Johannes Eulering wird 85

Der Verfechter der „sportgerechten Stadt", der Ministerialdirigent a. D. Dr. h. c. Johannes Eulering vollendet am Mittwoch, dem 13. Juni 2018, sein 85. Lebensjahr.

Johannes Eulering (l.) erhält 2008 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Foto: picture-alliance
Johannes Eulering (l.) erhält 2008 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Foto: picture-alliance

Vor allem als Leiter der damals neu gebildeten Abteilung „Sport – Sportstättenbau – Schulbau“ im nordrhein-westfälischen Kultusministerium hat er zahlreiche Initiativen für die landesweite Sportförderung mit Modellcharakter für die gesamte Bundesrepublik Deutschland auf den Weg gebracht.

Johannes Eulering wurde in Kirchhellen (heute Bottrop) im Kreis Recklinghausen geboren, studierte nach dem Abitur die Fächer Deutsch und Sport in Marburg und Münster und begann danach zunächst eine schulische Berufslaufbahn als Studienrat am Humboldt-Gymnasium Essen sowie als Fachleiter für Sport am dortigen Studienseminar.

Am 1. April 1970 folgte er einem Ruf in das nordrhein-westfälische Kultusministerium als Sportreferent der Landesregierung, bevor er 1979 die Leitung der Abteilung „Sport – Sportstättenbau – Schulbau“ übernahm. Er hat z.B. das Landessportfest der Schulen und den Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ mit aufgebaut und das erste „Aktionsprogramm für den Schulsport“ mit konzipiert. Im Jahre 1977 ging von ihm die Idee zur Konstituierung der Sportministerkonferenz der Länder aus.

Johannes Eulering hat aber nicht nur den Sport im Hauptamt gestaltet, er hat ihn stets auch mit seinem großen ehrenamtlichen Engagement auf verschiedenen Feldern gehaltvoll begleitet: So gehörte er über fast drei Jahrzehnte dem Präsidium des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen u.a. als Vizepräsident an; im Jahre 2005 wurde ihm für seine hohen Verdienste die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Im März 2002 hatte ihn der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement als „Entwickler des NRW-Sportmodells“ mit der Sportplakette des Landes ausgezeichnet; der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen kam 2008 hinzu. Weitere Funktionen von Johannes Eulering waren u.a.: Vorsitzender der Sektion Deutschland der Inter-nationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (1997 bis 2010), Vorstandsmitglied beim Deutschen Olympischen Institut (1998 bis 2006), ferner war er von 1998 bis 2006 Präsident der Europäischen Akademie des Sports und ist seitdem deren Ehrenpräsident.

Johannes Eulering gehörte zu Zeiten des Deutschen Sportbundes (DSB) auch dem damals dort installierten Wissenschaftlichen Beirat an. Er war auch im Programmausschuss für den viel beachteten Kongress „Menschen im Sport 2000“ im November 1987 in Berlin tätig. Vielen ist sicher noch der wegweisende Beitrag im Vorbereitungsband zum Kongress in guter Erinnerung: Hier hatte Eulering unter der Überschrift „Sportstätten – Zur Entwicklung der Bewegungsumwelt“ erstmals wichtige Leitideen für eine (von ihm so genannte) „sportgerechte Stadt“ entworfen. Wer den 25-seitigen Beitrag heute noch einmal zur Hand nimmt, wird leicht feststellen können: Seine Gedanken dazu sind derzeit genauso aktuell wie damals. Im Jahre 2001 hatte er dann in der Steuerungsgruppe für das Leitbild des DSB mitgewirkt.

Ihm Jahre 1995 wurde Johannes Eulering von der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft der Universität Bielefeld die Ehrendoktorwürde (Dr. h. c.) verliehen. Diese Auszeichnung unterstreicht die große Anerkennung, die Eulering mit seinen Arbeiten und mit seinem Wirken auch in der Sportwissenschaft erfahren hat – mehr noch: In der Laudatio anlässlich der Verleihung ist von einem „Glücksfall für die Sportwissenschaft“ die Rede, es sei beispielhaft, wie Eulering aus seiner beruflichen Position wissenschaftlich agiere und zu wichtigen Fragen der Sportentwicklung fundiert und zukunftsgerichtet Position beziehe. Die Vision von der „sportgerechten Stadt“ war da schon längst sein Markenzeichen geworden.

Seine Sportkarriere hatte Eulering in Kindertagen als Mitglied einer „peer group“ beim Fußball auf der Straße in seiner Heimatstadt begonnen. Bis wenige Jahre vor seinem 85. Geburtstag ist er dem Vereinssport als Tennisspieler im VfL Grafenwald in Bottrop aktiv verbunden geblieben. Nach dem Umzug in seine alte Studienheimat Münster bricht Johannes Eulering seitdem zusammen mit seiner Ehefrau Margret „neue Rekorde“ beim Spazierengehen in Münster und Umgebung.

Das sportliche und insbesondere das sportpolitische Geschehen verfolgt er weiterhin als stiller, manchmal sogar auch als unterstützender Beobachter – zuallererst jedoch in familiärer Hinsicht bei seinen Enkeln entweder beim Spielbetrieb im Basketball Zentrum Opladen oder im Stadion beim Fuchsball-Nachwuchs von Preußen Münster. Dabei begleitet ihn hin und wieder durchaus die Sorge, dass das Fundament eines „Sport für alle“ immer mehr brüchig zu werden scheint – wie war das noch mit der Idee von Eulerings „sportgerechter Stadt“?

(Quelle: DOSB/Prof. Detlef Kuhlmann)


  • Johannes Eulering (l.) erhält 2008 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Foto: picture-alliance
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