LSV für das Saarland will sich erneuern

Das Präsidium des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) will nach der Finanzkrise seine "institutionelle Stärke" zurückgewinnen.

Adrian Zöhler ist Präsident des Landessportverbandes für das Saarland. Foto: picture-alliance
Adrian Zöhler ist Präsident des Landessportverbandes für das Saarland. Foto: picture-alliance

Das seit dem September 2018 neu gewählte Präsidium des Landessportverbandes für das Saarland hat sich unter Leitung von Präsident Adrian Zöhler seit seinem Amtsantritt eine grundlegende Erneuerung der mit 370.000 Mitgliedern größten saarländischen Organisation an Haupt und Gliedern auf die Fahne geschrieben.

„Wir wollen die institutionelle Stärke wieder gewinnen. Wir haben erkannt, dass wir den LSVS als Institution mit 51 Fachverbänden und ihren  2.100 Vereinen mit einer trotz aller Mängel nach wie vor vorbildlichen Infrastruktur inkl. der Nähe zur Universität des Saarlandes und dem Olympiastützpunkt stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken müssen.“ Bereits vor der geplanten Strukturreform hat jedes der acht Präsidiumsmitglieder die Verantwortung in einem Ressort übernommen -– also ein Arbeitspräsidium mit konkreten Aufgaben an Stelle des früher eher repräsentativen Charakters an der Spitze des Verbandes, wie es Präsidiums-Mitglied Frank Liedke ausdrückt. Seit dem Amtsantritt setzt sich die Dachorganisation des Saar-Sports für die Rückgewinnung des Vertrauens so z.B. durch mehr Transparenz ein. „Wir wollen raus aus dem Schattendasein des LSVS, den die breite Öffentlichkeit erst wahrgenommen hat, als sich die negativen Schlagzeilen rund um die Finanzaffäre häuften.“ Präsident Zöhler macht zugleich deutlich klar, dass die Zukunft nicht ohne die Aufarbeitung früherer Versäumnisse und Fehler gelingen kann. Die Saarländerinnen und Saarländer sollen, so sein Wunsch, wieder stolz auf den Dachverband aller Sportverbände sein. „Die Eltern sollen wissen, dass ihre Kinder nach wie vor bestens betreut und gefördert werden. Zudem bleibt die idyllische und dennoch verkehrstechnisch hervorragende Lage vor den Toren der Landeshauptstadt zwischen der City von Saarbrücken und der Universität ein Pfund, für das es sich zu werben lohnt.“

Die ersten acht Monate waren von einer Mischung aus Erfolgen und Rückschlägen gekennzeichnet. Die Zukunft könne nur mit einer moderneren Verbandsstruktur gewonnen werden, so der Präsident. Ein entsprechender Ausschuss erarbeitet seit Ende Februar ein Konzept, das sich an der Verbandsstruktur des Hessischen Landessportverbandes orientiert: Das Präsidium als eine Art Aufsichtsrat und darunter in voller Verantwortung zwei Hauptgeschäftsführer für den sportlichen bzw. den kaufmännisch-organisatorischen Bereich.  Zu den Aufgaben dieses Strukturausschusses gehört dabei die Erstellung einer neuen Satzung, einer Geschäfts- und Finanzordnung, einer Compliance-Regelung. „Damit treten wir auch denjenigen Kritikern entgegen, die den „Austausch von Köpfen an der Spitze des Verbandes“ als für die Zukunft nicht hilfreich und nicht ausreichend beklagen.“ Die verschiedentlich erhobene Forderung, die Verteilung der Mittel für die Sportförderung dem Landtag zu übertragen, um dadurch eine höchst-mögliche Transparenz und Kontrolle zu gewährleisten, um erst dann von einem „Ende der Strippenzieherei“ sprechen zu können, ist durch eindeutige Bekundungen der beiden Regierungsparteien CDU und SPD vom Tisch - sehr zur Genugtuung des Präsidiums, das hierdurch eine politische Einflussnahme befürchtete. Die Präsentation der geplanten neuen Struktur im Rahmen der Vorstandssitzung der Fachverbände fiel überwiegend auf fruchtbaren Boden.

