In diplomatischer Mission: Der Handball: Länderspiel Deutschland-Dänemark zum 50. Jahrestag der Beziehungen

Es wird kein normales Länderspiel sein, das ist gewiss. Denn wenn die deutsche Handball-Nationalmannschaft am 29. März in der Flensburger Campushalle auf Dänemark trifft, dann ist dies nur ein Teil der Feiern zum 50. Jahrestag der sogenannten Bonn-Kopenhagener Erklärungen, die Grundlage der deutsch-dänischen Beziehungen bis heute. Nach einem Festakt im Schloss Sonderborg (Nordschleswig) sowie den Gesprächen zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen bildet das mit 6.000 Zuschauern ausverkaufte Handballspiel den dritten Akt der Festveranstaltungen.

Handball-Bundestrainer Heiner Brand (Foto: DSB-Archiv)
Handball-Bundestrainer Heiner Brand (Foto: DSB-Archiv)

Als Abschluss ist ein Empfang der schleswig-holsteinischen Landesregierung vorgesehen. Da kurz zuvor das Vorbereitungsturnier in Paris-Bercy stattfinde, sei dieser Termin zwar mit Mühen verbunden gewesen, erklärt Ulrich Strombach, der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), „aber wir sind uns natürlich unserer staatspolitischen Verantwortung bewusst“.

 

Der Vorschlag zu diesem Länderspiel erfolgte durch die dänische Regierung, die diesmal turnusgemäß die Feierlichkeiten organisiert. „Aber diese Idee des Handballspiels ist im Bundeskanzleramt mit Begeisterung aufgenommen worden“, hieß es auf Anfrage beim Bundespresseamt, schließlich könne damit „ein breiteres Publikum an den Feierlichkeiten teilhaben“. Sehr gern, erklärte Spitzenfunktionär Strombach, sei man „dieser Anforderung aus der Politik gefolgt“, auch deswegen, weil der DHB „seit Jahren sehr gute Beziehungen zum dänischen Handballverband“ unterhalte. Auch werte diese Partie im Rahmen von politischen Feierlichkeiten den Stellenwert dieser Sportart gehörig auf, so Strombach: „Diese quasi diplomatische Anerkennung tut dem Handball sehr gut“. Zudem belohne die Politik damit die vielen Erfolge, die Bundestrainer Heiner Brand in den letzten Jahren gefeiert habe.

 

Dass in diesem Fall nicht, wie sonst gemeinhin, der „Große Bruder“ Fußball, sondern die derzeit zweitpopulärste deutsche Mannschaftsportart politisch und kulturell aufgeladen wird, ist nach Angaben von Thorsten Storm freilich „sehr naheliegend“. Schließlich habe der Handball, so der Manager der SG Flensburg, sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Dänemark eine herausragende Bedeutung, „und außerdem verkörpern wir eine große grenzüberschreitende Tradition“. Mit den vier dänischen Nationalspielern Lars-Krogh Jeppesen, Joachim Boldsen, Sören Stryger und Lars Christiansen ist die SG Flensburg-Handewitt 2004 das erste Mal Deutscher Meister geworden, dazu kam der Pokalsieg. Nach Angaben von SG-Manager Storm finden rund 500 dänische Fans pro Bundesliga-Heimspiel den Weg in die Campushalle, auch insofern sei man seit Jahren „freundschaftlich und nachbarschaftlich verbunden mit den Dänen“. Beim Jubiläums-Länderspiel wird die Halle indes mit jeweils 3.000 deutschen und dänischen Schlachtenbummlern gefüllt sein.

 

Dass die Emotionen überkochen zwischen den beiden Weltklasse-Teams, so wie während des letzten Aufeinandertreffens im Europameisterschafts-Halbfinale 2004 in Ljubljana (22:20 für Deutschland) geschehen, daran glaubt Strombach nicht. „Das ist eine natürliche sportliche Rivalität“, so Strombach, „dahinter stecken keine tieferen Meinungsverschiedenheiten“. Und der DHB-Präsident richtet den Blick sogar schon auf die nächste sportpolitische Mission: Für Anfang Mai ist die deutsche Handball-Nationalmannschaft zu einem Länderspiel in Israel eingeladen – der israelische Handballverband wollte sein Jubiläum unbedingt mit deutschen Stars wie Frank von Behren, Henning Fritz und Christan Zeitz feiern.


  • Handball-Bundestrainer Heiner Brand (Foto: DSB-Archiv)
    Handball-Bundestrainer Heiner Brand (Foto: DSB-Archiv)