Internet bietet Chancen für Sportvereine

Auch kleinere Sportvereine haben im Zeitalter von Web 2.0 Chancen, auf sich aufmerksam zu machen. Dies wurde am Donnerstag auf einem Forum des LSB Rheinland-Pfalz im SWR-Funkhaus in Mainz deutlich.

Diskutierten über die virtuelle Sportwelt: (v.li.) Moderator Holger Kühner (SWR), Matthias Holstein, Stefan Aufenanger, Lutz Eberhard, Christian Schmidt. Foto: LSB Rheinland-Pfalz
Diskutierten über die virtuelle Sportwelt: (v.li.) Moderator Holger Kühner (SWR), Matthias Holstein, Stefan Aufenanger, Lutz Eberhard, Christian Schmidt. Foto: LSB Rheinland-Pfalz

Twitter, Podcast, Live-Stream, Weblogs, Social Networking oder Wikis – die digitale Welt produziert ständig neue Begrifflichkeiten, die auf dem LSB-Forum „Sportberichterstattung der Zukunft – Digitale Vielfalt auch für den Sport“ zum Thema wurden. Laut einer Studie will zwar jeder Dritte mit dem World Wide Web nichts am Hut haben. „Fünf Prozent nutzen die Angebote des sogenannte Web 2.0 dagegen täglich.“ Tendenz stark steigend, wie Stefan Aufenanger, Professor an der Universität Mainz und Mitglied in der AG Medienpädagogik, bestätigte.

Jugend nutzt die Möglichkeiten

Web 2.0, das heißt herkömmliches Internet plus Mobilität, aktives Mitmachen und ständiger Austausch von Informationen. Diese Möglichkeiten könnten laut Aufenanger Sportvereine nutzen – etwa über Podcasts, Audiobeiträge, in denen Regeln erklärt werden oder das Protokoll einer Vorstandssitzung zusammengefasst wird. Oder über Weblogs, über die ein virtueller Erfahrungsaustausch zwischen Trainern, Spielern oder Schiedsrichtern erfolgen kann. „Hier besteht für die Vereine die Chance, Nähe zu Mitgliedern herzustellen und neue Mitglieder zu gewinnen“, erklärte Aufenanger. „Vor allem junge Menschen fühlen sich durch moderne Angebote angesprochen“, hatte Walter Desch, Vorsitzender des LSB-Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit, schon in seiner Begrüßungsrede festgestellt.

Fans und Mitglieder gewinnen

Der technische Aufwand für solche Neuerungen ist überschaubar. Das gleiche gilt für Web-Videos. Das konstatierte zumindest Matthias Holstein, Geschäftsführer von zaplive.tv. Weniger als 1.000 Euro müsste ein Verein für ein ordentliches Notebook inklusive Internetzugang, Kamera und Mikro als einmalige Investition hinlegen. Auf Holsteins Internet-Plattform kann dann jeder sein Web-Video einstellen, im Basisangebot kostenfrei, je nach technischen Anforderung auch kostenpflichtig. „Wir bedienen 65 Sportarten, manche Angebote haben 2.000 Zugriffe“, berichtete Holstein. „Jede Sportart, auch die, die nicht massenkonform ist, hat ihre Zielgruppe.“ So wurden auf zaplive.tv schon Turniere im Mountainbike und Rollstuhlhockey sowie mehrstündige Segeltörns übertragen. Holstein: „So können neue Fans für den Sport gewonnen werden, und die Vereine schaffen sich durch die Vermarktung ihrer Web-Videos neue Einnahmequellen.“

Bei der Berichterstattung über sogenannte Randsportarten befindet sich SWR-Sportchef Claus- Dieter Gerke dagegen in einem Dilemma. „Wir hatten schon den Fall, dass wir stolz waren auf einen Bericht über ein ausgefallenes Thema, aber leider hat kaum jemand zugeschaut“, sagte Gerke. „Wir versuchen doch schon, den anderen Sportarten neben dem Fußball gerecht zu werden.“ Nur bestimme eben die Nachfrage das Angebot.

Bindung und Nähe herstellen

Die Nachfrage bei Christian Schmidts Angebot ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Der Radio-Mann begleitet den Basketball-Bundesligisten TBB Trier bei jedem Heim- und Auswärtsspiel und produziert Live-Kommentare. Während der Partien können die Fans ihm E-Mails schicken, den Spieler des Tages wählen und somit aktiv am Geschehen teilhaben. Mehr als 1.200 Zugriffe im Schnitt verzeichnet Schmidt, bis zu 132 Mails erreichen ihn pro Spiel. „Wir machen Radio für Fans und stellen eine enge Bindung zwischen Mannschaft und Zuhörern her.“ Ein professionelles Beispiel, das für einen kleinen Verein so sicherlich nicht darstellbar ist.

Als Basis für weitere virtuelle Visionen müsste in kleinen Sportvereinen erst einmal die reine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit funktionieren. Das stellte Lutz Eberhard, Chefredakteur Allgemeine Zeitung online, fest. „Denn was nützt einem die schönste Homepage, wenn sie keiner findet.“ Jochen Dick


  • Diskutierten über die virtuelle Sportwelt: (v.li.) Moderator Holger Kühner (SWR), Matthias Holstein, Stefan Aufenanger, Lutz Eberhard, Christian Schmidt. Foto: LSB Rheinland-Pfalz
    Diskutierten über die virtuelle Sportwelt: (v.li.) Moderator Holger Kühner (SWR), Matthias Holstein, Stefan Aufenanger, Lutz Eberhard, Christian Schmidt. Foto: LSB Rheinland-Pfalz