Interview mit Dr. Christa Thiel zu den Initiativen des DSB im UNO-Jahr des Sports

Mitte Februar hat die Evangelische Akademie Bad Boll und der Weltrat für Sportwissenschaft und Leibes-/Körpererziehung ICSSPE zum Forum "Sport und Entwicklung" im Rahmen des UNO-Jahrs für Sport eingeladen. Als Vertreterin des Deutschen Sportbundes war Vizepräsidentin Christa Thiel auf der Tagung. Im Interview äußert sie sich zu den Initiativen des DSB im UNO-Jahr.

Dr. Christa Thiel auf der Tagung in Bad Boll (Foto: Martina Waiblinger).
Dr. Christa Thiel auf der Tagung in Bad Boll (Foto: Martina Waiblinger).

   Am 28. Februar endet in Deutschland die Einreichungsfrist für Projekte, die im UNO Jahr des Sports und der Leibeserziehung gefördert werden sollen. Mit welchen Initiativen bewirbt sich der DSB beim Bundesinnenministerium?

 

Christa Thiel: Unser Hauptprojekt befasst sich mit Frauen- und Mädchensport in Afghanistan. Es geht darum Sportstrukturen aufzubauen, die es bisher dort nicht gab. Zudem haben wir für das UNO-Jahr des Sports einige Tagungen und Seminare geplant. Diese werden im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfestes im Mai und auch in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert Stiftung organisiert. Auf diese Weise wollen wir andere Organisationen erreichen und zur Bewusstseinsbildung beitragen. Wir wollen bei anderen Aufmerksamkeit für den Sport als wichtiges gesellschaftliches Tool erwecken. Dieser Prozess soll nicht einseitig sein, auch wir müssen über andere Projekte lernen, wie es außerhalb Deutschlands aussieht. Eine Bewusstseinsbildung soll auch bei uns stattfinden.

 

   Wie kam es zu der Entscheidung für ein Projekt in Afghanistan?

 

Christa Thiel: Natürlich gibt es eine Vielzahl von Orten, die auf Hilfe angewiesen sind. Wir haben uns für Afghanistan entschieden, weil die Menschen durch den Krieg sehr stark betroffen sind und weil dieses Land langfristig Hilfe braucht. Deutschland hat in diesem Land eine besondere Verantwortung übernommen, unter anderem bei der Verankerung der Verwaltungen. Der Sport empfindet sich als Partner der Regierung und kann wesentlich beim Aufbau einer Zivilgesellschaft helfen. Wir wollen in Afghanistan vor allem etwas für die Frauen und Mädchen tun, die hier von den Sportangeboten ausgeschlossen sind.

 

   Gibt es schon konkrete Pläne, wie diese Hilfsmaßnahmen aussehen sollen?

 

Christa Thiel: Natürlich haben wir schon konkrete Vorstellungen über die Hilfsmaßnahmen. Genaueres werden wir jedoch erst vorstellen, wenn seitens der Staatsministerin Ute Vogt eine Entscheidung für unser Projekt gefallen ist. Bis dahin wollen wir keine falschen Hoffnungen wecken. Nicht nur der DSB hat im Rahmen des UNO Jahres die Möglichkeit, Projekte einzureichen, sondern auch viele andere Organisationen werden sich mit interessanten Maßnahmen bewerben. Zudem wollen der DSB und das Nationale Olympische Komitee Deutschland die Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe im Rahmen des Uno-Jahres in partnerschaftlichen Projekten gestalten.

 

   Wie sieht es mit dem zeitlichen Rahmen in Deutschland aus? Sind andere Länder mit ihren Planungen schon weiter vorangeschritten?

 

Christa Thiel: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sind genau im Zeitplan. Zunächst mussten ja auch erst einmal die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wir sind sehr dankbar über die Bereitstellung der Mittel durch das Bundesinnenministerium. Im globalen und internationalen Kontext müssen wir uns nicht auf Monate oder Jahre festzulegen. Es geht darum, Aktionen und Maßnahmen anzuschieben, die über das Jahr 2005 hinauswirken. Dabei ist nicht vorrangig, wann etwas getan wird, sondern dass etwas getan wird.


  • Dr. Christa Thiel auf der Tagung in Bad Boll (Foto: Martina Waiblinger).
    Dr. Christa Thiel auf der Tagung in Bad Boll (Foto: Martina Waiblinger).