Mit deutscher Unterstützung 1.200 Trainer und Lehrer ausgebildet

Nelson Matongorere, der technischen Direktor des simbabwischen Fußballverbandes (ZIFA) war zu Gast beim Internationalen Trainerkongreß in Augsburg.

Matongorere und Pagels beobachten das Geschehen auf einem Trainerlehrgang in Simbabwe (c) Curtius/DOSB
Matongorere und Pagels beobachten das Geschehen auf einem Trainerlehrgang in Simbabwe (c) Curtius/DOSB

Vermittelt hatte diese Teilnahme der Leiter des Langzeitprojektes Fußball in Simbabwe, Auslandsexperte Klaus-Dieter Pagels, der im Auftrage des Auswärtigen Amtes (AA), des DOSB und DFB seit zwei Jahren in Harare stationiert ist, um als technischer Berater der ZIFA an der Weiterentwicklung des Jugend - und Frauenfußballs unterstützend mitzuwirken. Klaus-Dieter Pagels führte dieses Interview nach der Rückkehr Matongoreres nach Simbabwe.

Nelson, zum 1. Mal warst du Teilnehmer eines Internationalen Trainerkongresses des BDFL in Deutschland. Wie war dein Eindruck?

NELSON MATONGORERE:  Zu allererst hat mich der überaus warmherzige Empfang aller am Kongress beteiligten Trainer und Helfer beeindruckt. Es begann schon am Frankfurter Airport, als mich dein Freund und Trainerkollege Milovan Markovic aus Dieburg abholte, um mich dann in seinem Auto sicher nach Augsburg zu bringen. Diese Fahrt gab mir die Möglichkeit einer tollen Sightseeing Tour durch Süddeutschland. Von Beginn an fühlte ich mich sehr willkommen.

Welche Unterschiede gibt es deiner Meinung nach zwischen Deutschland und Simbabwe hinsichtlich der Durchführung einer solchen Veranstaltung mit ca. 900 Teilnehmern?

Der Unterschied liegt ganz klar in den vorhandenen Möglichkeiten. Befreundete Länder in Afrika und auch Simbabwe können den hier präsentierten Standard leider nicht bieten. Die Planung war perfekt, weil rechtzeitig begonnen. Manchmal passiert einiges bei uns erst in letzter Minute und dann wird improvisiert.

Beschreibe bitte in kurzen Worten die augenblickliche Situation des simbabwischen Fußballs.

Generell hat sich einiges verbessert. Trotzdem bedarf es noch größerer Anstrengungen, um ein höheres Level zu erreichen. Mehr Fortbildungsmaßnahmen in allen zum Fußball gehörenden Bereichen sind unbedingt nötig.Weiter müssten diese Programme besser koordiniert werden. Verstärkt muss darauf geachtet werden, die passenden Leute hinsichtlich ihrer Qualifikation in die richtigen Positionen zu bringen. Im Frauenfußball sind wir da schon auf einem guten Weg.

Welche Auswirkungen hat deiner Meinung nach das Langzeitprojekt des deutschen AA, DOSB und DFB auf die Entwicklung des Fußballs in Simbabwe?

Ich bin sehr froh, dass diese Partnerschaft zwischen Deutschland und Simbabwe zustande gekommen ist. Im Rahmen unserer "Grassroots-Programme" war es möglich, durch die deutsche Unterstützung ca. 1.200 Trainer und Lehrer für den Bereich Jugendfußball auszubilden.

Durch die finanzielle Hilfe haben wir eine U14 Jungen Nationalmannschaft bilden können. Das hat es bisher in Simbabwe noch nicht gegeben. Gleichzeitig wurde die Damennationalmannschaft durch effektives Training auf ein höheres Niveau gebracht. Ich erinnere nur an das Trainingslager in Stade. In Freundschaftsspielen gegen die deutsche Studentinnen-Nationalmannschaft und die Damenbundesligamannschaft des Hamburger SV haben die " Mighty Warriors " jeweils ein Unentschieden erreicht und auch deshalb großes Ansehen in Simbabwe erworben. Erwähnenswert ist auch die Teilnahme drei unserer Trainer an dem englischsprachigen Trainerkurs in Hennef, den der DFB mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes jedes Jahr durchführt. Dieser Lehrgang hat in Simbabwe eine große Bedeutung und wird hoch bewertet.

Nelson, ich weiß, daß du gut durchdachte, konkrete Pläne zur Förderung des Jugendfußballs in der Schublade hast. Woran scheitert die Einführung der von dir entwickelten Strukturen?

Da sind einige Faktoren für verantwortlich. Der Jugendfußball braucht kompetente Trainer mit Erfahrung. Nicht nur im fußballerischen Bereich sondern ganz besonders hinsichtlich der Pädagogik. Optimal für simbabwische Verhältnisse wäre ein älterer, erfahrener Coach mit einem jungen Assistenztrainer, der von seinem Headcoach lernen kann und bereit dazu ist. Im Administrationsbereich sollten nur Menschen arbeiten, die dem Fußball verbunden sind und eine Leidenschaft dafür in sich tragen. Ein großer Nachteil, um den Jugendfußball weiter zu bringen, sind die fehlenden Sponsoren. Ohne Geld kann zum Beispiel der Transport zu den Spielen nicht durchgeführt werden. Die Mannschaften haben zum Teil kein Ballmaterial, ganz zu schweigen von Trikots oder Schuhen.

