Leistungssportkonferenz mit großen Fortschritten

In Mainz tagte vom 29. bis 31. Oktober das gesamte „operative Netzwerk des deutschen Leistungssports“, wie DOSB-Vorstand Leistungssport Dirk Schimmelpfennig es nannte.

Die Diskussionrunde (v.li.) mit den Zehnkämpfern Kai Kazmirek und Niklas Kaul, Moderator Stephan Schulz-Algie und Jürgen Wagner (Trainer des Jahres 2017). Foto: Michael Heinze
Die Diskussionrunde (v.li.) mit den Zehnkämpfern Kai Kazmirek und Niklas Kaul, Moderator Stephan Schulz-Algie und Jürgen Wagner (Trainer des Jahres 2017). Foto: Michael Heinze

Das enge Zusammenspiel aller Akteure ist ein wichtiges Element der Leistungssport-Reform. Die Leistungssportkonferenz des DOSB bot für die Optimierung und Weiterentwicklung dieser Zusammenarbeit ein ideales Forum. Beteiligt waren die Bundestrainer und -trainerinnen, die Sportdirektoren und -direktorinnen der Spitzenverbände, die Olympiastützpunkt-Leiter und -Leiterinnen sowie die Leistungssportreferenten und -referentinnen der Landessportbünde. Das neue Format dieser Leistungssportkonferenz hat sich aus der Weiterentwicklung der Bundestrainer-Konferenz ergeben und wurde allseits als wichtiger Schritt in die richtige Richtung mit weiterem Potenzial eingestuft. Die Bundestrainer-Konferenz bildete als einziger zweitägiger Tagungsstrang dabei das Herzstück des Konferenzsettings.

Dass man sich darüber hinaus auf Regionale Zielvereinbarungen als verbindliches Steuerungsinstrument des Leistungssports auf regionaler Ebene verständigte, bezeichneten viele Tagungsteilnehmer als einen großen Fortschritt. Die Regionalen Zielvereinbarungen dienen vor allem dazu, den Nachwuchsleistungssport und den Spitzensport enger zu verzahnen und den Nachwuchsleistungssport bis hin zum Spitzensport zu entwickeln. Bisher gibt es ein relativ heterogenes Bild. Künftig sollen alle beteiligten Akteure des Leistungssports (Spitzenverbände, Landessportbünde, Landesfachverbände, Olympiastützpunkte) gemeinsam festlegen, welche Rahmenbedingungen an einem Standort gegeben sind bzw. geschaffen werden müssen. Dabei werden übergeordnete Verantwortlichkeiten, Richtlinienkompetenzen und Direktionsrechte genauso festgelegt wie die Aufgaben jedes einzelnen Partners.

Neben gemeinsamen Themen setzten die einzelnen Gruppen des deutschen Leistungssports innerhalb ihrer Konferenzstränge aber auch inhaltliche Schwerpunkte. Zwei Tage lang beschäftigten sich zum Beispiel die Bundestrainerinnen und -trainer intensiv mit dem Gesundheitsmanagement und seinen vier Säulen der Sporternährung, der Sportphysiotherapie, der Sportpsychologie und der Sportmedizin. Nach Vorträgen im Plenum hatten die Bundestrainerinnen und -trainer die Möglichkeiten, in Workshops ausgewählte Aspekte zu vertiefen. Die Praxisnähe dieser Workshops wird z.B. durch die konkrete Anwendung von EMS-Training und osteopathischen Behandlungsweisen unterstrichen.

Der Transfer und der Austausch unter den vertretenen Sportarten waren intensiv und auch Elemente der Selbstreflexion des eigenen Handelns konnten berücksichtigt werden – unabhängig davon, ob die vorgestellten Erkenntnisse zur Regenerationswirkung von Schlaf, die Sporternährung im Nachwuchsbereich oder die Relation von Belastung und Erholung der Inhalt waren.

Aus der Praxis berichteten dazu nicht nur Experten, sondern auch die beiden Zehnkämpfer Kai Kazmirek und Niklas Kaul sowie Jürgen Wagner, Trainer des Jahres 2017 und Trainer der Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, in einer Diskussionsrunde für alle Tagungsteilnehmer/-innen. „Maximale Qualität“ forderte Wagner für die Behandlung der Top-Sportler/-innen. Er sehe den deutschen Sport insgesamt auf einem sehr guten Weg, aber es gebe noch Punkte, die optimierbar seien: Die Honorarsätze für Ärzte, die für den deutschen Sport arbeiten, genügen aus Wagners Sicht diesem Qualitäts-Anspruch derzeit nicht, so dass beim medizinischen Personal in der Regel eine gute Portion Leidenschaft für den Sport im Spiel sein müsse.

Auch Kazmirek, der aufgrund einer Verletzung kurzfristig auf die Leichtathletik-EM in Berlin verzichten musste und seinen Startplatz an den Nachwuchsmann Kaul abgab (der daraufhin einen hervorragenden Wettkampf ablieferte und Vierter wurde), wünscht sich eine noch bessere und schnellere Unterstützung im Verletzungsfall.

Alle waren sich einig, dass es in der Praxis vor allem darum geht, die Athletinnen und Athleten für wichtige Themen wie Ernährung oder psychologische Unterstützung kontinuierlich zu sensibilisieren, um deren Potenzial nutzen zu können. Bei entsprechender Gesundheit der Athletinnen und Athleten sind die Chancen auf Topleistungen allein dadurch deutlich höher, dass eine kontinuierliche Trainings- und Wettkampfteilnahme möglich ist. Was zunächst banal klingt, ist in der Realität häufig nicht zu finden und legt nahe, dem Gesundheitsmanagement einen höheren Stellenwert beizumessen.

(Quelle: DOSB)


  • Die Diskussionrunde (v.li.) mit den Zehnkämpfern Kai Kazmirek und Niklas Kaul, Moderator Stephan Schulz-Algie und Jürgen Wagner (Trainer des Jahres 2017). Foto: Michael Heinze
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