Mit 90+ eine echte Sportskanone

Roland Wiedemann will mit 95 Jahren sein 31. Deutsches Sportabzeichen ablegen.

Roland Wiedemann ist mit fast 95 Jahren immer noch ein passionierter Sportler (Foto: Herta Wiedemann)
Roland Wiedemann ist mit fast 95 Jahren immer noch ein passionierter Sportler (Foto: Herta Wiedemann)

„Sport und Reisen sind meine großen Leidenschaften. Ich habe jede Sportart ausprobiert, außer Golf", sagt Roland Wiedemann und lacht. „Mein Geld habe ich lieber für Tauchen und Reisen ausgegeben als für Golfschläger." 

Am 6. Mai wird der frühere Kaufmann 95 Jahre alt, seine Frau Herta ist acht Jahre jünger. Erst seit kurzer Zeit macht sich bei dem passionierten Sportler das Alter bemerkbar. „Wenn die Gesundheit mitspielt, will ich auf jeden Fall auch 2019 wieder zum Deutschen Sportabzeichen antreten. Seit ich im Ruhestand bin, habe ich die Prüfungen dafür jedes Jahr abgelegt und immer mit Bestwerten bestanden. Ich muss also nie überlegen, wie lange ich nicht mehr arbeite. Dieses Jahr werden es 31 Jahre." 

Erst im November wurde ihm bei der Sportabzeichen-Feier im Skiclub Heddesheim sein 30. Deutsches Sportabzeichen in Gold überreicht. Als Nachweis seiner „Ausdauer" hatte er die 200 Meter in 5 Minuten und 50 Sekunden zurückgelegt, auch die „Schnelligkeit" deckte er mit Schwimmen ab und kam über 25 Meter mit einer Zeit von 28,3 Sekunden ins Ziel. In der Disziplin „Kraft" hatte er den Medizinball 7,70 Meter weit geworfen und die Prüfung im Bereich „Koordination" mit 26 Durchschlägen im Seilspringen absolviert. Kein Wunder, dass Roland Wiedemann für viele ein Vorbild ist und jede Menge Anerkennung für seine sportlichen Erfolge bekommt.

Ein sportliches Allround-Talent

Warum er bis ins hohe Alter ein leidenschaftlicher Sportler geblieben ist, das liegt nach seiner Einschätzung daran, dass er schon als Junge mit dem Sport angefangen und nie wieder aufgehört hat. „Früher war ich beim Sport oft der Jüngste, heute bin ich der Älteste", scherzt der 94-Jährige.

„Mein Motto ist: ‘Fange nie an aufzuhören, und höre nie auf anzufangen'", beschreibt Roland Wiedemann seine Motivation und liefert gleich ein paar Beispiele mit: Früher hat er Handball gespielt und nahm allein drei Mal beim Schonach-Belchen-Skilanglauf über 100 Kilometer teil. In Heddesheim war er der erste Surfer auf dem Badesee. 1981 gründete er dort eine Radsportgruppe, die heute noch aktiv ist. Er selbst machte auch immer wieder weite Touren mit dem Rennrad. 1985 bildete das Stilfser Joch mit über 2.750 Metern den Höhepunkt seiner Reise. Im Alter von 74 Jahren machte er allein auf dem Rennrad eine Tour durch neun verschiedene Länder. 

Neben dem Rennrad war ihm das Tauchen immer am allerliebsten. Beim Heidelberger SV Nikar hat er die Tauchabteilung geleitet und seinen Schützlingen das Tauchen beigebracht. Er selbst musste diesen Sport allerdings im vergangenen Jahr aufgeben, weil die Ohren nicht mehr mitspielen.

„Ich war in allen Weltmeeren tauchen und komme auf über 1.000 Tauchgänge", so Roland Wiedemann. Seinen ersten Tauchkurs hat er 1962 auf Korfu gemacht. Auf den Malediven, die als Tauchparadies gelten, war er zusammen mit seiner Frau so oft, dass er sogar Dhivehi gelernt hat, die Sprache der Einheimischen. In den letzten Jahren wurden die beiden, wenn sie auf den Malediven ankamen, häufig mit einem Tanz begrüßt. Besonders gerne ging Roland Wiedemann im Januar und Februar im Indischen Ozean auf Tauchgang. „Dann kommen nämlich die Mantas, um sich von den Putzerfischen putzen zu lassen. Das hat mir immer besonders gut gefallen."

Immer in Bewegung

Auch beruflich blickt Roland Wiedemann auf ein bewegtes Leben zurück. Nach dem Abitur in der NS-Zeit meldete er sich freiwillig zu den Fallschirmjägern und wurde in Afrika eingesetzt. Dort geriet er in Gefangenschaft der US-Armee und verbrachte drei Jahre als Kriegsgefangener in einem Lager in Texas. Nachdem er entlassen wurde, kehrte er nach Deutschland zurück, wo er zuerst für die US-Armee arbeitete, bevor er mit 32 Jahren eine Ausbildung zum Großkaufmann machte. Danach arbeitete in mehreren Import-Export-Firmen und stieg bis zum Prokuristen auf. 

Seit vier Jahren lebt er mit seiner Frau Herta in der Seniorenresidenz Augustinum in Heidelberg, wo es ein vielfältiges Sport- und Kulturangebot gibt. „Wir haben uns die Anlage gezielt ausgesucht, unter anderem weil sie über ein eigenes Schwimmbecken verfügt und viel Sport auf dem Programm steht. Es gibt auch einen Gymnastikraum mit verschiedenen Geräten zum Kraft- und Fitnesstraining. Heute morgen war ich schon bei 'Körper fit'. Danach habe ich im Englisch-Konversationskurs englische Tageszeitungen gelesen und mich dann mit den anderen in der Gruppe auf Englisch darüber unterhalten", erzählt Roland Wiedemann.

Vor dem Ruhestand hat ihn das Deutsche Sportabzeichen nicht wirklich gereizt, aber seit er es vor 30 Jahren zum ersten Mal ausprobiert und auf Anhieb bestanden hat, ist er ihm treu geblieben. Jetzt hofft Roland Wiedemann, dass er bald wieder fit genug ist, um das Deutsche Sportabzeichen auch dieses Jahr abzulegen.

(Quelle: wirkhaus.berlin)


  • Roland Wiedemann ist mit fast 95 Jahren immer noch ein passionierter Sportler (Foto: Herta Wiedemann)
    Roland Wiedemann ist mit fast 95 Jahren immer noch ein passionierter Sportler (Foto: Herta Wiedemann)
  • Beim Seilspringen erreichte Roland Wiedemann 2018 im Bereich Koordination die Wertung für das Deutsche Sportabzeichen in Gold (Foto: Herta Wiedemann)
    Beim Seilspringen erreichte Roland Wiedemann 2018 im Bereich Koordination die Wertung für das Deutsche Sportabzeichen in Gold (Foto: Herta Wiedemann)
  • Über 1.000 Tauchgänge hat Roland Wiedemann in allen Weltmeeren absolviert (Foto: privat)
    Über 1.000 Tauchgänge hat Roland Wiedemann in allen Weltmeeren absolviert (Foto: privat)