Im Frauenfußball hat Simbabwe in sehr kurzer Zeit beachtliche Erfolge erzielt. Wo liegen da die Gründe?

Hier sind die Sponsoren der Schlüssel. Die Verbandsabteilungsleiterin für Frauenfußball hat eine sehr enge persönliche Beziehung zu einigen Großsponsoren. Die Seniorinnennationalmannschaft und die U20 sowie die gesamte Frauenliga haben einen gemeinsamen Sponsor, der alle anfallenden Kosten für den Spielbetrieb übernimmt. Simbabwe hat ferner ein großes Potential an tollen Talenten im Mädchenfußballbereich. Zu den Länderspielen kommen immer 30.000 Zuschauer. Das Rufaro Stadion ist grundsätzlich bei diesen Spielen ausverkauft.

Der Schulfußball spielt in Simbabwe eine große Rolle, wird aber nur in einigen Schulen angeboten. Gespräche über ein ganzjähriges Angebot werden zwar geführt, bringen aber keine Ergebnisse. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Die wirtschaftliche Situation in Simbabwe kann nicht wirklich als besonders gut bezeichnet werden. Um Sportprogramme von Seiten der Regierung zu fördern, benötigt man Geld. Der Minister für Sport und Kultur setzt da natürlich seine Prioritäten bei der akademischen Ausbildung der Kinder.

Wer als Trainer aus Europa nach Simbabwe kommt, ist begeistert über die hohe Anzahl von Kindern und Jugendlichen ( Mädchen inbegriffen ), die über ein hohes technisches Können am Ball verfügen.

Im Seniorenalter fällt es vielen allerdings schwer, im obersten nationalen oder internationalen Bereich erfolgreich zu sein. Welche Gründe sind dafür verantwortlich?

Da müssen wir uns zum Teil die Lebensumstände der Sportler vor Augen führen. Dazu gehört gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf. Denken wir an die sportliche Ausbildung im taktischen Bereich.

Die Trainerausbildung erfolgt von einer Lizenz zur anderen viel zu schnell. Das heißt, die Trainer sammeln kaum Erfahrung in der praktischen Arbeit. Viele Profivereine trainieren nur einmal am Tag. Die fehlende Erfahrung der Trainer hinsichtlich des taktischen Trainings wirkt sich natürlich leistungsmindernd bei den von ihnen trainierten Spielern aus. Diese haben es dann, trotz aller überragenden Fähigkeiten im technischen Bereich, im professionellen Fußball schwer.

Was muss geschehen, um die vielen Talente weiter zu entwickeln, damit internationale Erfolge möglich sind?

Den Trainern sollte während ihrer Ausbildung mehr Zeit eingeräumt werden, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Bei der Selektion von Auswahlmannschaften muß im ganzen Land gesichtet werden. Der Verband muss in allen 10 Provinzen Akademien einrichten, die von hauptamtlichen Verbandstrainern betreut werden. Regelmäßige Turniere der Provinzmannschaften müssen durchgeführt werden. Nur so kann es weiter gehen.

In Augsburg haben wir auch unseren besten simbabwischen Nationalspieler Knowledge Musona besucht, der beim FC Augsburg unter Vertrag ist. Was gibst du Musona hinsichtlich seiner Karriere für einen Rat, um ein fester Bestandteil der Bundesliga zu werden?

In erster Linie rate ich ihm, immer positiv zu denken. Weiter sollte er sich nur professionell verhalten. Damit meine ich: Seinen Lebensstil dem Profisport unterordnen und unaufhörlich daran arbeiten, sich stetig zu verbessern.

Nelson, ich bedanke mich für deine interessanten Ausführungen und deinen nimmermüden Einsatz, den simbabwischen Fußball auf ein höheres Niveau zu bringen. 

(Quelle: DOSB/Klaus-Dieter Pagels)


  • Matongorere und Pagels beobachten das Geschehen auf einem Trainerlehrgang in Simbabwe (c) Curtius/DOSB
    Matongorere und Pagels beobachten das Geschehen auf einem Trainerlehrgang in Simbabwe (c) Curtius/DOSB
  • Matongorere und Pagels beraten sich auf einem Trainerlehrgang in Simbabwe (c) Curtius/DOSB
    Matongorere und Pagels beraten sich auf einem Trainerlehrgang in Simbabwe (c) Curtius/DOSB
  • Matongorere und Pagels im Rufaro-Stadion / Harare, Simbabwe (c) Pagels
    Matongorere und Pagels im Rufaro-Stadion / Harare, Simbabwe (c) Pagels