesellschaft gründen und am Donnerstag beim IOC unsere Bewerbung anmelden. Wer dann letztendlich welche Aufgaben und Funktionen übernimmt, entscheiden wir dann sicherlich ebenfalls zeitnah.

Und wenn es schiefgeht? Ist 'München 2022' dann endgültig gestorben? Und was würde das für den Spitzensport hierzulande bedeuten?

Wir wollen München 2022. Dafür müssen wir die Bürgerentscheide gewinnen. Das ist unser Ziel, und darauf fokussieren wir uns. Es ist jetzt nicht der Moment, um über den Fall einer Niederlage zu spekulieren. Dafür hätten wir hinterher genug Zeit.

(Quelle: SID)


  • Alfons Hörmann geht den Wahl-Sonntag optimistisch an. Foto: picture-alliance
    Alfons Hörmann geht den Wahl-Sonntag optimistisch an. Foto: picture-alliance