Leipold als "gefühlter Olympiasieger" an der Matte

Alexander Leipold gewann bei der Heim-EM vor 20 Jahren den ersten seiner vier EM-Titel als Athlet. Jetzt soll er als Trainer die deutschen Freistil-Ringer zum Erfolg führen.

 

Alexander Leipold ist beim Deutschen Ringer-Bund für die Freistil-Ringer verantwortlich. Foto: picture-alliance
Alexander Leipold ist beim Deutschen Ringer-Bund für die Freistil-Ringer verantwortlich. Foto: picture-alliance

Als Alexander Leipold am Dienstag zum Auftakt der ersten Heim-EM seit 20 Jahren am Mattenrand stand, wurde er fast ein wenig sentimental. "Damals in Stuttgart war ich erst 21 Jahre alt", sagte der Trainer der deutschen Freistil-Ringer beim Blick zurück auf die bisher letzten Titelkämpfe in Deutschland. Vor den heimischen Fans gewann der mittlerweile 41-Jährige den ersten seiner vier EM-Titel. Nun soll Leipold seine Nachfolger zu ähnlichen Erfolgen führen.

Diesen Job kann der zweimalige Weltmeister seit rund drei Monaten wesentlich unbeschwerter angehen. Über zehn Jahre nach der Aberkennung seines Olympiasieges von Sydney wegen angeblichen Nandrolon-Dopings wurde Leipold im Dezember des vergangenen Jahres zumindest teilweise rehabilitiert. Ein Bericht der sogenannten "Steiner-Kommission" an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) attestierte dem Bundestrainer, dass "ihm der Vorwurf eines schuldhaften Verstoßes gegen das 2000 geltende Antidoping-Regelwerk nicht zu machen ist".

Dem Bericht der unabhängigen DOSB-Kommission, die sich mit der Überprüfung von Trainern mit Dopingvergangenheit beschäftigt, hat Leipold vieles zu verdanken. Vor allem erlaubt das Urteil es dem gebürtigen Alzenauer seine Schützlinge bei den Olympischen Spielen 2012 in London zu betreuen.

"Es ist natürlich schön, wenn man schwarz auf weiß bestätigt bekommt, was man schon lange selbst weiß. Ich war mir ziemlich sicher, dass dieses Ergebnis herauskommt, denn die Steiner-Kommission ist bekannt dafür, dass sie sehr akribisch arbeitet", sagte Leipold, der stets seine Unschuld beteuert hatte, zum Ergebnis der Untersuchung.

Die Genugtuung einer Rehabilitation brauchte Leipold, der im Oktober 2009 den Posten des Bundestrainers übernommen hat, aus seiner Sicht allerdings gar nicht. "Es war oft so, dass mich viele Menschen, vor allem auch Sportler anderer Nationen, mit offenen Armen empfangen haben. Ich wurde fast überall als Olympiasieger begrüßt. Am Anfang dachte ich noch, ich müsste dazu etwas sagen, aber das musste ich nicht. Ich wurde nie in Frage gestellt", sagte der zweifache Familienvater.

Auch bei seiner Mannschaft musste Leipold seit seinem Dienstantritt nie um Anerkennung kämpfen. "Ich bin sehr schnell reingekommen. Ich habe eine tolle Truppe, die sehr gut zusammenhält und sehr leistungsbereit ist. Es macht mir großen Spaß", sagte Leipold, der gemeinsam mit seinem Team einen eigenen EM-Song mit dem aussagekräftigen Titel "Hol' Dir die Medaille in Dortmund" getextet hat.

Noch wichtiger als Podestplätze in Dortmund sind allerdings Top-Ergebnisse bei der WM im September in Istanbul. Dort qualifizieren sich nur die ersten Sechs in jeder Gewichtsklasse für Olympia. "Eine erfolgreiche Heim-EM kann Schwung Richtung WM und Olympia geben", sagte Leipold, der sich von seinen drei Schlaganfällen, die er im Jahr 2003 erlitten hat, vollständig erholt hat: "Das Ringen begleitet mich seit fast 40 Jahren. Und wenn ein Trainingspartner benötigt wird, gehe ich sogar noch auf die Matte."

(Quelle: SID)


  • Alexander Leipold ist beim Deutschen Ringer-Bund für die Freistil-Ringer verantwortlich. Foto: picture-alliance
    Alexander Leipold ist beim Deutschen Ringer-Bund für die Freistil-Ringer verantwortlich. Foto: picture-alliance