Parallel hatte das Präsidium damit begonnen, ein Sanierungskonzept umzusetzen, das natürlich wohl nicht allen gefallen konnte. Mit Widerstand war zu rechnen. „Wir haben jedoch keine andere Wahl.“ Zum Konzept gehöre die Überprüfung aller Arbeitsfelder. Von einer „Feinjustierung der Kernkompetenzen“ spricht Zöhler in diesem Zusammenhang: Über die Auslagerung und/oder Fremdvergabe (Gebäude-Reinigung, Buchhaltung etc.) wolle man versuchen, Einsparungen zu erzielen, um zusätzliche Etatmittel zugunsten des Sports zu erwirtschaften. So zum Beispiel bei der Reform der Parkplatzbewirtschaftung, die zum 1. März eingeführt wurde. Nach wie vor geht das Präsidium davon aus, den Verbänden 2019 die gleichen Toto-Mittel zur Verfügung stellen zu können wie im Vorjahr.

Zum neuen Engagement gehört auch das eigentlich selbstverständliche Kümmern um scheinbare Kleinigkeiten. „Wo dringend Abhilfe geschaffen werden muss, werden wir trotz der finanziellen Schieflage und des derzeitigen Sanierungsstaus sofort aktiv.“ So haben sich die Verantwortlichen mit einem mittleren fünfstelligen Betrag erfolgreich um die Beseitigung der in einigen Gästezimmern entdeckten Schimmelbildung und die durch Wildtauben aus den nahen Wäldern verursachten Verunreinigungen gekümmert. Zöhler: „Inzwischen sind alle Zimmer wieder in einem einwandfreien Zustand.“ Die drei Unterkunftshäuser der Landessportschule mit insgesamt 45 Zimmern wurden grundgereinigt und neu gestrichen. Neue Vorhänge und Matratzen laden Sportler und Gäste zum Verweilen und Übernachten ein. Zwei neu gestaltete Aufenthaltsräume, davon einer mit Billardtisch und Darmscheibe, bieten den Besucherinnen und Besuchern zudem die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.

Auch beim Thema FSJ ist der LSVS einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. So wurde beschlossen, die Organisation des FSJ an einen großen Sportverband auszulagern, und zwar an den Saarländischen Fußballverband. „Somit ist auch dieses Thema in trockenen Tüchern“, so Präsident Zöhler. 

Wichtigster Meilenstein in der bisherigen Amtszeit des Präsidiums ist jedoch die Mitte Mai - endlich - erfolgte  Unterschrift unter den Kreditvertrag mit der Landesbank (SaarLB). Mit der Darlehenszusage über 13,9 Mio. Euro kann der Sanierungsprozess der Sportschule  nunmehr  in Angriff genommen werden. Präsident Zöhler sprach folgerichtig auch von „einem guten Tag für den Saar-Sport“. Und fügte vor laufenden Kameras hinzu: „Nun gilt es in den nächsten Wochen mit der Erstellung einer neuen Satzung und der Schaffung neuer Strukturen auf diesem soliden Fundament neu aufzubauen.“ Die Sanierung des LSVS war aufgrund der seit Jahren bestehenden wirtschaftlichen und finanziellen Schieflage des LSVS einhergehend mit einem strukturellen Defizit von 2,5 Mio. Euro pro Jahr erforderlich geworden - wie es in der offiziellen Pressemeldung des Verbandes in Kooperation mit dem Konsolidierungsberater RA. Michael J.W. Blank heißt. Mit den Darlehensmitteln werden „Altverbindlichkeiten“ von insgesamt ca. 3,9 Mio. Euro finanziert, Verbindlichkeiten in Höhe von rund sieben Mio. Euro gegenüber der Sportplanungskommission beglichen und in einer Größenordnung von ca. drei Mio. Euro der Sanierungs- und Instandhaltungsstau beseitigt. Aufgrund eines Beschlusses der Sportplanungskommission vom Oktober 2018 ist der LSVS somit in der Lage, insgesamt zehn Mio. Euro in die Gebäude und die Infrastruktur der Hermann Neuberger-Sportschule investieren zu können, um weiterhin beste Trainingsmöglichkeiten den Sportlerinnen und Sportlern anzubieten. Fazit des Präsidiums: „Wir können endlich wieder über Sport reden, die Bundesstützpunkte weiter entwickeln - in Kooperation mit den Olympiastützpunkten, der Universität, den Eliteschulen.“ Und das ist ja schließlich die Kernaufgabe einer Landessportschule und ihrer Verantwortlichen.

(Quelle: LSVS / Rolf-Dieter Ganz)


  • Adrian Zöhler ist Präsident des Landessportverbandes für das Saarland. Foto: picture-alliance
    Adrian Zöhler ist Präsident des Landessportverbandes für das Saarland. Foto: picture-alliance