Medikamentenmissbrauch im Sport weit verbreitet

Beobachtungen der letzten Jahre haben ergeben, dass viele Sportler Medikamente einnehmen, für die keine medizinische Notwendigkeit besteht (Medikamentenmissbrauch).

Viele Schmerzmittel fallen nicht unter Doping können aber zu erheblichen körperlichen Schäden führen. Foto: picture-alliance
Viele Schmerzmittel fallen nicht unter Doping können aber zu erheblichen körperlichen Schäden führen. Foto: picture-alliance

Dennoch glauben viele Sportler, sie könnten mit diesen, zum Teil rezeptfreien Medikamenten ihre Leistung und ihr Befinden beim Sport verbessern. Das ist wissenschaftlich nicht gesichert und deshalb zu unterlassen – sagen die deutschen Sportmediziner (Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention). Wer Schmerzen hat, sollte in jedem Fall zunächst einen Arzt oder Sportarzt aufsuchen, wer verletzt ist, sollte seine Blessur auskurieren und auf andere Sportarten wie Aquajogging ausweichen. Schmerzen sind ein Warnzeichen des Körpers und müssen beachtet werden. Wer dennoch Sport treibt, riskiert langfristige Schäden. Wundermittel bei Verletzungen gibt es nicht. Auch Spitzensportler müssen später gesundheitliche Beeinträchtigungen hinnehmen, wenn sie bei Verletzungen schnell und oft mit Schmerzmitteln wieder auf dem Platz oder der Laufbahn stehen.

Medikamentenmissbrauch im Freizeit- und Breitensport muss kein Doping sein, weil nicht gegen die Liste der Nationalen Anti Doping Agentur der verbotenen Substanzen und Methoden verstoßen wird. Dennoch stellt er ein hohes Gefährdungspotential für die Gesundheit dar. In verschiedene Veröffentlichungen im deutschen Ärzteblatt, der EU Medikamentenbehörde (EMA) sowie der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft wird insbesondere vor der Einnahme von Schmerzmittel gewarnt, allem voran Diclofenac. Dabei sind Gel und Salbe ausgenommen. Es ist nicht gesichert, dass diese sogenannten nichtsteroidalen Schmerzmittel überhaupt eine Verbesserung oder schmerzfreie Leistung zum Beispiel beim Marathonlauf ermöglichen. Bei Verschiebungen im Salzhaushalt, die bei langen Ausdauerleistungen vorkommen, können Schmerzmittel sogar zu akuten Schäden führen.

Bei längerer Einnahmedauer und besonders bei möglichen Erkrankungen können Herz- und Nierenschäden auftreten. Sehr gefährlich können Schäden an der Magenschleimhaut mit nachfolgenden Blutungen durch Schmerzmittel sein. Es wird dringend abgeraten, ohne medizinische Notwendigkeit solche Präparate einzunehmen. Patienten mit Herzkrankheiten, Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit sind ebenfalls durch diese Schmerzmittel gefährdet, sodass auch im Freizeit- und Patientensport von der Einnahme abgeraten wird.

Seltener ist der Missbrauch anderer Substanzen wie Diuretika (harntreibende Mittel) zur Gewichtsabnahme oder von Beruhigungsmittel zur Vermeidung von Zittern. Nahrungs­ergänzungsmittel und Kreatinin stellen eine Grauzone dar. Hier bestehen vor allem Gefahren durch Verunreinigungen.

Auch Breitensportler greifen zu Dopingmitteln

Auch Breitensportler greifen in niedrigem Prozentsatz zu den Mitteln, die bei Leistungssportlern unter Doping fallen. Hier können kurz- und langfristig erhebliche gesundheitliche Schäden (gravierende Herzprobleme, Magen-Darmtumoren) auftreten. Die vorzeitigen Todesfälle einiger Spitzensportler sollten eine Warnung sein.

Ein weiteres Problem ist die Einnahme von Substanzen, mit denen die Hirnfunktion verbessert werden soll, wobei der Begriff Hirndoping unzutreffend ist. Auch hier liegt ein klarer Medikamentenmissbrauch vor. So werden im Studium oder zur Examensvorbereitung wie auch in anstrengenden Berufen Koffein, Ginkgopräparate oder Methylphenidate (Ritalin) ohne medizinische Notwendigkeit eingenommen.

Der Appell richtet sich somit an die Breitensportler, keine Medikamente ohne Not zu nehmen. Und Apotheker sollten Sportler beraten und keine rezeptfreie Medikamente aushändigen („Das hilft schon.“).

(Quelle: DGSP)


  • Viele Schmerzmittel fallen nicht unter Doping können aber zu erheblichen körperlichen Schäden führen. Foto: picture-alliance
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