In der Metropolregion Rhein-Neckar vernetzt sich ein ehrgeiziges Nachwuchsprojekt

Der Badische Handball-Verband (BHV) in Karlsruhe setzt mit dem 2007 entwickelten Projekt „Handball bewegt Schule“ Zeichen. 149 Vereine in seinem Einzugsbereich stärken bereits das Kooperations-Netzwerk Schule/Verein.

"Handball bewegt Schule" heißt das Projekt des Badischen Handball-Verbandes.
"Handball bewegt Schule" heißt das Projekt des Badischen Handball-Verbandes.

Speziell im Grundschulbereich wurden Tausende Sprösslinge an die Mannschaftssportart herangeführt. Ungewöhnlich bei diesem sportartspezifischen Grundlagentraining: In der Betreuung arbeiten handballafine Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und Schülermentoren. Diese qualifiziert ein vierzigstündiges Modul.

Die zweite Etappe spannt nun das Netzwerk über die politische und Sport-Metropolregion Rhein-Neckar und umfasst damit die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen im Ballungsraum Rhein-Neckar. Von guten Beispielen lernen, vom Nachbarn lernen, heißt eine der Triebfedern. Uwe Ziegenhagen, Geschäftsführer des BHV und Vater des Projekts, hat in seinem Revier über eine Nachhaltigkeitsanalyse nach der Handball-WM 2007 ergründet: „Das Wichtigste, was die Vereine brauchen, ist Personal.“ Hier sollen die FSJler und Schülermentoren preiswerte und tragfähige Alternativen bei der Finanzierung aufzeigen und zugleich den altersgerechten Draht zu den Kids entwickeln. Bindekraft und Begeisterung über Schulsportfeste und Projektwochen hinaus soll zugleich in die Vereinsarbeit stärken.

Zweite Erkenntnis von Ziegenhagen: „Wir brauchen Materialien für die Öffentlichkeit.“ Diese sind  nun gedruckt. 20.000 Plakate, 60.000 Stundenpläne, 100.000 Postkarten, dazu Stellwände tragen die Botschaft „Handball bewegt Schule“ unters Volk und ködern Nachwuchs. 150 Handball-Abteilungen der Metropolregion werden damit versorgt. Ziegenhagen: „Die Gesichter, das sind alles aktive Handballer.“ Eines der Modelle, die von den Materialien lachen, ist der zehn Jahre alte Kai Lillinger vom TV Lampertheim (E-Jugend). „Es hat viel Spaß gemacht“, berichtete er vom professionellen Fotoshooting.

Nach dem Anwurf im Pfälzer Handball-Verband mit der Präsentation in Friesenheim (50 Vereine) wurde im Handball Bezirk Darmstadt zunächst dessen Bergsträßer Flanke eingebunden. 15 der 18 Handball-Clubs dort ist das ehrgeizige Nachwuchskonzept vorgestellt. Teilprojektleiter Hans Reif spürt die Erosionen an der Basis, die Spielsportarten bedrohen. G 8-Klassen, Ganztagsschule, flexible Arbeitszeiten der Eltern, Nachwuchsmangel, die Flucht in Spielgemeinschaften. Da liegt der Schlüssel zur gedeihlichen Förderung in der Grundschule. Viele drehen inzwischen daran.

In der Metropolregion hat sich die BASF, der größte Arbeitgeber, unter die Netzwerkbetreiber eingereiht. Marketing-Sprecher Markus Gomer sieht in der Projekt-Idee über drei Länder einen Beitrag zur frühen Mobilisierung von Kindern in den Familien der im Chemiekonzern beschäftigten Eltern: „4, 5, 6.000 Kinder sind schon bei Grundschulsportfesten bewegt worden.“

Papier ist geduldig, die Kärrnerarbeit folgt nun. Hans Reif wird alle 18 Bergsträßer Vereine kontakten. Er vermittelt Gespräche mit Schulleitungen und möchte das Fundament für nachhaltige Kooperation mitgießen. Finanzierung und Refinanzierung des Personals ist zu meistern. Reif glaubt, wenn die Vereine alle Töpfe anzapfen, könne ein FSJler kostenneutral arbeiten. Die Zuschüsse „ sind alle für sich allein nicht nachhaltig, weil sie zu klein sind. Wir müssen die Summe bündeln.“

Der Bergsträßer Großverein TSV Auerbach, so Horst Knop, zugleich Vorsitzender des Sportkreises Bergstraße, kooperiert seit einem Jahr mit drei Schulen (drei Gruppen). Der Club trägt bisher selbst die Kosten. Was nach August 2009 wird, steht in den Sternen. Fritz Strubel vom TV Lampertheim berichtete von einer Kooperation seit August 2007 im Zuge des Talentförderprogramms. Hier vergütet des Staatliche Schulamt sechs Stunden pro Woche. Steter Bedarf nach einem Jahr herrscht zugleich an qualifizierten FSJlern und deren Handball-Erfahrung. Horst Knop: „Ein FSJler, der Tischtennis spielt, nützt uns hier nichts.“

Die Handicaps schmälern die Aufbruchstimmung derzeit nicht. In der Metropolregion Rhein-Neckar arbeiten die ersten 30 Projekte. 200 Schülermentoren sind in Ausbildung. Klaus Amend, Jugendwart des Handballbezirks Darmstadt, glaubt daran, dass der Funke überspringt und „Handball bewegt Schule“ eine nachhaltige Zukunft entwickelt.

Auch der Hessische Handball-Verband (HHV) ist inzwischen entflammt durch das Projekt „Handball bewegt Schule“. HHV-Präsident Rolf Mai hat eine Arbeitsgruppe Zukunft berufen. In dieser soll Hans Reif mit anderen Fachleuten Konzepte zur Bestandssicherung und Entwicklung des Handballs entwerfen. Das Projekt „Handball bewegt Schule“ lebt aus der Gemeinschaft. Deshalb werden auch die Leuchtturm-Vereine der Ersten und Zweiten Bundesligen in der Metropol-Region eingebunden.


  • "Handball bewegt Schule" heißt das Projekt des Badischen Handball-Verbandes.
    "Handball bewegt Schule" heißt das Projekt des Badischen Handball-Verbandes.