Jeden Tag 20 neue Mitglieder mehr in Berlin

Zahlen lügen nicht. Die jüngste Erhebung des Landessportbundes Berlin weist aus, dass 556.486 Bürger und Bürgerinnen, also jeder Sechste der Stadt, zum 1.1.2009 einem der rund 2.100 Sportvereine angehörten.

Die macht eine Steigerung von 7.166 Mitgliedern gegenüber dem vorletzten Jahr aus. Oder anders ausgedrückt, der Zuwachs beläuft sich trotz Wirtschaftskrise auf 1,30 Prozent. „Mit dieser Entwicklung können wir durchaus zufrieden sein“, meinte der LSB-Direktor Norbert Skowronek, wenngleich im Organisationsgrad zu anderen deutschen Großstädten weiter Defizite vorhanden sind.

Das liegt auch daran, dass im alten Westteil Berlins rund 22 Prozent der Bevölkerung in einem Verein sind, während es sich in den östlichen Bezirken lediglich um elf Prozent handelt. Was bedeutet, dass hier noch eine Menge Potenzial brachliegt, das es zu erschließen gilt. Versucht werden soll das zum einen durch die bereits laufende Kampagne „Zukunft gestalten - gemeinsam“, die demnächst noch um einen Innovations-Wettbewerb erweitert wird, bei dem die besten Ideen für neue Angebote prämiert werden Dabei wird in die Kategorien große, mittlere, kleine Vereine unterteilt. Eine Gesamtsumme von 25.000 Euro steht zur Ausschüttung als Anreiz bereit.

Im letzten Jahr ist der Landessportbund pro Tag um 20 Personen gewachsen. Diese Zahl soll weiter gesteigert werden, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Frauen gelegt wird. „Hier sind wir auf einem guten Weg und ein ganzes Stück vorangekommen“, stellte Skowronek erfreut fest, denn unter den hinzu gewonnenen neuen Mitgliedern betrug der weibliche Anteil (über 18 Jahre) immerhin 3.633, also mehr als 50 Prozent. Nicht weniger positiv fällt auf, dass immer häufiger Frauen an die Spitze rücken. Das ist nicht nur in der neu geschaffenen Präsidenten-Versammlung (Kathrin Brachwitz) der Fall, sondern auch in zehn Fachverbänden.

Wer aber meint, diese Konstellation müsste eigentlich bei dem von weiblichen Mitgliedern dominierten Landesverband Pferdesport (4.739 zu 946) oder Berliner Turnerbund (50.063 zu 29.112) zu finden sein, der irrt. Nicht anders verhält es sich mit dem Tanzsport (3.499 zu 2.181), Skisport (1.013 zu 988), Wandern (1.969 zu 1.170) und der Freikörperkultur (2.056 zu 1.813). Lediglich der Behindersportverband (12.694 zu 8.444) macht mit Kirstin Fussan eine löbliche Ausnahme.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass immer mehr ältere Menschen den Zugang zu den Vereinen finden. „Für mich ist in diesem Zusammenhang ganz erstaunlich, dass wir erstmals in der Altersklasse der 41- bis 51-Jährigen ein beachtliches Plus von 2.606 Mitgliedern registrieren konnten“, erklärt der LSB-Direktor, „denn diese Gruppe war bislang schwer zu erreichen.“ Dass nach wie vor die Kinder und Jugendlichen (bis 18 Jahre) im Vergleich zur Bevölkerungsstruktur proportional am besten dastehen, verwundert nicht. 2006 betrug die Quote 29,24 Prozent, 2007 schon 30,07 und 2008 steigerte sich das auf 30,22. Was nichts anderes heißt, als dass jeder Dritte dieser Altersklasse einem Verein angehört. Da sage noch einer, die Heranwachsenden sitzen nur noch vor dem Computer oder dem Fernsehschirm.

Übrigens ist die beliebteste Sportart bei den Jugendlichen nach wie vor der Fußball (43.831) vor Turnen/Gymnastik (27 011) und dem Schwimmen (13.598). Gleich in zehn Verbänden wird von ihnen sogar die Anzahl der erwachsenen Mitglieder übertroffen, wobei das in vier Kampf-sportarten besonders auffällig ist, so im Judo (6.200 zu 2.454), Karate (2.300 zu 2.023), Taekwondo (674 zu 362).und Fechten (584 zu 502).

Recht aufschlussreich ist, wie LSB-Chefstatistiker André Groger ermittelte, ein Zehn-Jahres-Vergleich (1998 - 2008) innerhalb der einzelnen Verbände in bezug auf die Gewinne und Verluste. An erster Stelle liegt mit sensationeller Quote von plus 351 Prozent der Behinderten-/Rehasport vor Golf (162%), Turnen/Gymnastik (43%), die allein im letzten Jahr einen Zuwachs von 2.140 Neuanmeldungen verbuchen konnten, Bergsteigen/Wandern und Judo (je 41%). Dem gegenüber stehen leider auch drei große Verlierer, Radsport (51%), Kegeln (40%) und der Betriebssport (37%). Dass auf Vereinsebene der Gesundheitssportpark (plus 10,07%), SC Siemensstadt (7,16%) und Pro Sport Berlin (3,28%) stark hinzu zu gewonnen haben, liegt an ihrem breitgefächerten Gesundheitssport-Angebot, dem nachzueifern es sicherlich lohnt.