NADA-Workshop: Athleten haben Recht auf sauberen Sport

Junge Sportler müssen von vorneherein "Nein" zu Doping sagen. Wie das erreicht werden kann, stellte die NADA beim Journalisten-Workshop in Bonn vor.

Die künftige Sportlergeneration muss Sport ohne Doping als das Normale empfinden. Foto: picture-alliance
Die künftige Sportlergeneration muss Sport ohne Doping als das Normale empfinden. Foto: picture-alliance

ARD und ZDF sowie die meisten deutschen Medienhäuser haben sich beim Journalisten-Workshop der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) über den aktuellen Stand der Dopingbekämpfung informiert. 75 Workshop-Teilnehmer erfuhren am vorigen Donnerstag in Bonn aus erster Hand mehr über neueste Trends und zukünftige Maßnahmen gegen Leistungsmanipulationen. Unter anderem stellte die NADA das Modell der Task-Force vor, die als interdisziplinäres Organ der sportwissenschaftlichen, medizinischen und juristischen NADA-Experten dazu beitragen soll, die Effizienz des Doping-Kontroll-Systems zu steigern. Das Umfeld der Doper rückt damit stärker ins Visier der Recherchen.

Einblicke in das neue Zwei-Säulen-Modell

Die neue NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann gab einen Einblick in das Zwei Säulen-Modell der NADA (Doping-Kontroll-System, Prävention) und wagte einen Ausblick in die Zukunft. Intelligente Kontrollen und Analysemethoden einerseits sowie die Arbeit mit jungen Sportlern und ihrem Umfeld andererseits sind die wichtigsten Themen. Andrea Gotzmann plädierte für verstärkte Bemühungen in der Prävention: „Wir müssen die jungen Sportler von heute stark machen und so erziehen, dass sie von vorneherein entschieden ,Nein´ zu Doping sagen.“ Im Bewusstsein der Sportler müsse verankert werden, „das Sport ohne Doping das Normale ist und die Athleten ein Recht auf sauberen Sport haben“. Die Weiterentwicklung von Blutpass-Programm und Steroidprofilen nannte sie als Kernaufgabe des Doping-Kontroll-Systems.

NADA-Vorstandsmitglied Lars Mortsiefer erklärte die 2011 eingerichtete Task-Force. Diese soll das sogenannte Ergebnismanagement effektiver gestalten. Durch die Zusammenarbeit und Kooperation mit den staatlichen Ermittlungsbehörden, dem BKA sowie den Zollbehörden und den WADA-akkreditierten Laboren in Köln und Kreischa werden vorliegende Hinweise, Indizien und Spuren zu möglichen Verstößen gegen Anti-Doping-Bestimmungen systematischer und gezielter zusammengetragen und ausgewertet. „So wird es uns eher gelingen, auch an die Hintermänner zu kommen“, sagte der NADA-Chefjustiziar.

Zusammenarbeit mit der ABDA wird fortgesetzt

Eine Neuauflage der erfolgreichen „Olympia-Apotheke“ gibt es 2012 in London. Nach der erfolgreichen Premiere bei den Winterspielen 2010 in Vancouver wird in Zusammenarbeit mit der ABDA – Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände auch bei den Sommerspielen des kommenden Jahres die NADA-Apothekerin den deutschen Athleten und Gästen des Deutschen Hauses mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mathias Arnold, Mitglied im Gesamtvorstand der ABDA, erläuterte gemeinsam mit NADA-Apothekerin Anja Scheiff die präventiven Maßnahmen der Zusammenarbeit zwischen NADA und der Spitzenorganisation der etwa 59.000 deutschen Apothekerinnen und Apotheker.

Lebhaft Abschlussdiskussion

Die abschließende Podiumsdiskussion widmete sich der Frage: „Noch 273 Tage – Sieht London saubere Spiele?“ Die Einschätzungen zur Wirksamkeit von Kontroll-System und Präventionsmaßnahmen schwankten in einer lebhaften Abschlussdiskussion des NADA-Journalisten-Workshops zwischen Optimismus und Skepsis. Nach Meinung von Andrea Gotzmann werden viele Dopingsünder vor dem Auftakt der Spiele in London aussortiert sein: „Ich glaube, dass wir aufgrund der verbesserten Nachweismethoden einige schwarze Schafe schon vor Olympia erwischen. Darauf zielen alle Dopingkontrollprogramme auf nationaler und internationaler Ebene ab.“

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt meinte: „Man kann nie sagen, dass Spiele sauber sind, auch wenn es keine positiven Proben gibt.“ Der Autor des prämierten Films „Olympia im Reich der Mittel: Doping in China“ glaubt, dass der Leistungsrückgang der vergangenen Jahre in einigen messbaren olympischen Sportarten einen gewissen Erfolg der intensivierten Dopingbekämpfung zeige. „Aber wir dürfen uns nichts vormachen“, sagte Seppelt: „Wenn wir sehen, wie die Spiele zelebriert werden, stecken die Athleten im ständigen Interessenkonflikt, Höchstleistung zu bringen, aber nicht dopen zu sollen.“

Der zweimalige Ironman-Hawaii-Sieger Normann Stadler, der seine Karriere nach einer Herzoperation im Sommer 2011 beenden musste, erklärte im Rückblick, er habe die Belastungen durch das aufwendige Kontroll- und Meldesystem als grundlegenden Bestandteil des modernen Spitzensports begriffen. „Ich habe jederzeit voll dahinter gestanden“, erklärte der 38-Jährige: „So konnte ich immer etwas vorweisen.“

(Quelle: NADA)


  • Die künftige Sportlergeneration muss Sport ohne Doping als das Normale empfinden. Foto: picture-alliance
    Die künftige Sportlergeneration muss Sport ohne Doping als das Normale empfinden. Foto: picture-alliance