Jugend trainiert für Paralympics

Jugend trainiert für Olympia ist ein seit 1969 ein etablierter Nachwuchswettbewerb für deutsche Schulen. Am Wochenende (12./13. Mai) stieg in Kienbaum erstmals offiziell das Pendant des Behindertensports.

 

Die Finalwettbewerbe "Jugend trainiert für Paralympics" finden im Bundesleistungszentrum Kienbaum statt. Foto: Picture Alliance
Die Finalwettbewerbe "Jugend trainiert für Paralympics" finden im Bundesleistungszentrum Kienbaum statt. Foto: Picture Alliance

Sechs Basketball-Spiele innerhalb von 24 Stunden haben ihre Spuren hinterlassen. Die Haut an Sebastian Stangners linker Hand wirft Blasen, zwei Finger hat er bereits getapet. „Das kommt vom Bremsen“, sagt der 15-Jährige und führt vor, warum. Mit zwei kräftigen Schüben bringt er seinen Sport-Rollstuhl in Fahrt, lenkt ihn mit einem leichten Griff an den Reifen nach links und stoppt ihn schließlich, indem er nochmal kraftvoll zupackt. „Das tut mir gar nicht mehr weh, das gehört halt dazu“, sagt er und lacht: „Ich könnte immer noch weiterspielen.“

Sebastians Hüfte und seine Füße sind von Geburt an geschädigt, er bewegt sich mühsamer und langsamer als andere. Im Sport hat er eine Berufung gefunden, seine Leidenschaft heißt Rollstuhl-Basketball. Am Wochenende erlebte er seinen ersten großen Wettbewerb: Jugend trainiert für Paralympics, die offizielle Erstauflage des Gegenstücks zu dem seit 1969 etablierten Jugend trainiert für Olympia. „Diese Veranstaltung bildet einen wichtigen Baustein unserer Nachwuchsförderung“, sagt Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Mehr als 200 behinderte Jugendliche aus zwölf Bundesländern nahmen bei der Premiere in den Disziplinen Rollstuhl-Basketball, Schwimmen, Leichtathletik und Tischtennis teil.

Sebastians Erich Kästner-Schule aus Langen bei Offenbach wurde am Ende Zweite. Viel wichtiger: Durch die Schule kam er überhaupt zum Sport. Sie ist für viele der einzige Ort, an dem sie Sport treiben können. Zwischen Sebastians Wohnort Weiterstadt und Frankfurt, wo es beim Rollstuhlsportclub mehrere Basketball-Mannschaften gibt, liegen 30 Kilometer. Vom Klassenzimmer zur Schul-Turnhalle sind es nur einige Meter. Hier, sagt Sebastian, spiele er jeden Tag in der Pause.

Seinem Teamkameraden Salvatore Schleichhardt bescheinigen viele gar das Potenzial zum Nationalspieler, doch auch für ihn ist die Strecke von Offenbach nach Frankfurt ein unüberwindbares Hindernis. „Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bräuchte ich um die zwei Stunden, um zum Training zu kommen. Ich habe schon mal versucht, bei der Krankenkasse einen Fahrdienst zu beantragen, bin aber gescheitert“, sagt er.

Die zwölfmalige Paralympics-Siegerin Verena Bentele, die in Kienbaum vor Ort war, kennt als Einzelsportlerin (Biathlon, Langlauf) auch andere Probleme. „Oft fehlt es in der unmittelbaren Umgebung an Konkurrenz, um sich mit anderen zu messen“, sagt sie: „Ich war damals in meiner Stadt die Einzige, da hätte ich ja gegen niemanden antreten können. Viele fangen schließlich deshalb mit dem Sport an, weil sie irgendwann Wettkampf wollen.“

Diese Chance haben sie nun über die Schule, vielleicht endet der Weg irgendwann bei den Paralympics. Sebastian wollte nach der Heimkehr jedenfalls seine geschundenen Hände immer noch nicht schonen. Er wollte Korbleger üben:“Die müssen besser werden.“

(Quelle:SID)


  • Die Finalwettbewerbe "Jugend trainiert für Paralympics" finden im Bundesleistungszentrum Kienbaum statt. Foto: Picture Alliance
    Die Finalwettbewerbe "Jugend trainiert für Paralympics" finden im Bundesleistungszentrum Kienbaum statt. Foto: Picture Alliance